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14.04.2023 / Presseerklärung

Historiker Vijay Prashad zum designierten Weltbankpräsidenten Ajay Banga

»Die westlichen Institutionen wie der Internationale Währungsfonds nehmen die nationalen Interessen des Globalen Südens nicht ernst. Wir stehen daher heute an einer wichtigen Gabelung. Neue Initiativen, wie die Neue Seidenstraße, das Sankt-Petersburg-Forum, die Neue Entwicklungsbank, entstehen« - so erklärt der in den USA lebende indischstämmige Historiker Vijay Prashad im Gespräch mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung junge Welt (Wochenendausgabe 15./16.4. 2023), warum die Weltbank ihren Einfluss gegenüber dem Globalen Süden verlieren wird. Prashad weiter: »Es geht darum, dass diese Länder ein gemeinsames Verständnis haben, dass die Welt sich wandelt. Westliche Regierungen verstehen das nicht.«

Dass mit Ajay Banga ein US-Inder als neuer Präsident der Weltbank designiert wurde, sagt für Prashad nichts über die Rolle Indiens in der Welt aus: »Er hat nie für die indische Regierung oder ein indisches Unternehmen gearbeitet. Schauen wir uns seinen Lebenslauf an: Seine tatsächlichen Bindungen an Indien sind minimal. Er ist ein US-Bürger, der für internationale Konzerne gearbeitet hat. Zuletzt hat er die Internationale Handelskammer geleitet. Das ist die Exekutive multinationaler Konzerne. Das ist seine soziale Zugehörigkeit.«

Für Prashad besteht das Problem nicht nur darin, dass mit Banga ein weiteres Mal ein US-Staatsbürger an die Spitze der Weltbank kommt. »Er kommt auch vom Großkapital. In der Vergangenheit war das nicht so. Die meisten bisherigen Präsidenten waren Bürokraten und kamen nicht aus dem Großkapital. Als Bürokraten hatten sie Erfahrung in der Entwicklungsarbeit, aber Banga hat in dem Bereich gar keine Expertise.«

Interessierten Medienvertretern senden wir das Interview gern vorab zu.