Pogrom gegen Christen
Von Nick Brauns
Bei Pogromen zionistischer Siedler, die unter dem Schutz der israelischen Armee Orte im besetzten Westjordanland überfielen, sind am Mittwoch abend drei Palästinenser getötet und zahlreiche weitere verletzt worden.
So wurde Kufur Malek 17 Kilometer nordöstlich von Ramallah von über hundert bewaffneten Siedlern attackiert, die Autos und Häuser in Brand setzten. Einwohner und Menschen aus umliegenden Orten versuchten, die Angreifer zu stoppen. Doch israelische Soldaten eröffneten das Feuer und töteten drei unbewaffnete Palästinenser, zahlreiche weitere wurden verwundet. Die Armee rechtfertigte die tödlichen Schüsse damit, innerhalb des Dorfes beschossen worden zu sein, zudem seien Steine geworfen worden. Auch die Siedler hätten mit Handfeuerwaffen geschossen, gab ein Einwohner gegenüber der israelischen Tageszeitung Haaretz an. Fünf festgenommene Israelis sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Selbst der ehemalige Generalmajor der israelischen Armee und jetzige Vorsitzende der zionistisch-sozialdemokratisch orientierten Demokratischen Partei, Yair Golan, sprach auf X von einem »gewaltsamen jüdischen Pogrom« und beschuldigte die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, »die gewalttätigen Banden in den besetzten Gebieten zu unterstützten und zu ermutigen«.
Siedler stürmten auch den Ort Taiba zehn Kilometer östlich der Stadt Ramallah und setzten dort Häuser und Autos in Brand. Das auf das antike Ephraim zurückgehende Taybeh mit seinen etwa 2.000 Einwohnern ist der einzige fast ausschließlich von palästinensischen Christen bewohnte Ort im Westjordanland. Im Dorf befindet sich die 1994 von Braumeister Nadim Khoury gegründete einzige palästinensische Brauerei, dort wird nach bayerischem Reinheitsgebot kosher und halal gebraut und ein von der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung gefördertes Oktoberfest ausgerichtet. Im Jahr 2013 hatten Siedler bereits einmal versucht, das Kloster von Taybeh und eine angrenzende Kapelle zu besetzen.
Seit den Angriffen der Hamas und Verbündeter vom 7. Oktober 2023 und dem Beginn des laufenden Krieges Israels gegen Gaza sind im Westjordanland nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums rund 940 Palästinenser von der Armee oder Siedlern getötet worden.
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