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09.09.2022, 19:50:11 / jW stärken!

Lebensmittel Melodie und Rhythmus

Unseren Leserinnen und Lesern fehlt ein kritisches Kulturmagazin schon jetzt
Von Kommunikation und Aktion
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Gegen den rechten Zeitgeist: Melodie & Rhythmus-Künstlerkonferenz am 8. Juni 2019 in Berlin

Es gibt sie – Künstlerinnen und Künstler, die sich realistisch mit der Welt und den sie strukturierenden Machtverhältnissen auseinandersetzen und daraus progressive Utopien entwickeln. Diese Werke aufzuspüren, hatte sich das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus zum Ziel gesetzt. Mehr noch: Aus marxistischer Perspektive steht hier nicht nur Rezeption im Vordergrund; die Produktionsbedingungen und -verhältnisse Kulturschaffender wurden ebenso ins Auge gefasst. Nun musste der Verlag 8. Mai am 20. August die vorläufige Einstellung des Titels verkünden: Weil das nötige Personal fehlt, um die Produktion in der gewünschten und erwarteten Qualität auf Dauer gewährleisten zu können.

Dieser für uns schwere Schritt wurde auch von unseren Abonnentinnen und Abonnenten mit Bedauern aufgenommen. Allerdings: Nur die wenigsten haben von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht. Sollte es also weitergehen, werden sie als erste das neue M & R-Heft in den Händen halten. Durch die Zuschriften bekamen wir mit, welche Bedeutung ein marxistischer Kulturjournalismus heute hat. »Die M &  R hat mir in den letzten Wochen so viel Inspiration und auch Widerstandsgeist vermittelt wie kaum eine Kulturzeitschrift zuvor«, schrieb F. aus Attendorn. Gerade in der Provinz, wo es ohnehin an kultureller Infrastruktur fehle. Robert M. aus Münster fand sie bisweilen auch etwas schräg, dennoch: »Gelernt hab’ ich aber bei jeder Ausgabe was.«

Produktiv gewendet, empfahlen uns einige, einen regelmäßigen Newsletter mit Artikeln zu veröffentlichen oder – ganz modern – einen Podcast. »Dann macht doch bitte in einer abgespeckten Version weiter!« wünscht sich Claudia P. aus Kiel ganz allgemein. Inhaltlich wurde angeregt, Platz für Laienartikel einzuräumen. »Ein Magazin ist nicht nur Podium für Studierte, es braucht Publikum, am liebsten neugieriges, Wissen suchendes, mit ’nem großen Sack an Kritik und vielleicht auch Wege, wie man da hinkommen kann, wo sich verstanden fühlt, wer daran mitgewerkelt hat«, stellt Cornelia N. aus Eisenhüttenstadt fest. Ob und in welcher Form es auch immer weitergehen mag mit der Melodie & Rhythmus, die Leserinnen und Leser hat die Einstellung nicht kaltgelassen.

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Die Grenzen in Europa wurden bereits 1999 durch militärische Gewalt verschoben. Heute wie damals berichtet die Tageszeitung junge Welt über Aufrüstung und mediales Kriegsgetrommel. Kriegstüchtigkeit wird zur neuen Normalität erklärt. Nicht mit uns!

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