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15.02.2016, 21:58:48 / Havanna 2016

»Wir gehen ins Internet …«

Von Claudia Schröppel
sie
Sie haben wohl einen Internetzugang ergattert

Mit den Worten »Wir gehen dann mal ins Internet« verabschiedeten wir uns heute mittag von den anderen jW-Journalisten und verließen unsere Unterkunft. Was bei uns in Deutschland so einfach ist, verursacht hier Plattfüße, Durst und einen abwechslungsreichen Tag an der frischen Luft. Denn Internetzugänge sind auf Kuba keine Selbstverständlichkeit. Privilegiert sind diejenigen, die aufgrund ihrer Tätigkeit einen auf Stunden begrenzten Zugang zu Hause haben. Die Internetzugänge in den Hotels sind überteuert, und wer nicht beruflich oder aufgrund des Studiums ins Internet gelangt, hat derzeit kaum eine andere Möglichkeit, als beim staatlichen Telekommunikationsunternehmen ETECSA Guthabenkarten für die WLAN-Hotspots zu erwerben, die über Kuba verteilt den Zugriff auf das WWW erlauben. 

Um das erste Hotel machten wir direkt einen großen Bogen. Dort waren wir vor einigen Tagen schon für viel Geld eine Stunde lang durch das Internet geholpert. 10 konvertible Pesos verlangte man dort für 60 Minuten, doch das Netz des Hotels war komplett überlastet. Inzwischen haben wir aber auf der Buchmesse Guthabenkarten der Etecsa erworben – auch dies war an den ersten Tagen unseres Aufenthalts nicht möglich, weil wir stundenlange Wartezeiten hätten in Kauf nehmen müssen oder uns an bereits um 16 Uhr nachmittags geschlossenen Filialen die Nasen stießen. 

Unser erster Versuch findet heute im Hotel Riviera statt, das vor der Revolution der Mafia gehörte, heute aber Patienten aus Venezuela beherbergt, die in Havanna medizinische Behandlung erfahren. Laut Aussage der freundlichen Rezeptionistin wären wir hier zwar normalerweise schon am Ziel, der Zugang mit unserer Karte wäre möglich, aber ausgerechnet heute hänge da was und es funktioniere nicht.

Vorbei an Cafés, Studentenwohnheimen und der Casa Bertolt Brecht, einem Kulturzentrum, landen wir schließlich im pulsierenden Herz des Vedado, aber auch dort geht unsere Suche weiter. Gut das hier Hotspots so leicht zu erkennen sind: Wenn viele junge Leute an einem Gebäude stehen und auf ihren Smartphones rumwischen oder Kopfhörer in den Ohren haben und komisch gestikulieren – dann gibt es da Wifi – also WLAN. Dies bestätigt uns auch unser Eisdealer an der Coppelia, der besten Eisdiele der Stadt. Endlich haben uns unsere Telefone, die wir immer wieder wie Wünschelruten schwenken, einen Hotspot gefunden, und da hinten sind glatt noch Sitzplätze frei – zwischen dem Bordstein und einem Hauseingang ist eine kleine Stufe. Wir quetschen uns glücklich zwischen zwei kubanische Studenten … und gehen mal schnell ins Internet.

Mails gecheckt, Artikel gesendet, drei Paar müde Füße, sechs leckere Espressos und sechs Kugeln Eis sind die Bilanz des Surfens. Geschafft aber glücklich kommen wir – es ist schon dunkel – wieder in der Unterkunft an.

 

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