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Aus: Ausgabe vom 26.10.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Audi Brussels

Audi verbrennt Zulieferer

Brüssel: Werk von Volkswagen-Tochter vor dem Aus. Mehrere Zulieferbetriebe haben nun Entlassungen angekündigt
Von Gerrit Hoekman
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Audi-Arbeiter protestieren schon lange gegen die Schließung in Vorst: Deren Folgen treffen indes nicht nur sie (Brüssel, 9.9.2024)

Sollte Autohersteller Audi sein Werk im belgischen Vorst dichtmachen, stünden 3.000 Beschäftigte der Volkswagen-Tochter Audi Brussels und 1.000 Beschäftigte bei den Zulieferern auf der Straße. Am Mittwoch sprach ihnen der Arbeitsminister der Region Brüssel, Bernard Clerfayt, Mut zu. Der Nachrichtenagentur Belga zufolge geht Clerfayt davon aus, die meisten würden schnell eine neue Anstellung in der Industrie finden – in Brüssel, Flandern und der Wallonie soll es 5.800 freie Stellen geben.

Was die Beschäftigten beim Zulieferer Snop Automotive in Gent angeht, ist Marc Staelens von der sozialistischen Gewerkschaft ABVV-FGTB weniger zuversichtlich. Viele von ihnen stammten aus Afrika »und werden nicht einfach so eine andere Arbeit finden«, widerspricht er dem Minister. So einfach sei das nicht, der Automobilsektor sei schließlich weltweit unter Druck. Bei Snop stehen 150 Jobs auf dem Spiel.

Das Unternehmen produziert nach eigenen Angaben unter anderem die »qualitativ anspruchsvollen« Außenhautteile für »sehr bekannte Automobilhersteller«. Genau genommen nur für einen: Audi Brussels. 2003 baute Snop Automotive ein neues Werk in Gent. Auf die »grüne Wiese«, wie es hieß. Laut Gewerkschaften ist Snop mit seinen etwa drei Dutzend Standorten in Europa, zwei in Marokko und einem in China als Gesamtbetrieb wirtschaftlich gesund. In Deutschland produziert Snop etwa im alten Trabant-Werk in Zwickau.

Audi in Belgien als Kunden zu verlieren, bringt das Unternehmen wohl nicht stark ins Wanken. Nur für die 150 Werktätigen in Gent wird es demnächst finanziell ungemütlich. »Snop hält sich an den Vertrag und wird also weiterhin die Teile liefern. Nur sind es nicht mehr so viele wie früher«, sagte Gewerkschafter Staelens vergangene Woche gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Sender VRT Nws. Einige Beschäftigte wären schon seit Wochen freigestellt.

Allein in der vergangenen Woche gaben bereits drei Zuliefererfirmen Entlassungen bekannt. Bei Imperial Logistics stehen 295 Arbeitsplätze auf der Kippe. Das Unternehmen gehört seit Februar 2022 vollständig zu DP World, einem der größten Betreiber für Containerhäfen weltweit, mit Sitz in Dubai, Vereinigte Arabische Emirate. Das ebenfalls international agierende Logistikunternehmen Rhenus Automotive kündigte unterdessen an, seine Dependance in Vorst ganz zu schließen. Mit den 128 Betroffenen wird anscheinend schon über einen Sozialplan verhandelt.

Ein Weltkonzern wie Volkswagen bietet Planungssicherheit: Das Werk in Vorst besteht schon seit 70 Jahren. Will der einzige Kunde, wie aktuell Audi, seine Produktion aber auslagern, stehen bei den lokalen Zulieferern die Stellen zur Disposition. Allein im Umfeld von Audi Vorst sollen es um die 1.000 sein. Niemand habe »wirklich in der Hand«, was gerade bei Audi passiert, kommentierte Gewerkschafter Staelens. Nun wird über einen Sozialplan verhandelt, der etwa die Abfindungen für die Belegschaft regeln soll. Die Gespräche mit Snop verliefen bislang positiv, so Staelens.

Die Belegschaft bei Audi in Vorst weiß hingegen immer noch nicht, wann das Werk endgültig geschlossen wird. Offenbar will Audi Brussels die Werktätigen mit immer neuen Windeiern so lange wie möglich bei der Stange halten. »Sie wollen noch ein paar Autos produzieren und dann Brüssel so schnell wie möglich loswerden«, sind sich viele Werktätige laut VRT Nws einig.

Der Glaube, die Produktion im Werk in Vorst könne nach der Audi-Ära mit einem neuen Investor weitergehen, ist inzwischen der Einsicht in die bittere Realität gewichen. »Wir hatten noch einige Alternativen auf dem Tisch, die wir prüfen wollten, aber auch die haben kein Potential, wie sich herausstellt«, erzählte Ronny Liedts von der christlichen Gewerkschaft ACV-CSC vergangene Woche in der Tageszeitung Het Laatste Nieuws. Er persönlich habe da »nicht mehr viel Hoffnung«.

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