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Aus: fahrrad 2004, Beilage der jW vom 02.06.2004

Fahrradlust und -frust

Fahrrad fahren ist gesund, ökologisch sinnvoll und macht Spaß. Ganz im Gegensatz zur Verkehrspolitik
Von Rainer Balcerowiak

Der Sommer naht mit Riesenschritten. Viele Freunde der muskelkraftgestützten Fortbewegung auf zwei Rädern haben ihre Gefährte auf Vordermann gebracht, d.h. wenigstens geputzt, manchmal sogar geölt oder gar umfassend gewartet. Ein Fahrrad ist schließlich ein sensibles Wesen, und wer es nicht hegt und pflegt, wird nach einiger Zeit mit knackenden Tretlagern, knirschenden Ketten, erschlafften Bremsen und immer größeren Roststellen bestraft. Auch bei jW ist der Fahrradsommer angebrochen. Neben den Allzeit- und Allwetterfahrern Jana Frielinghaus, Ralf Wurzbacher und Rainer Balcerowiak besinnen sich allmählich auch andere Kollegen wieder auf die Freuden des umweltfreundlichen Verkehrsmittels für den Arbeitsweg. Mit lautem Quietschen kündigen regelmäßig Chefredakteur Arnold Schölzel, der Feuilletonkollege Alexander Reich und Gewerkschaftsspezialist Daniel Behruzi ihr Erscheinen an. Auch das klobige, anachronistische Hippie-Fahrrad unseres Autoren Jürgen Elsässer wird häufiger auf dem Hof gesehen. Wirtschaftsredakteur Klaus Fischer hat seinen schweren Sturz im vergangenen November inzwischen verkraftet und tritt tapfer in die Pedale. Sie alle erscheinen in der Regel mit rosig-frischen Gesichtern in der Redaktion und können ihr Mitleid mit der graugesichtigen, gestreßten kleinen jW-Autofahrerfraktion nur schwer verhehlen.

Natürlich machen wir diese Beilage nicht nur für unseren Kollegenkreis. Sogar einige Verkehrsplaner haben inzwischen begriffen, daß Fahrradfahren weit mehr ist als ein Freizeitspaß. Das Potential des Zweirads als innerstädtisches und regionales Verkehrsmittel ist noch lange nicht ausgeschöpft, und der Fahrradtourismus weist ungebrochen zweistellige Zuwachsraten auf. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hat sich inzwischen auf Bundesebene und in vielen Ländern als ernstzunehmende Lobby etabliert und streitet unverdrossen für Radwegepläne und verbesserte Mitnahmemöglichkeiten für Fahrräder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Allerdings stößt er damit manchmal auf taube Ohren. Nach wie vor weigert sich die Bahn, ICE-Züge für Fahrräder zu öffnen, und die Radwegepläne des Bundes und der Länder werden nicht selten im Rahmen der »Sparpolitik« eingedampft oder zeitlich gestreckt. Trotzdem gibt es für Fahrradfreunde immer was zu feiern, und sei es nur das schöne Wetter. Am Sonntag startet die traditionelle Fahrradsternfahrt des Berliner ADFC, die diesmal mit Freiluftmesse und großem Rockkonzert zum »European Bike Day« aufgeputzt wird. 250 000 Teilnehmer werden erwartet. Na dann mal rein in die Pedale.

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