Siedler greifen an
Von Jakob Reimann
Eine Welle von Angriffen rechter israelischer Siedler zieht seit Tagen über die Menschen in allen Ecken des besetzten Westjordanlands. Am Freitag griffen israelische Siedler das Dorf Susija in der Region Masafer Yatta südlich von Hebron an und verletzten dabei eine Frau, die ins Krankenhaus gebracht werden musste, wie die Agentur WAFA meldete. Dutzende Siedler stürmten zudem die Grabstätte Josefs in Nablus und verwüsteten einen Straßenzug im östlichen Teil der Stadt. Anwohner leisteten Widerstand gegen den Überfall. Im Süden von Nablus bei Akraba setzten israelische Siedler ihre Arbeiten fort, um Platz für den Ausbau illegaler Siedlungen zu schaffen. Dafür planierten sie mit Bulldozern palästinensisches Land und entwurzelten Dutzende Bäume. Die israelische Armee informierte die Bewohner des südöstlich von Dschenin gelegenen Dorfes Raba über die Absicht, Land in dem Gebiet zu beschlagnahmen, um dort eine Militärbasis zu errichten. Am Donnerstag abend hatten Siedler zudem gemeinsam mit israelischen Soldaten die Altstadt von Hebron überfallen, mehrere Zivilisten festgenommen und sie dann verprügelt.
Auch die Lebensgrundlage der Palästinenser steht zunehmend im Visier. So griff am Donnerstag eine Gruppe Siedler die Bewohner der Stadt Turmus Ajja nordöstlich von Ramallah an und setzte dabei vorsätzlich landwirtschaftliche Flächen in Brand. Nach dem Angriff auf den einzigen überwiegend christlich-palästinensisch Ort Taiba nahe Ramallah in der Nacht zuvor wurden Videos brennender Felder in den sozialen Medien verbreitet. Am Freitag überfielen Siedler palästinensische Hirten im nördlichen Jordantal, während diese dort ihr Vieh weiden ließen, und vertrieben sie gewaltsam von den Weideflächen. Am selben Tag stahlen Siedler Schafe der palästinensischen Beduinengemeinde Arab Al-Mleihat nordwestlich von Jericho. Hassan Mleihat, Generalkoordinator der Al-Baidar-Organisation zur Verteidigung der Rechte der Beduinen, erklärte gegenüber WAFA, dieser Angriff sei Teil einer verschärften Gewaltkampagne israelischer Kräfte gegen palästinensische Hirten, die Übergriffe, Bedrohungen, Vertreibungen, Sachbeschädigungen und den Raub von Nutzvieh umfasst.
Auch die Überfälle israelischer Soldaten auf Palästinenser gehen unvermindert weiter. Am Donnerstag drangen Truppen mit Militärfahrzeugen in die Stadt Beit Ummar nördlich von Hebron ein und schossen mit scharfer Munition, Gummigeschossen sowie Tränengas auf Zivilisten und feuerten Blendgranaten in ein Restaurant. In der Nacht zum Donnerstag unterstützten Soldaten das Pogrom von über 100 zumeist bewaffneten und maskierten Siedlern im Dorf Kufur Malek nahe Ramallah, die dort Autos und Häuser in Brand setzten, und erschossen drei unbewaffnete Zivilisten.
Bereits am Montag wurde der 13jährige Ammar Hamajel in Kufur Malek von israelischen Truppen erschossen, als er mit seinem Bruder in den Olivenhainen auf Vogeljagd war. Das Militär gab nach der Tötung eine Erklärung ab, in der es die Jungen als »Terroristen« bezeichnete, heißt es beim britischen Guardian, »was als Rechtfertigung dafür diente, sie mit Sturmgewehren zu erschießen«. Afi Hamajel, ein Verwandter des toten Jungen, beschreibt den Blick aus seinem Familienhaus auf den nahegelegenen Hügel östlich der Stadt Richtung Jordantal. Unter dem Schutz der Armee wurde dort in den vergangenen Tagen neben einem Militärstützpunkt der Grundstein für eine neue illegale Siedlung gelegt: Rechte Siedler arbeiten Hand in Hand mit dem Militär und der extrem rechten Regierung an der ethnischen Säuberung und israelischen Besiedlung des Westjordanlands.
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