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Aus: Ausgabe vom 05.03.2024, Seite 4 / Inland
Tesla-Werk in Grünheide

Neuer Hotspot der Umweltbewegung

Grünheide: Eindrücke aus dem besetzten Forst neben dem Tesla-Werk
Von Mawuena Martens
Blick auf das Protestcamp und das Glashaus (Grünheide, 3.3.2024)
Gekämpft wird für bessere Arbeitsbedingungen im Tesla-Werk (Grünheide, 3.3.2024)
»Wasser ist ein Menschenrecht«: Auch das nasse Gut steht im Zentrum der Protestaktion (Grünheide, 3.3.2024)

Nur das leise Rauschen der Landstraße nebenan, das Klappern der Klettersicherung und das Abblättern der trockenen Rinde der Kieferbäume sind zu hören, als sich am Sonntag Aktivsten von »Tesla stoppen« in einem Waldstück neben dem Tesla-Gelände im brandenburgischen Grünheide immer höher in die Bäume hinaufziehen. In der Nacht zu Mittwoch der vergangenen Woche hatten sie mit dem Errichten von Baumhäusern eine neue Protestaktion gegen den Ausbau des Tesla-Werks gestartet. Dabei »liegt der Hauptfokus auf dem Schutz des Trinkwasserschutzgebiets«, wie die 22jährige Caro W. vor Ort erklärt. Weiter protestierten sie gegen Umweltschäden, die schlechten Arbeitsbedingungen in dem Werk, aber auch, um auf die Wasserkämpfe in den Ländern, in denen zum Beispiel das für die Batterien von Elektroautos notwendige Lithium abgebaut wird, aufmerksam zu machen.

2020 war mit dem Bau der »Gigafactory« in dem Waldgebiet an der Landesgrenze von Berlin und Brandenburg begonnen worden – mit beschleunigten Verwaltungsverfahren und gegen Bedenken von Umweltschützern. Nun soll das Werk noch einmal stark ausgebaut und dafür weiterer Wald gerodet werden – und das, obwohl sich eine eindeutige Mehrheit der Gemeindebewohner im Februar in einer Bürgerbefragung dagegen ausgesprochen hatte. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Autohersteller die Grenzwerte von Phosphor und Stickstoff im Abwasser seit zwei Jahren überschreitet.

Deshalb ist nicht verwunderlich, dass nicht nur Bewegungen wie »Robin Wood« oder »Tesla den Hahn abdrehen« die Waldbesetzung unterstützen, sondern es auch von den Menschen vor Ort großen Zuspruch gibt. Viele Familien schauten sich am Wochenende das Protestcamp an, eine Anwohnerin bringt frisch gebackenen Apfelkuchen vorbei. Auch die Spendenbereitschaft sei sehr groß, berichtet die Aktivistin. An einem Waldspaziergang am Sonnabend hätten mehr als 300 Personen teilgenommen.

Das besetzte Waldstück mit mittlerweile zehn Baumhäusern und noch mehr Zelten am Boden gehört der Gemeinde Grünheide, soll jedoch demnächst an Tesla verkauft werden. Vielleicht auch wegen der Protestaktionen wurde das Thema des Verkaufs der Fläche von der Gemeinderatssitzung des 14. März auf einen späteren Sitzungstermin verschoben. Ob auf Mai oder gar bis nach den EU- und Kommunalwahlen, ist noch offen.

Die Polizei duldet die Aktion bisher. Auf jW-Anfrage bestätigte die Polizeidirektion Ost des Landes Brandenburg am Montag, dass die Versammlungsbehörde das Protestcamp als mehrtägige Versammlung bis zum 15. März bestätigt habe. Auch eine Option auf Verlängerung sei gegeben.

Die Aktivisten bauen derweil eifrig an einer zwischen mehreren Bäumen errichteten Plattform, die bald als Küche dienen soll. Es trudeln auch immer mehr Schaulustige ein, das Waldstück liegt günstig direkt neben der Haltestelle der Bahnstrecke nach Berlin. Nicht nur deswegen hat der Forst das Potential, zu einem überregionalen Anziehungspunkt der Klima- und Umweltschutzbewegung werden. Sicher wird sich auch die am 10. März geplante Demonstration gegen das Tesla-Werk über viel Zulauf freuen.

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