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Aus: Ausgabe vom 22.04.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Gesundheitsversorgung

Zeitbombe Tuberkulose

Armut, Multiresistenzen, Aberglaube: Vom Kampf gegen eine heilbare Krankheit in Papua-Neuguinea
Von Thomas Berger
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Rasanter Anstieg: In Papua-Neuguinea lag die Zahl der TB-Neuinfektionen im Jahr 2022 bei 40.000

Obwohl mit Medikamenten behandelbar, zählt Tuberkulose (TB) in armen Ländern weiterhin zu den am häufigsten zum Tode führenden Infektionskrankheiten. Ein Beispiel ist Papua-Neuguinea (PNG). Trotz seiner Größe von 463.000 Quadratkilometern schafft es der Inselstaat nur selten in internationale Schlagzeilen. Die meisten der neun Millionen Einwohner leben in Armut. Das ohnehin hohe Aufkommen von TB-Infektionen ist zuletzt noch gestiegen.

Eine internationale Initiative hat sich das Ziel gesetzt, TB bis 2030 auszurotten. Und Papua-Neuguinea soll sich ihr als 151. Land anschließen. Dafür spricht sich in der Hauptstadt Port Moresby eine wachsende Zahl von Politikern sowohl der Regierung als auch der Opposition aus, wie die Zeitung Post Courier Anfang April berichtete. Vorneweg Energieminister Robert Naguri, Mitglied der nationalliberalen Regierungspartei. Mitte März vertrat Naguri sein Land beim TB-Gipfel der Asien-Pazifik-Region im philippinischen Manila. Dort ging es einmal mehr um gemeinsame Lösungsansätze im Kampf gegen die Krankheit, an der jährlich weltweit etwa 1,3 Millionen Menschen sterben (Zahlen der Weltgesundheitsbehörde WHO von 2023).

In Papua-Neuguinea stagnierte die Zahl der jährlichen Neuinfektionen lange bei Werten um die 30.000, 2022 sprang sie auf 40.000. Neuere Erhebungen liegen bislang nicht vor. TB zählte zu den fünf häufigsten Ursachen für Krankenhausaufenthalte. 2.600 Einwohner erlagen der Erkrankung, im Schnitt waren das mehr als sieben Todesfälle pro Tag. Wie auch der Post Courier anmerkte, sind überdurchschnittlich viele Kinder und Erwachsene unter 35 Jahren betroffen. Letztere fallen bei schweren Verläufen oftmals als Hauptverdiener ihrer Familien aus, die auch noch durch hohe Behandlungskosten belastet werden. Viele hat das schon aus der verhältnismäßig kleinen Mittelschicht in die Armut stürzen lassen.

Gewisse Fortschritte im Kampf gegen TBC gibt es. So werden inzwischen etwa 80 Prozent aller Fälle als solche erkannt. Vor zwei Jahrzehnten waren es noch zwischen 40 und 50 Prozent. Allerdings hat die WHO in ihren TB-Jahresberichten mehrfach darauf hingewiesen, dass PNG zu dem guten Dutzend Ländern gehört, in denen der Kampf gegen die Krankheit besonders schwierig ist. Zu den generell hohen Fallzahlen kommt ein hoher Anteil von multiresistenter TB. Verhältnismäßig viele Betroffene sind außerdem mit HIV infiziert. Und knapp 90 Prozent der Bevölkerung leben in ländlichen Regionen, in denen die Gesundheitsversorgung besonders schlecht ist.

Wer eine Behandlung mit Medikamenten vorzeitig abbricht, weil es ihm etwas besser geht und weil sie zu teuer ist, riskiert Multiresistenz. Vielerorts der Aberglaube verbreitet, Tuberkolose gehe auf Hexerei zurück, weshalb nur Wunderheiler helfen könnten. »Wir sitzen auf einer Zeitbombe«, wurde Ken Wai, Vizechef der nationalen Gesundheitsbehörde, am 8. April im PNG Bulletin zitiert. Zugleich unterstrich Wai, dass die Krankheit heilbar ist und Übertragungswege durch verbesserte Früherkennung und Behandlung unterbrochen werden könnten.

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