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Aus: Ausgabe vom 31.07.2024, Seite 5 / Inland
Inflation

Preise bleiben hoch

Die Inflationsrate ist gestiegen. Lebensmittelpreise verharren auf sehr hohem Niveau. Mehr Unternehmen wollen Preise anziehen
Von Susanne Knütter
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Der Handel hatte die Preise für Lebensmittel in den vergangenen Jahren besonders drastisch angehoben

Ach du Schreck. Die Inflationsrate in Deutschland ist im Juli »überraschend« gestiegen. Gespielte Aufregung bei den Agenturen: Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten damit gerechnet, dass die Teuerungsrate auf dem Juniwert von 2,2 Prozent verharren würde. Von Juni auf Juli zogen die Preise um 0,3 Prozent an.

Schnell haben sie entsprechende Einordnungen von »Volkswirten« parat: »Trotz der leicht gestiegenen Inflationsrate bleibt die Glut des massiven Inflationsanstiegs nahezu erloschen«, erklärte Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank aus Frankfurt am Main gegenüber Reuters. Der Verbraucherpreisanstieg liege in einem preisstabilen Bereich. »Für August und September winkt weiterhin eine Inflationsrate knapp unter 2,0 Prozent.« Ulrich Kater von der Deka-Bank erklärt: »Der Rohölpreis ist zuletzt weiter zurückgegangen und das trotz der fortgesetzten Spannungen im Nahen Osten und der Reisesaison in vielen Abnehmerländern.« Dies zusammen mit einer langsamen Beruhigung des Preisauftriebs bei Dienstleistungen sollte die Inflation in den kommenden Monaten entlasten.

Preistreiber waren im Juli den Daten zufolge vor allem die Dienstleistungen. Sie verteuerten sich erneut um durchschnittlich 3,9 Prozent. Energie verbilligte sich dagegen um 1,7 (Juni: minus 2,1) Prozent. Nahrungsmittel kosteten im Schnitt 1,1 (Juni: plus 1,3) Prozent mehr als im Juli 2023. Die sogenannte Kerninflationsrate – bei der die »oft stark schwankenden« Energie- und Nahrungsmittelpreise herausgerechnet werden – »verharrte« bei 2,9 Prozent.

Die Inflationsrate interessiert die zitierten Ökonomen in erster Linie vor dem Hintergrund künftiger Zinsentscheidungen der EZB. Die hatte im Juni die Zinswende nach unten vollzogen und den weiteren Kurs von der Datenlage abhängig gemacht. Wenn die Inflation sinkt, könnten die Zinsen noch mal sinken. Das Inflationsziel der EZB liegt bei zwei Prozent. An den Finanzmärkten wird auf eine nächste Zinssenkung im September spekuliert.

Weniger interessant ist für sie das nach wie vor hohe Niveau der Preise. Denn eine vergleichsweise geringe Inflation bedeutet nicht, dass die Preise sinken, sondern lediglich, dass sie nicht mehr so stark angehoben werden. Insbesondere die Lebensmittelpreise wurden in den vergangenen drei Jahren drastisch erhöht. Seit Anfang 2021 um 32,5 Prozent, wie das Ifo-Institut am Montag mitteilte. Der gesamte Verbraucherpreisindex stieg demgegenüber »nur« um 19,3 Prozent.

Und auch die Preissteigerungen, mit denen das Ifo-Institut rechnet, haben es in sich. Demnach sind die Preiserwartungen im Juli auf 17,8 Punkte gestiegen, nach 16,1 im Juni. Vor allem in der Industrie wollen etwas mehr Unternehmen als im Vormonat ihre Preise anheben. Die konsumnahen Bereiche planen hingegen seltener mit steigenden Preisen. Hier fiel der Wert auf 20,0 Punkte, nach 21,9 im Juni. Auch im Einzelhandel planen weniger Unternehmen mit steigenden Preisen (22,7 Punkte, nach 23,3 im Juni). Einen deutlichen Anstieg aber meldeten erneut die Lebensmitteleinzelhändler. Der Anteil der Unternehmen, die mit höheren Preisen rechnen, ist im Juli auf 55,2 Punkte geklettert, nach 34,3 im Juni.

Im Alltag äußert sich das in etwa so: Eine Kugel Vanilleeis in einem beliebten Eisladen in der Altstadt von Köpenick kostet 2,20 Euro. Wir haben deshalb hin und wieder die kleinere Kinderkugelvariante für 1,80 Euro gewählt. Seit kurzem ist das nicht mehr möglich. Anstelle der Kinderkugel wird den Kunden die Variante »zwei kleine Kugeln für 3,90 Euro« angeboten.

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