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Aus: Ausgabe vom 29.07.2024, Seite 10 / Feuilleton
Bayreuther Festspiele

Ein kleines Kreischen

Nathalie Stutzmann scheitert in Bayreuth an der Wiederaufnahme des »Tannhäusers«
Von Gisela Sonnenburg
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Gruselig: Tannhäuser (Klaus Florian Vogt) und Venus (Irene Roberts) kommen auf Touren
Bayreuth.

Das Orchester leiert und wimmert. Venus klingt wie ein wandelnder Liebestöter. Ihr scheidender Liebhaber Tannhäuser findet seine Rolle nicht, sucht sie aber so intensiv, dass er klingt wie ein Fußballbundestrainer kurz vorm entscheidenden Spiel. Die Oboe drängelt sich vor, als er pausiert. Und nur für jeweils wenige Sekunden findet Startenor Klaus Florian Vogt sein ureigenes Timbre, das ihm maximalen Gefühlsausdruck erlaubt. Zumeist aber balanciert er stimmlich durch unsichere Töne. Die wabern aus dem Graben, als habe ein Anfänger das Zepter in der Hand. Faktisch ist es Nathalie Stutzmann, die schon im vergangenen Jahr den »Tannhäuser« bei den Bayreuther Festspielen (Inszenierung: Tobias Kratzer) übernehmen durfte.

Stutzmann ist deutlich schlechter geworden, dabei war sie schon 2023 nicht wirklich gut. Oft quäken die Bläser, und ihre Einsätze sind nicht immer synchron. Die Tempi haben kein Konzept: Mal wird gehetzt, dann wieder schleppt sich alles dahin. Katastrophal wird Stutzmanns Sound, wenn sie voll aufdreht: Wie eine Schar hektisch aufgescheuchter Hühner klingen dann die edlen Instrumente vor allem der Streicher.

Auch Irene Roberts als neue Bayreuther Liebesgöttin Venus überrascht negativ. Viel Vibrato, wenig Tiefe erinnern an mottenpulverselige »Tosca«-Diven aus alter Zeit. Manchmal kommt dann noch ein kleines Kreischen. Gruselig. Auch der Chor, von Eberhard Friedrich sonst stets zu vollen Höhen geführt, tiriliert jetzt zimperlich-verschwurbelt. Zu verhalten. Erst im dritten Akt gelingt die hohe Form. Eine sichere Bank ist derweil Günther Groissböck als Landgraf Hermann. Ein warmer, souveräner Bass. Auch Elisabeth Teige überzeugt als Elisabeth. Seit 2019 singt sie diese Partie in Bayreuth, sie hat noch das faszinierend tiefschürfende Dirigat von Waleri Gergijew erlebt. Er darf nicht mehr nach Bayreuth kommen, wegen seiner Nähe zu Putin. Gegen die Desaster der neuen Orchesterleitung kommen jedoch sogar die besten Sänger nur mit Mühe an.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (29. Juli 2024 um 00:12 Uhr)
    Kreischen krönt Kratzer! Krönt Kreischen Kratzer? Kreischt Kratzers Krone? Wann wird Wagner wieder Weisen werkeln und Kratzers Krönung zerkeln?

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