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Aus: Ausgabe vom 29.07.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Autonomes Fahren

Zulieferbetrieb Tesla

Stücke vom Robotaxi-Kuchen: US-Konzern beugt sich chinesischer Konkurrenz
Von Sebastian Edinger
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Baidu-Robotaxis im Test in Shanghai

Es läuft nicht gut für US-Autobauer Tesla: Im zweiten Quartal 2024 ging der Gewinn um satte 45 Prozent zurück, wie am Dienstag gemeldet wurde. Und die »Giga«-Pläne für ein neues Werk in Mexiko wurden auch auf Eis gelegt. Noch schmerzhafter für die Aktionäre des US-Konzerns dürften die jüngsten Bewegungen auf dem Zukunftsmarkt für Robotaxis – als unbemannte Fahrdienste – sein. Augenscheinlich hat Firmenboss Elon Musk eingesehen, dass er gegen die Konkurrenz aus China keine Chance hat. Die Vorstellung seines eigenen Modells wurde am Dienstag erst mal um zwei Monate verschoben.

Die Präsentation soll nun am 10. Oktober stattfinden. Er habe noch einige Verbesserungen angeordnet, sagte Musk zur Begründung. Doch selbst wenn es dabei bleibt: Wann das erste autonome Tesla-Fahrzeug auf die Straße kommt, ist vollkommen offen. Derzeit ist noch nicht einmal entschieden, ob das Fahrzeug Lenkrad und Pedale bekommen soll. Eigentlich sollte das nicht der Fall sein, doch dann bräuchte es in den USA aufwendige Sondergenehmigungen. Marktführer Waymo setzt daher auf umgebaute Elektroautos von Jaguar. Damit absolvierte das Unternehmen in Kalifornien bereits zwei Millionen Fahrten mit Passagieren.

Noch wesentlich weiter sind die Wettbewerber aus China. Dort gibt es bereits mehr als ein Dutzend sogenannter Demonstrationszonen, in denen das autonome Fahren praktiziert wird. Allein in Beijing sind mehr als 600 fahrerlose Fahrzeuge von mehr als 25 verschiedenen Unternehmen mit der Autonomiestufe vier unterwegs – von Robotaxis über den unbemannten Lieferdienst bis hin zum Shuttlebus. Autonomiestufe vier bedeutet einen hohen Automatisierungsgrad, unter bestimmten Bedingungen und in definierten Testzonen ist kein Eingreifen eines menschlichen Fahrers mehr nötig.

Die wichtigsten Anbieter von Robo­taxis in China sind Baidu und Pony Ai, die gemeinsam mehr als 800 autonome Fahrzeuge im Einsatz haben. Die Regierung der Volksrepublik treibt die Entwicklung gezielt voran, etwa mit Innovationen oder der Schaffung einheitlicher Standards und Haftungsregeln. Allein der autonome Fahrdienst Apollo Go von Baidu hat landesweit schon mehr als sechs Millionen Fahrten mit Fahrgästen durchgeführt. Dass die Robotaxis in China gerne und häufig genutzt werden, liegt auch an den niedrigen Preisen. So ist je nach Stadt und Grundtarif eine zehnminütige Fahrt schon für rund zehn Renminbi Yuan (ca. 1,30 Euro) zu haben. Wirtschaftlich ist das nicht. Doch die Unternehmen haben Geduld und Rücklagen. Ende 2025 soll die Gewinnschwelle erreicht werden, heißt es bei Baidu.

Für Tesla ist die Lage also doppelt problematisch: International ist der Standort USA beim Kampf um die globale Vorreiterrolle beim autonomen Fahren gegenüber China weit im Hintertreffen. Und innerhalb der USA hat Waymo einen kaum einholbaren Vorsprung erreicht. Offenbar hat Musk die miese Situation seines Unternehmens erkannt und sucht die Kooperation mit der Konkurrenz aus China. Bereits im April war er nach Shanghai gereist und kam dort unter anderem mit hochrangigen Managern von Baidu und Premierminister Li Qiang zusammen. Im Anschluss wurden Tesla-Modelle für den Einsatz in den chinesischen Demonstrationszentren zugelassen. Auch ein Abkommen über die Nutzung von Navigations- und Kartendaten wurde abgeschlossen.

Dass nun die Vorstellung des ­Tesla-Robotaxis verschoben wurde, kann so gedeutet werden, dass der Konzern sich stärker auf seine neue Rolle als Baidu-Zulieferer ausrichtet und entsprechende Anpassungen vorgenommen werden müssen. In die Strategie des chinesischen Marktführers würde ein solcher Deal passen. Ohnehin lässt sich dieser vermehrt Fahrzeuge anderer Autobauer liefern, um sie dann mit der eigenen Technik auszustatten. Gleichzeitig bemühen sich die chinesischen Hersteller autonomer Fahrzeuge mittlerweile verstärkt um internationale Expansion, etwa im Nahen Osten, wo schnelle Zulassung und zahlungskräftige Kundschaft erhofft wird. Zusätzliche Kapazitäten sind also gefragt. Und das Tesla-Management hofft, durch Unterordnung und Zuarbeit doch noch ein Stück vom Robotaxi-Kuchen abbekommen zu können.

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