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Aus: Ausgabe vom 14.03.2024, Seite 2 / Ausland
US-Wahlkampf

Alter Wein in alten Schläuchen

Trump und Biden sichern nötige Stimmen für die US-Präsidentschaftskandidatur
Von Felix Bartels
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Wenn eine Fahne nicht reicht: Patriot Trump

Oops, they did it again. Nachdem Präsident Joseph Biden und Vorgänger Donald Trump bereits am Super Tuesday abgeräumt hatten, sicherten sie sich am vorgestrigen Dienstag bei weiteren Primaries die nötigen Stimmen, um als Kandidaten der US-Präsidentschaftswahl nominiert zu werden. Biden holte die Mehrheit in Georgia, Trump gewann Georgia, Mississippi, Hawaii und Washington State. So wird es zur zweiten Auflage des Duells von 2020 kommen.

Es ist das erste Mal seit 68 Jahren, dass Präsidentschaftskandidaten der beiden großen Parteien erneut gegeneinander antreten. 1956 stritten der Republikaner Dwight D. Eisenhower und der Demokrat Adlai Stevenson um das Amt, nachdem sie schon 1952 aufein­ander getroffen waren. Beide Male gewann Eisenhower. Stevenson – das muss seit 2020 eigens erwähnt werden – erkannte die Siege seines Gegners an.

Während Bidens Nominierung von Anbeginn klar war, schien der Kampf bei den Republikanern zunächst offen. Allerdings hatte sich auch dort recht schnell ein Sieger abgezeichnet. Die Erwartung einiger Beobachter, Trump werde nach der Niederlage von 2020 angeschlagen sein, sich womöglich gegen den zeitweilig als geschickter geltenden Ronald DeSantis nicht behaupten können, ging stiften. Der scheiterte daran, dass er programmatisch kaum andere Akzente setzte und offensichtlich zu klinisch und wenig volkstümlich wirkt. Der anderen großen Gegenkandidatin Nikki Haley wiederum wurde zum Verhängnis, dass sie als Vertreterin der alten republikanischen Garde gilt. Was nur zum Teil stimmt, aber um Genauigkeit geht es selten in Wahlkämpfen.

Die sichere Nominierung Trumps verdeutlicht ein weiteres Mal den kulturellen Wandel der republikanischen Partei. Der Ende der sechziger Jahre mit der Southern Strategie von Barry Goldwater implementierte Rechtspopulismus diente der Grand Old Party, deren Wirtschafts- und Sozialpolitik unverkennbar den wohlhabenden Schichten dient, landesweite Mehrheiten zu erlangen. Der Kulturkampf assistierte dem sozialen. Merkmal der Trump-Ära scheint, dass dieser Populismus sich vom Mittel zum Zweck gewandelt hat und heute gegen die alte Garde gerichtet ist, die sich seiner bedient hat, während die Politik in ihrem Sinn weitgehend erhalten bleibt.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (13. März 2024 um 20:38 Uhr)
    Es ist an der Zeit, ernsthaft zu reflektieren, warum in einer Nation von über dreihundert Millionen demokratischen Bürgern keine besseren Kandidaten für die Präsidentschaft zur Verfügung stehen und wie dieses trügerische Phänomen zustande kommt.

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