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Aus: Ausgabe vom 07.05.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Arbeitskampf

UAW-Sieg bei Daimler Truck

USA: Autogewerkschaft setzt Tarifvertrag bei deutschem Lkw-Hersteller in sechs Werken durch
Von Gerrit Hoekman
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UAW-Präsident Shawn Fain kündigte an, die Streikmacht auf alle Branchen der Gewerkschaft auszudehnen

Es ist ein weiterer Gewerkschaftserfolg in der US-Automobilindustrie: Die Mitglieder der United Auto Workers (UAW) haben am Wochenende mit überwältigender Mehrheit dem mit der Daimler Truck AG ausgehandelten Tarifvertrag zugestimmt. Die mehr als 7.300 Beschäftigten in sechs Werken des deutschen Lkw-Herstellers, darunter vier Werke in North Carolina und Teilelager in Georgia und Tennessee, erhalten 25 Prozent mehr Lohn. Zehn Prozent bekommen sie sofort, den Rest stufenweise während der vierjährigen Laufzeit des Tarifvertrags. Für die am schlechtesten bezahlten Arbeiter bedeutet das eine Lohnerhöhung von mehr als acht US-Dollar pro Stunde.

»Die Vereinbarung beendet das gestaffelte Lohnsystem bei Daimler und stellt sicher, dass Arbeiter, die Lastwagen bauen, und Arbeiter, die Busse bauen, bis zum Ende der Vertragslaufzeit gleichen Lohn für gleiche Arbeit erhalten«, erklärte die UAW in einer Erklärung am Wochenende. Bislang erhielten die Beschäftigten, die Lastwagen herstellten, mehr Lohn als diejenigen, die Busse bauten. Der Vertrag sehe erstmals auch eine Gewinnbeteiligung und eine Anpassung an die Lebenshaltungskosten vor, berichtete die Tageszeitung Detroit News am Sonntag.

»Da die Mitglieder wussten, dass ihre harte Arbeit Daimler Jahr für Jahr Rekordgewinne beschert, haben sie alle Mittel eingesetzt – einschließlich der harten Drohung eines Streiks«, sagte der UAW-Vorsitzende Shawn Fein in der Erklärung. »Die Arbeiter haben genug und sind bereit, für ein besseres Leben zu kämpfen.« Mit der Einigung konnte ein Streik in letzter Minute abgewendet werden.

Der Tarifvertrag entspricht dem, den die Gewerkschaft im vergangenen Herbst nach sechswöchigem Streik mit den »Big Three« (Ford, Stellantis, General Motors) abschließen konnte. Seitdem richtet die UAW ihr Augenmerk auf die ausländischen Hersteller, die bisher alle von der fehlenden Organisierung in der Autoindustrie im gewerkschaftsfeindlichen Süden der USA profitiert haben. Dort ist es der UAW jahrzehntelang nicht gelungen, Gewerkschaften aufzubauen.

»Jetzt übertragen wir unsere Streikmacht und unseren Kampfgeist auf den Rest der Branchen, die wir vertreten, und auf Millionen nicht gewerkschaftlich organisierter Arbeiter, die bereit sind, aufzustehen und für ein besseres Leben zu kämpfen«, hatte Fain laut Reuters am 20. November nach dem Sieg über die »Big Three« erklärt. Am 19. April stimmte dann die Belegschaft von Volkswagen in Chattanooga, Tennessee, zum ersten Mal seit den 1940er Jahren wieder für den Beitritt zu einer Gewerkschaft, den United Auto Workers. Während sich der demokratische US-Präsident Joseph Biden über die »historische Entscheidung« freute, verteufelten die republikanischen Gouverneure der sechs Südstaaten den Gewerkschaftsbeitritt als Gefahr für die Arbeitsplätze: »Tatsächlich haben alle UAW-Autohersteller in diesem Jahr bereits Entlassungen angekündigt«, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

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