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Aus: fahrrad 2005, Beilage der jW vom 06.04.2005

Fahrrad statt Feinstaub

Eine »Verkehrswende« ist es sicherlich noch nicht. Aber die Bedeutung des Fahrrades nimmt sowohl in der Freizeit als auch im innerstädtischen Verkehr weiter zu
Von Rainer Balcerowiak

Die Fahrradfahrerfraktion in der jW-Redaktion ist seit der letzten Beilage merklich geschrumpft. Die Kollegin Jana Frielinghaus befindet sich in der Babypause, und der Kollege Ralf Wurzbacher ist in seine niederpfälzische Heimat zurückgekehrt. Ihre Vertreter bzw. Nachfolger benutzen das denkbar gesündeste und umweltfreundlichste Transportmittel leider nur sporadisch. Doch das entmutigt uns keinesfalls. Schließlich gibt es viele gute Gründe, sich erneut im Frühling dem Thema Fahrrad, das in den Tagesausgaben kaum Berücksichtigung findet, etwas intensiver zu widmen.

Die ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres führen quasi automatisch zur Steigerung des Fahrradanteils am Verkehr. Zwar wäre es vermessen, von einer Verkehrswende zugunsten des Fahrrades zu sprechen, doch gewisse Fortschritte sind unverkennbar. Immer mehr städtische und regionale Routennetze bieten die Möglichkeit, sich einigermaßen sicher durch Städte zu bewegen und erhöhen die Attraktivität der Fortbewegung mittels Muskelkraft ebenso wie der chronische Parkplatzmangel in vielen Großstadtbezirken. Zunehmend werden gefährliche Radwege auf Bürgersteigen durch Fahrspuren auf den Straßen ersetzt. Das ist besonders wichtig, weil ein großer Teil der städtischen tödlichen Fahrradunfälle durch rechtsabbiegende PKW und LKW verursacht wird, die der durch parkende Autos verdeckten Radwegbenutzer zu spät gewahr wurden. Die Förderung des Fahrradverkehrs ist inzwischen in vielen Kommunen parteiübergreifender Konsens, eine Entwicklung, die durch die aktuelle Feinstaubdebatte sicherlich weiter befördert wird.

Doch abgesehen von einigen Vorzeigestädten und -landkreisen ist Deutschland noch weit davon entfernt, eine wirklich »fahrradfreundliche« Infrastruktur, wie es sie beispielsweise in Dänemark und den Niederlanden gibt, vorweisen zu können. Zu tief ist der automobile Wahn der Wirtschaftwunderära in vielen Köpfen einbetoniert, und die desaströse Lage vieler Kommunen setzt Ausbaumaßnahmen für den Fahrradverkehr sehr enge Grenzen.

Einen regelrechten Boom verzeichnet der Fahrradtourismus. Das deutsche Fernradwegenetz umfaßt inzwischen rund 40000 Kilometer, und die Zahl seiner Nutzer steigt beständig. Viele regionale Tourismusverbände haben die Bedeutung dieses Segments so langsam realisiert und buhlen um Fahrradtouristen. Auch bei kommerziellen Reiseveranstaltern sind immer mehr mehrtägige oder gar -wöchige Fahrradtouren im Angebot.

Während die regionalen Verkehrsverbünde und besonders die Deutsche Bahn-Tochter DB-Regio einiges unternommen haben, die Entwicklung des Fahrradtourismus durch bessere Transportmöglichkeiten zu unterstützen, bleibt der Mutterkonzern stur und weigert sich konsequent, über Fahrradtransporte in ICE-Zügen auch nur ernsthaft nachzudenken. Da wird der Allgemeine Deutsche Fahrradclub, der sich als wichtigste Fahrradlobby in Deutschland etabliert hat, noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen.

Auch technologisch bleibt die Entwicklung nicht stehen. Zwar ist vieles, was mit großem Werbeaufwand als Innovation oder gar »technische Revolution« gepriesen wird, überflüssiger Schnickschnack. Entwicklungen, die den Fahrkomfort und die Sicherheit steigern, lohnt es allerdings zu verfolgen. Unser Augenmerk galt diesmal Click-Schuhen und -pedalen, Vorderradgepäckträgern und - taschen sowie Regenbekleidung.

Bleibt wohl nur noch, allen fahrradfahrenden jW-Lesern neben viel Spaß mit dieser Beilage eine möglichst pannen- und sturzarme Fahrradsaison zu wünschen.

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