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Aus: Ausgabe vom 19.02.2024, Seite 7 / Ausland
Somalia

Entführte Kubaner möglicherweise tot

Somalia: Laut Miliz Al-Schabab wurden 2019 gekidnappte Mediziner bei US-Drohnenangriff getötet
Von Volker Hermsdorf
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Helfen in Kenia: Die Ärzte aus Kubas internationalem Gesundheitsprogramm vor ihrer Entführung

Zwei in Kenia entführte kubanische Ärzte sollen bei einem Drohnenangriff der US-Streitkräfte auf Ziele in Somalia getötet worden sein. Eine am Sonnabend (Ortszeit) veröffentlichte Mitteilung der islamistischen Al-Schabab-Miliz, die den Chirurgen Landy Rodríguez Hernández und den Allgemeinmediziner Assel Herrera Correa im April 2019 gekidnappt hatte, wurde bislang jedoch weder von somalischer, noch von kubanischer Seite bestätigt. Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel erklärte am Wochenende deshalb, er hoffe weiterhin, dass die Mediziner noch leben. Solange keine offizielle Bestätigung ihres Todes vorliege, werde die Suche fortgesetzt.

Herrera und Rodríguez gehörten zu einem Kontingent von rund 100 kubanischen Fachkräften, die 2018 im Rahmen eines – Ende 2023 beendeten – bilateralen Abkommens nach Kenia gekommen waren, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung in abgelegenen ländlichen Gebieten zu verbessern. Als Mitglieder der internationalistischen Mission waren die beiden Mediziner am 12. April 2019 in der kenianischen Stadt Mandera von Kämpfern der Al-Schabab-Miliz entführt und in das benachbarte Somalia verschleppt worden. Wie die spanische Agentur Efe am Sonntag meldete, hatten Unterhändler, die im Mai 2019 in der von der Al-Schabab kontrollierten somalischen Region Jubaland über die Freilassung der Entführten verhandeln wollten, berichtet, dass sie die Ärzte bei der medizinischen Versorgung der dort lebenden Bevölkerung gesehen hätten. Doch trotz zahlreicher Versuche blieben alle Bemühungen der Regierungen und Präsidenten Kubas, Kenias und Somalias um die Rückkehr der Entführten erfolglos.

Wie Al-Schabab nun in einer Erklärung auf der Nachrichtenplattform Telegram behauptet, wurden die kubanischen Ärzte am Donnerstag bei einem US-Drohnenangriff in der Stadt Jilib in der Region Unter-Jubba getötet. Das ist zumindest möglich. Denn das somalische Nachrichtenportal Halqabsi News verwies auf eine Mitteilung des »Afrikakommandos der Vereinigten Staaten« (Africom) vom 14. Februar, wonach US-Militärs am 9. Februar einen Luftangriff gegen Al-Schabab im Gebiet Yaaq Dabeyl in Unter-Jubba durchgeführt haben, bei dem zwei Kämpfer getötet worden seien. Der Drohnenangriff sei »Teil einer umfassenderen Strategie zur Bekämpfung der Aktivitäten der Miliz in Somalia«, hieß es. Der dortigen Regierung »nahestehende Quellen« beschuldigten laut Halqabsi News allerdings Al-Schabab, die kubanischen Ärzte »nach jahrelanger Gefangenschaft, in der sie Mitglieder der Gruppe in medizinischen Praktiken ausbildeten«, hingerichtet zu haben.

»Bislang haben sich die Informationen nicht bestätigt«, reagierte das kubanische Außenministerium (Minrex) am Wochenende auf die Meldungen. Die Behörden stünden aber in ständiger Kommunikation mit ihren kenianischen und somalischen Kollegen, erklärte das Ministerium und versicherte, umgehend zu informieren, sobald gesicherte Erkenntnisse vorlägen. Díaz-Canel bestätigte ergänzend, dass seine Regierung »hart daran« arbeite, die Nachricht vom angeblichen Tod der Mediziner in Somalia zu klären. »Ich spreche den Familien unserer Ärzte Assel und Landy in diesen Momenten der Ungewissheit und des verstärkten Schmerzes, angesichts der tragischen Nachricht, die noch nicht bestätigt wurde, meine Solidarität und Zuneigung aus«, schrieb der Staatschef auf X.

Die in Stuttgart ansässige US-Kommandozentrale für Afrika führt bereits seit 2007 Drohnenangriffe in Somalia durch. Nach eigenen Angaben sollen sie sich ausschließlich gegen »Terroristen« richten. Laut einem Bericht von Amnesty International fallen zunehmend Zivilisten den Attacken zum Opfer. Während die Drohnenpiloten in den USA sitzen, werden die Daten zur Steuerung der Tötungsmaschinen mittels einer Relaisstation auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein bei Kaiserslautern verstärkt. Amnesty International hatte schon 2018 darauf hingewiesen, dass auch erklärte Gegner der Al-Schabab-Miliz die Drohnenangriffe wegen der hohen Zahl ziviler Opfer ablehnen.

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