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Aus: Ausgabe vom 23.03.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Ukraine-Krieg

Charkiw ohne Strom

Russische Raketenangriffe auf ukrainische Infrastruktur. Kiew ignoriert Mahnung der USA. Kremlsprecher Peskow: »Wir sind im Kriegszustand«
Von Reinhard Lauterbach
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Brennendes Gebäude nach einem russischen Raketenangriff in Charkiw (20.3.2024)

Russland hat in der Nacht zum Freitag den bisher umfangreichsten Raketenangriff auf Kraftwerke und Energieinfrastruktur in der Ukraine geflogen. Nach ukrainischen Angaben waren insgesamt 150 Raketen und Marschflugkörper im Einsatz, von denen etwa die Hälfte abgeschossen worden sei. Das russische Verteidigungsministerium sprach von »Vergeltungsschlägen« für die ukrainischen Angriffe der vergangenen Tage auf Ziele in Russland.

Die schwersten Folgen hatte ein Angriff mit allein 60 Raketen auf die Kraftwerksinfrastruktur von Charkiw. Die zweitgrößte Stadt der Ukraine mit einer Bevölkerung von etwa 1,5 Millionen Menschen war noch am Freitag mittag weitestgehend ohne Strom. Der Großteil des öffentlichen Verkehrs lag lahm, ebenso die Wasserversorgung. Die Krankenhäuser schalteten Notstromaggregate ein. Russische Angaben, wonach in Kiew mehrere militärische Hauptquartiere bombardiert worden seien, wurden von ukrainischer Seite nicht bestätigt.

Ein russischer Marschflugkörper des Typs »Kinschal« traf dagegen die Staumauer der größten Talsperre des Landes in der Stadt Saporischschja. Die Gefahr eines Dammbruchs bestand nach Angaben der Betreiber aber nicht. Dafür ging ein Bus, der Arbeiter transportierte, in Flammen auf. In der Oblast Dnipropetrowsk wurden zwischenzeitlich über 1.000 Bergleute durch den Stromausfall unter Tage eingeschlossen.

Die ukrainische Regierung hat indirekt bestätigt, dass die USA die ukrainischen Angriffe auf russische Raffinerien kritisiert hätten. Vizeregierungschefin Olga Stefanischina sagte, man habe die Argumente der »Partner« zur Kenntnis genommen, werde aber weiter mit dem kämpfen, was man zur Verfügung habe. Unbestätigt blieben zunächst Meldungen aus Russland, wonach die USA versucht hätten, zwischen beiden Kriegsparteien ein Gentlemen’s Agreement über den gegenseitigen Verzicht auf Angriffe gegen die Energieversorgung zu vermitteln. Die Financial Times berichtete am Freitag, die hinter den Mahnungen an Kiew stehende Sorge der USA habe in erster Linie möglichen Preissprüngen beim Rohöl und ihren negativen Auswirkungen auf die Wählerstimmung gegolten.

Unterdessen änderte der russische Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow seinen Sprachgebrauch. Er sagte vor Journalisten, was als »Sonderoperation« begonnen habe, sei nun durch die Einmischung der NATO zu einem »Zustand des Krieges« geworden. Peskow erklärte, Russland werde alle seine »neuen Gebiete« erst recht »befreien«, um seine Bürger zu schützen.

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