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Aus: Ausgabe vom 19.02.2024, Seite 8 / Ansichten

Sicherheitsstörung des Tages: RAF in Wuppertal

Von Nico Popp
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Gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr: Polizisten am Sonnabend im Wuppertaler Hauptbahnhof

Was genau die Staatsmacht bewogen hat, dem Publikum aus heiterem Himmel in Erinnerung zu rufen, dass weiter fleißig nach drei untergetauchten ehemaligen Mitgliedern der 1998 aufgelösten Rote Armee Fraktion gesucht wird, ist noch immer nicht ersichtlich. Am vergangenen Dienstag wurde das schwere Besteck aufgefahren: Die Zuschauer der ZDF-Sendung »Aktenzeichen XY … ungelöst« erfuhren, dass sich Ernst-Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette weiter unverdrossen dem staatlichen Zugriff entziehen und, so hört man es, das dafür nötige Bargeld seit vielen Jahren durch gelegentliche Überfälle auf Geldtransporter beschaffen. Täglich wurde die Zahl der daraufhin eingegangenen Hinweise rapportiert: 161 waren es am Donnerstag.

Die Aktivierung einer Millionenarmee dienstbereiter Spürnasen ist ohne Nebenwirkungen allerdings nicht zu haben. Am Sonnabend war sich irgendwer im Wuppertaler Hauptbahnhof sicher, dass es sich bei dem Passagier eines Zuges um Staub handele. Am anderen Ende der Leitung wurde nicht lange gefackelt: Spezialkräfte der Polizei eilten herbei, riegelten den Bahnhof ab, umstellten den unter dem Vorwand einer »Sicherheitsstörung im Gleisbereich« angehaltenen Zug und nahmen »Staub« fest.

Schon liefen die ersten Eilmeldungen, einer der RAFler sei erwischt worden. Allein: Das war falscher Alarm, wie die Wuppertaler Polizei wenig später mitteilen musste. Der »unbescholtene Herr« wurde nach der Überprüfung seiner Personalien wieder entlassen. Ob er die Show ohne Blessuren überstanden hat, blieb offen. Die RAF-Wohngemeinschaft befindet sich jedenfalls nicht dort, wo das Geburtshaus von Friedrich Engels stand – wie Marx ein »Feind jeder Verschwörungs- und Attentatspolitik« (August Bebel). Die zwei zogen einen politischen Kampf vor, dem nicht mit einer simulierten »Sicherheitsstörung« beizukommen gewesen wäre. Aber auch Wuppertal liegt in Deutschland.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Marcus B. (19. Februar 2024 um 19:55 Uhr)
    Na ein Glück, dass man den Herrn nicht sicherheitshalber, wie Wolfgang Grams in Bad Kleinen, vorläufig erschossen hat: »Es folgt der Schuss auf die Beine, doch getroffen wird der Bauch« (Dritte Wahl: »Bad K«). Aber so kurzfristig war wohl die GSG 9 auch nicht zum Einsatz bereit.

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