Ausstand der Metaller
Von Carmela Negrete
In Spanien streiken die Metallarbeiter. Und das seit Montag unbefristet. Dem Arbeitskampf folgen laut den Gewerkschaften derzeit rund 25.000 der 30.000 Werktätigen des Sektors in der Provinz Cádiz im spanischen Süden. Einen ersten Vorgeschmack lieferten die Arbeiter vergangene Woche mit Ausständen am Dienstag und Mittwoch. Seitdem demonstrieren sie für einen neuen Tarifvertrag, unter anderem mit Verkehrsblockaden, Reifenbarrikaden, Infoständen sowie klassischen Arbeitsniederlegungen und Streikposten. Die Metaller unterbrachen zudem den Bahnverkehr zwischen Sevilla und Cádiz. Einsatzkräfte der Polizei gingen mit Tränengas gegen die Menge vor. Immer wieder wurden Protestierende festgenommen, so am Montag drei Personen.
Die Streikenden fordern unter anderem eine Lohnerhöhung von sechs Prozent und mehr Freizeit. Insbesondere verweigern sie sich einer von den Firmen vorgesehenen Maßnahme, nach der die Beschäftigten in bestimmten Produktionshochphasen 20 Prozent mehr arbeiten sollen. Bisher erlaubt der Tarifvertrag eine derartige temporäre Arbeitszeiterhöhung um zehn Prozent.
Am Mittwoch fand zudem eine Demonstration im Zentrum von Cádiz, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, statt. Laut der Polizei nahmen an diesem Protest rund 4.000 Menschen teil, die zum Sitz des Metallunternehmerverbands Femca marschierten und den Rücktritt nicht nur der Führung des Verbandes, sondern auch des Chefs der Gewerkschaft UGT in Cádiz, Antonio Montoro, forderten. Die Gewerkschaft, die den regierenden Sozialdemokraten nahe steht, hatte am Montag eine vorläufige Vereinbarung unterzeichnet, um den Streik zu beenden. Diese sah vor, dass neue Angestellte unter 25 Jahren lediglich 75 Prozent des Regelgehalts bekommen sollen. Zudem sollten sie Lohnzuschläge erst sieben Jahre nach Einstellung erhalten.
Der Tarifvertrag, für den die Metallarbeiter in Cádiz derzeit kämpfen, ist eine regionale Vereinbarung, beschränkt auf die autonome Region Andalusien. Unterstützung für die Streikenden kam aber aus Ferrol in Galicien. Dort haben Beschäftigte einer Werft des Rüstungskonzerns Navantia zusammen mit der anarchistischen Gewerkschaft CGT entschieden, sich gegen die Aufnahme der Fregatte »Numancia«, ein Kriegsschiff der spanischen Marine, zu stellen, die ursprünglich in Cádiz repariert werden sollte. Anders als die UGT hält die CGT unterdessen an ihrem eigenen Streikaufruf im Metallsektor fest.
Auch in Cartagena in der Region Murcia wird seit dem 18. Juni unbefristet im Metallsektor gestreikt, auch dort bauen die Arbeiter Barrikaden, sperren Straßen und verlangen einen Tarifvertrag, der den Kaufkraftverlust der vergangenen Jahre kompensiert. Am Freitag soll dort gemeinsam mit den Familien der Beschäftigten demonstriert werden. Allein bei Navantia, einer Firma im vollständigen Besitz des spanischen Staates, arbeiten in Cartagena rund 2.000 Werktätige. Was gut für den Lohn ist, kann auch gut für den Frieden sein: Der Bau von U-Booten der Klasse »S-80 Plus«, eine der modernsten in europäischer Produktion, wird aktuell durch den Streik verzögert.
Diesen Juni hatten auch in der Region Kantabrien Metallarbeiter für einen besseren Tarifvertrag gestreikt. 22.000 Beschäftigte legten am 4. und 5. Juni ihre Arbeit nieder, so Zahlen der linken Gewerkschaft CCOO. Betroffen waren unter anderem die Werke des Stahlkonzerns Sidenor in Reinosa, des Autoteileherstellers Teknia in Ampuero und von Global Steel Wire in Santander. Die Streikenden erreichten eine Lohnerhöhung von 3,7 Prozent für dieses Jahr. Zuletzt hatten die Beschäftigten des Sektors vor drei Jahren 20 Tage lang gestreikt, um die Folgen der Covid-19-Pandemie abzufedern.
Bereits 2021, während der ersten Legislaturperiode der Regierung von Pedro Sánchez, Generalsekretär der PSOE, hatte es einen Streik in der Metallindustrie von Cádiz gegeben. Das Innenministerium setzte damals auf noch härtere Repression, die Polizei schickte unter anderem Panzerwagen. Mehrere Demonstranten wurden auf Grundlage des sogenannten Maulkorbgesetzes verurteilt – darunter Raquel Rodríguez, eine Frau aus Cádiz, die 5.000 Euro wegen Beamtenbeleidigung zahlen musste.
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