Sudan am seidenen Faden
Von Ina Sembdner
Mehr als drei Jahre Krieg, ein de facto geteiltes Land und kein Ende in Sicht: Um die sudanesischen Streitkräfte in Darfur in die Knie zu zwingen und die Region im Westen des Landes unter seine Kontrolle zu bringen, belagern die paramilitärischen RSF von Mohammed Hamdan Daglo die Stadt Al-Fascher seit April. Die Hunderttausenden in der Hauptstadt des Bundesstaates Norddarfur Festgehaltenen sind nicht nur ständigen Artillerie- und Drohnenangriffen ausgesetzt, auch die Lebensmittelvorräte gehen nach Angaben von Reuters gefährlich zur Neige. Wer zu fliehen versucht, wird erschossen – am Sonnabend 15 junge Männer, wie örtliche Quellen der Sudan Tribune bestätigten.
»Die Artillerie und Drohnen der RSF beschießen Al-Fascher Tag und Nacht«, berichtete ein Einwohner gegenüber der Agentur. Die Stromversorgung sei vollständig unterbrochen, Bäckereien seien geschlossen und medizinische Versorgung sei knapp, fügte er hinzu. »Die Zahl der Todesopfer steigt täglich, und die Friedhöfe werden immer größer«, sagte er. Die meisten der Einwohner sind durch frühere Angriffe vertrieben worden und leben in Lagern wie Zamzam, in denen laut Beobachtern bereits Hungersnot herrscht. In Zamzam, mit rund 500.000 Vertriebenen das größte Lager im Sudan, haben zudem offenbar kolumbianische Söldner die Kontrolle übernommen. »Es handelt sich um einen Vernichtungskrieg gegen unbewaffnete Zivilisten, gefolgt von einer systematischen Besetzung mit Hilfe ausländischer Söldner«, so Zamzam-Sprecher Mohammed Khamis Duda in einer von der Sudan Tribune zitierten Erklärung.
»Die Kinder sind unterernährt, die Erwachsenen sind unterernährt. Selbst ich habe heute noch nichts gefrühstückt, weil ich nichts finden kann«, erklärte eine Ärztin, die anonym bleiben wollte, gegenüber Reuters. Die RSF hätten die Lebensmittelversorgung blockiert, und Hilfskonvois, die versuchten, die Stadt zu erreichen, würden angegriffen, berichteten Einheimische. Die Preise für die Waren, die Händler einschmuggeln könnten, lägen mehr als fünfmal so hoch wie im nationalen Durchschnitt. Viele Menschen griffen auf Heu oder Ambaz zurück, eine Art Tierfutter aus Erdnussschalen. Aber sogar Ambaz werde knapp. Aufgrund der katastrophalen Bedingungen musste die Hilfsorganisation» Ärzte ohne Grenzen« seit Mitte Juni schon 2.500 Cholerafälle behandeln. Etwa 52 Menschen seien bereits daran gestorben.
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