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26.04.2013 / Presseerklärung

NATO-Terror in Luxemburg: »Ex-Premier Santer hat gelogen«

In Luxemburg werden in den kommenden Wochen prominente Politiker im »Bombenleger«-Prozeß aussagen müssen. Wie jetzt herauskam, waren der frühere Premier Jacques Santer und sein Nachfolger Jean-Claude Juncker über die Beteiligung von »Stay behind«-Truppen der NATO bei den Anschlägen auf Strommasten in den 80er Jahren informiert. »Als die Geheimarmee in Luxemburg 1990 aufflog, war Santer Premier«, erinnert der Schweizer Terrorismus-Experte Daniele Ganser im Gespräch mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung »junge Welt« (Samstagausgabe). »Vor dem Parlament sagte er damals, er sei überrascht, daß es diese Geheimarmee auch in Luxemburg gab, er habe nichts darüber gewußt.« Jetzt, 23 Jahre später, seien während des »Bombenleger«-Prozesses Dokumente aufgetaucht, die bewiesen, daß Santer sehr wohl über die Existenz der Geheimarmee informiert gewesen sei. »Er hat also 1990 gelogen«, so Ganser gegenüber »junge Welt«.

Während die Presse in Luxemburg ausführlich über das »Jahrhundertverfahren« berichtet, wird der Terrorprozeß hierzulande medial weitgehend ignoriert. »Fragen zum CIA-Terrorismus sind in Deutschland tabu«, konstatiert dazu Ganser. Wer sie aufwerfe, werde als »Verschwörungstheoretiker« diffamiert. »Das ist ein Kampfwort, es heißt nicht anderes als: 'Bis hierhin darfst du denken und sprechen. Aber keinen Schritt weiter!'«

Dr. Daniele Ganser leitet das Swiss Institute for Peace and Energy Research (SIPER) in Basel. Er hat das Standardwerk »NATO-Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung« (Orell Fuessli-Verlag) verfaßt.

Rüdiger Göbel
Tageszeitung junge Welt
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