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Aus: Ausgabe vom 20.02.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Streik an Museen in Liverpool

Museumsstreik an der Merseyside

Beschäftigte der Liverpooler Galerien fordern mit Austand Inflationsausgleich
Von Dieter Reinisch
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Derzeit streikbedingt geschlossen: Das Museum of Liverpool

In der nordenglischen Industriestadt Liverpool findet sich viel Kultur. Nicht nur die Spuren der Beatles und des Britpop haben es den Touristen angetan. Sieben öffentliche Museen und Galerien gibt es in der Stadt an der Mündung des Flusses Mersey. Diese können Besucher der Stadt und Einheimische wohl für die nächsten acht Wochen nicht oder nur zu sehr eingeschränkten Öffnungszeiten besuchen. Denn seit Samstag werden sie bestreikt. Gibt es keine Einigung, werden die Arbeitsniederlegungen bis zum 14. April andauern.

Zum Auftakt des Arbeitskampfes hatte die Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes (PCS) zu einer Protestkundgebung vor dem World Museum Liverpool im Stadtzentrum aufgerufen. Mehr als 200 PCS-Mitglieder, die in den sieben Museen und Galerien an der Merseyside arbeiten, nahmen an der Aktion teil.

Die National Museums Liverpool (NML) verweigern ihnen eine vereinbarte Einmalzahlung in Höhe von 1.500 Pfund Sterling (1.755 Euro). Die Zahlung sollte Lohneinbußen aufgrund der Teuerungskrise in Großbritannien kurzfristig ausgleichen. Die Gewerkschaft hatte im vergangenen Jahr mitgeteilt, dass mehr als 130.000 PCS-Mitglieder, darunter auch die bei NML Beschäftigten, durch Streiks Lohnerhöhungen von mindestens 4,5 Prozent durchgesetzt hätten. Außerdem sei eine »einmalige Krisenzahlung zum Ausgleich der Teuerung in Höhe von 1.500 Pfund Sterling« vereinbart worden, erklärte PCS. Alle Mitglieder, mit Ausnahme der 207 NML-Beschäftigten in Liverpool, hätten diese Einmalzahlung bereits erhalten.

»Wir haben unser Bestes gegeben, um diesen Streit beizulegen, aber unsere Versuche wurden mit einem klaren ›Nein‹ beantwortet«, sagte PCS-Generalsekretärin Fran Heathcote gegenüber der BBC vor Streikbeginn. »Unser Kampf richtet sich nicht gegen die Menschen, die die Museen besuchen – sondern gegen diejenigen, die die Leidenschaft, das Können und das Wissen unserer Mitglieder bei der Arbeit unterschätzen«, fügte sie hinzu. »Es ist an der Zeit, dass NML zahlt und den Beitrag anerkennt, den unsere Mitglieder zum wirtschaftlichen und kulturellen Wohlergehen von Liverpool leisten.«

Der Streik betrifft das Museum of Liverpool, das World Museum, das International Slavery Museum und das Maritime Museum sowie die Walker Art Gallery, Sudley House und die Lady Lever Art Gallery. Am Samstag waren alle Museen geschlossen, einzelne öffneten am Sonntag in einem verkürzten Notbetrieb.

In einer Mitteilung an die Bevölkerung der Stadt schrieb Museumsdirektorin Laura Pye: »Es tut uns leid, dass wir ab Samstag, dem 17. Februar, aufgrund von Streikaktionen mehrere unserer Museen und Galerien für längere Zeit schließen werden.« Sie wolle »mit unseren streikenden Kollegen offen darüber diskutieren«, behauptete Pye. »Wir müssen eine Lösung finden, damit wir sie wieder willkommen heißen und alle unsere Standorte so schnell wie möglich wieder öffnen können.« Doch derzeit gibt es keine Gespräche zwischen NML und PCS.

Die Museumsbetreiber richteten eine eigene Homepage mit den geänderten Öffnungszeiten ein. In der ersten Streikwoche sind alle sieben Standorte an den meisten Tagen für die Öffentlichkeit geschlossen. Bei den für Öffnungstage eingesetzten Streikbrechern dürfte es sich um einzelne Beschäftigte von außerhalb Liverpools handeln, schrieben Gewerkschaftsmitglieder in den sozialen Medien. Ob Leiharbeiter zum Einsatz kommen, ist bisher nicht bestätigt. Die konservative Regierung von Premierminister Rishi Sunak hatte zwar geplant, den Einsatz von Leihabreiter zum Streikbruch grundsätzlich zu ermöglichen. Der Oberste Gerichtshof konnte diesen Teil der gewerkschaftlichen Pläne der Regierung aber verhindern.

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