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Aus: Ausgabe vom 23.08.2024, Seite 1 / Titel
Arbeitsplatzvernichtung

Jobkiller am Werk

Thyssen-Krupp-Chef López will Stahlsparte halbieren. IG Metall und Betriebsrat leisten Widerstand
Von Sebastian Edinger
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Protest von Stahlarbeitern von ThyssenKrupp vor der Villa Hügel in Essen, wo die Krupp-Stiftung ihren Sitz hat (21.6.2024)

Im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung kommende Woche spitzt sich der Konflikt um die Zukunft der Stahlsparte der Thyssen-Krupp AG weiter zu. Denn die Kahlschlagpläne von Konzernchef Miguel Ángel López Borrego gehen offenbar deutlich weiter als bisher angenommen. »Stahl würde halbiert. Ein Horror«, heißt es bei der IG Metall. Die Gewerkschaft geht davon aus, dass durch die aktualisierten Umbaupläne die Stahlproduktion von gut elf auf fünf bis sechs Millionen Tonnen im Jahr gedrosselt würde. »Wir müssen uns wehren und López stoppen – jetzt«, heißt es in einem Schreiben.

Denn die Folgen der Umsetzung von López’ Plänen wären weitreichend: Bei einer derart drastischen Reduktion der Produktionsmenge müssten mehrere Hochöfen und weiterverarbeitende Anlagen dichtgemacht werden. Auch der Betriebsrat ist alarmiert: Am Donnerstag wurden vor den Werkstoren mobile Büros eröffnet, um die Beschäftigten über die Kürzungsvorhaben der Konzernführung und die bevorstehende Auseinandersetzung zu informieren. »Auch während der Arbeitszeit darf jeder kommen«, hatte Betriebsratschef Ali Güzel im Vorfeld der Aktion betont. »Wir rechnen mit vielen besorgten Kolleginnen und Kollegen, denn die Aufregung ist groß.« Schließlich sei die Lage so dramatisch wie nie zuvor. Mit der Erwartung großen Andrangs und Redebedarfs sollte er recht behalten.

Im Aufsichtsrat soll am kommenden Donnerstag wieder um die Zukunft der Produktionsstätten in Duisburg und an den fünf weiteren Stahlstandorten gefeilscht werden. Insgesamt sind dort rund 27.000 Menschen beschäftigt. Brancheninsider gehen davon aus, dass die Vorstandspläne zur Vernichtung von bis zu 10.000 Arbeitsplätzen und zur Schließung mehrerer Produktionsstätten führen könnten. Formellen Widerspruch einlegen und zu Streiks aufrufen, können die Belegschaftsvertreter noch nicht, denn bislang wurden keine konkreten Maßnahmen angekündigt, gegen die sich der Arbeitskampf richten könnte.

Wie der Aufsichtsratschef der Stahltochter Thyssen-Krupp Steel Europe, Sigmar Gabriel, Anfang des Monats betonte, sieht man dort einen zusätzlichen Finanzierungsbedarf in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Der Vorstand der Sparte hatte in einem neuen Businessplan eine Drosselung der Produktionskapazitäten auf 9,5 Tonnen pro Jahr in Aussicht gestellt. Doch der Führung des Mutterkonzerns reicht das nicht aus. Eine Einigung scheint in weiter Ferne.

Denn statt auf die Sparte zuzugehen, verschärft López den Konflikt: »Was wir jetzt brauchen, ist ein nüchterner, realistischer Blick in die Zukunft ohne Hoffnungswerte und ohne Schönfärberei«, giftete er in einem Statement Richtung Stahlsparte. Der Vorstand von Steel Europe müsse endlich einen langfristig tragfähigen, soliden und finanzierbaren Businessplan für die Neuausrichtung des Stahlbereichs vorlegen. López selbst plant für das Stahlgeschäft ein 50:50-Joint-Venture mit der Energieholding des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský. 20 Prozent hat dieser bereits bekommen, nachdem der Verkauf im Mai mit der Doppelstimme des Aufsichtsratsvorsitzenden, Siegfried Russwurm, gegen die Arbeitnehmerbank durchgedrückt worden war.

Mit der nun forcierten Kürzungsorgie soll die Sparte für ein noch umfassenderes Engagement von Křetínskýs Holding EP Corporate Group fit gemacht werden. Seitens der IG Metall und des Betriebsrats ist »erbitterter Widerstand« zu erwarten.

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