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Aus: Ausgabe vom 25.06.2025, Seite 5 / Inland
»Global Wealth Report 2025«

Ein gutes Jahr für Vermögende

»Global Wealth Report 2025«: Zahl der »Superreichen« auf 3.900 gestiegen. DGB-Konferenz diskutiert gerechte Verteilung von Wohlstand
Von Ralf Wurzbacher
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Steigen die Profite, knallen die Korken

Sie werden mehr und haben immer mehr. Die Zahl der »Superreichen« in Deutschland ist im zurückliegenden Jahr um 500 auf 3.900 gestiegen. Zusammen besitzen sie mehr als ein Viertel des gesamten Finanzvermögens im Land, insgesamt knapp drei Billionen Euro. So steht es im am Dienstag veröffentlichten »Global Wealth Report 2025« der US-Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG).

Als »ultra high net worth individuals« (UHNWI) gelten Menschen, die Finanztitel im Wert von über 100 Millionen US-Dollar ihr eigen nennen. Während diese unvorstellbar Reichen hierzulande im Vorjahr ihre Habe um 16 Prozent mehren konnten, zeigt sich Bundesagrarminister Alois Rainer (CSU) offen für Forderungen des Deutschen Bauernverbands, ausländische Saisonarbeiter mit einem um 20 Prozent gekürzten Mindestlohn abzuspeisen. Das sagte er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Dienstagausgaben). So schmeckt das Spargelschaumsüppchen mit Albatrüffeln noch viel besser.

Ebenfalls am Dienstag tagte in Berlin die sogenannte Verteilungskonferenz des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) unter dem Motto »Wohlstand für wen?« Im Vorfeld bezeichnete DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell eine gerechtere Verteilung des Wohlstands als »eine Schlüsselfrage für die Demokratie in Deutschland«. Wachsende Ungleichheit gefährde den gesellschaftlichen Zusammenhalt, ein ungerechtes Steuersystem belaste Normalverdienende übermäßig, verschone aber gleichzeitig die wirklich Vermögenden und generiere zu wenig Einnahmen für die öffentliche Hand. »In der Folge schüren ein staatlicher Sparkurs, die Schließung von kommunalen Einrichtungen und Angeboten sowie kaputte Infrastruktur Unzufriedenheit und Unsicherheit in der Bevölkerung.«

2024 war laut BCG ein hervorragendes Jahr für Reiche, nicht nur für jene an der Spitze der Skala. Die Zahl der Dollarmillionäre in Deutschland ist demnach um 65.000 auf 678.000 gestiegen. Weltweit gibt es mittlerweile 84.700 Superreiche, die zusammen 14 Prozent des globalen Finanzvermögens unter sich aufteilen. Je höher der Einsatz, desto fetter der Ertrag. »Sehr wohlhabende Anleger haben einen höheren Anteil ihres Vermögens am Kapitalmarkt und in renditestarken Anlageklassen wie Private Equity investiert«, erläuterte Michael Kahlich, BCG-Partner in Zürich und Coautor der Studie. »Weniger Vermögende setzen eher auf risikoärmere Anlagen mit niedrigerer Rendite, wie etwa Tagesgeld, Bargeld oder Versicherungen.«

Die bei weitem meisten Supereichen mit 33.000 stammen aus den USA, gefolgt von China mit 9.200. Auf Rang drei liegt die BRD mit knapp 4.000. Das globale Vermögen sei zwar in Summe gewachsen, doch profitiert hätten nur wenige Regionen, vor allem Nordamerika, Teile Asiens und des Nahen Ostens, bemerkte Kahlich. Allein die Erhöhung des Finanzvermögens in den USA auf insgesamt 139 Billionen Dollar entspreche fast dem gesamten Vermögen in Deutschland, sogar inklusive Sachwerte. Das Bruttovermögen – Besitz ohne Berücksichtigung von Schulden –beziffern die Studienautoren hierzulande auf 22,9 Billionen Dollar oder zirka 20 Billionen Euro. Davon sind 11,8 Billionen Dollar in Immobilien und anderen Realwerten angelegt, 11,1 Billionen sind reines Finanzvermögen: Bankguthaben, Wertpapiere, Pensionen und Bargeld.

Körzell vom DGB wünscht sich eine »Gesamtstrategie gegen wachsende Ungleichheit«. Bloß kann er sie auf seiten der Politik nicht einmal im Ansatz erkennen, während zugleich rechte Populisten die Schuld an sozialen Verwerfungen auf die Schwächsten der Gesellschaft abladen würden, etwa Bürgergeldempfänger oder Asylsuchende. So bleibe das Thema im Koalitionsvertrag von Union und SPD »unterbelichtet«. Zur weiter auseinandergehenden Schere zwischen Arm und Reich finde sich kein Wort, »eine Vermögenssteuer wird nicht einmal erwähnt, und auch bei der Erbschaftssteuer soll alles beim alten bleiben«. Bei Boston Consulting ist man derweil bester Dinge. »Die Spielregeln verändern sich«, befand Kahlich. »Vermögen entsteht weltweit – die Kunst wird darin liegen, es auch zu erschließen.«

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