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Aus: Ausgabe vom 23.06.2025, Seite 5 / Inland
Einzelhandel

Galeria vor nächster Krise

Bei der Warenhauskette bahnt sich neues Ungemach an. Gute Zinsgeschäfte von Investoren mit Filialresten
Von Gudrun Giese
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Eine Tradition endet: Alles dicht, nichts geht mehr über die Kaufhaustheke

Bei der Warenhauskette Galeria (früher: Karstadt und Galeria Kaufhof) lässt sich schon wieder beobachten, wie Investoren nach Entschuldung und Insolvenzverfahren dieses Unternehmen zur eigenen Bereicherung nutzen.

Nach drei Insolvenzen innerhalb von dreieinhalb Jahren und dem spektakulären Zusammenbruch des Signa-Konzerns, zu dem Galeria zuletzt gehörte, sollten die Warenhäuser mit weniger Filialen und scheinbar seriösen Geldgebern in ruhigeres Fahrwasser steuern. Im vergangenen Jahr übernahmen NRDC Equity Partners um den US-amerikanischen Investor Richard Baker sowie BB Kapital des deutschen Unternehmers Bernd Beetz die kärglichen Reste der einst in nahezu jeder Stadt vertretenen Warenhäuser. Derzeit gibt es noch rund neunzig Filialen. Und die scheinen keine guten Geschäfte zu machen. Nach einem Artikel in der Lebensmittelzeitung (LZ) vom vergangenen Mittwoch sorge »die schwache Umsatzentwicklung dafür, dass die Investoren den Warenhauskonzern stärker an die Kandare nehmen«. Vor allem NRDC Equity Partners gebe dabei den Ton an. Über eine Luxemburger Gesellschaft halte die New Yorker Investmentfirma der Familie Baker 65,8 Prozent der Anteile, während Beetz lediglich mit 28,2 Prozent engagiert sei. Außerdem nehme inzwischen der Bostoner Finanzinvestor Bain Capital eine zentrale Rolle bei Galeria ein, der zwar mit sechs Prozent den geringsten Anteil am Unternehmen habe, als Kreditgeber allerdings eine Schlüsselrolle spiele.

Nach der Übernahme von Galeria aus der Insolvenz präsentierte sich zunächst Bernd Beetz als »Gesicht« des Warenhausunternehmens. Mit dem früheren Chef von Galeria Kaufhof, Olivier van den Bossche, der schon zum Ende der Benko-Zeit wieder zum CEO bei Galeria erkoren und von den neuen Investoren übernommen wurde, schien ein wenig Kontinuität gewahrt – zumal der Belgier van den Bossche das Warenhausgeschäft von Grund auf kennt. Doch bereits Ende April dieses Jahres musste er überraschend gehen – »offenbar nicht auf dessen eigenen Wunsch«, wie die Süddeutsche Zeitung am 30. April schrieb. Galeria strukturiere sein Führungsteam um, hieß es in einer Pressemitteilung des Unternehmens, wobei der Fokus auf kontinuierliches Wachstum und Stabilität gerichtet werde. Die LZ sieht in ihrem aktuellen Artikel vor allem Lucas Evans, den Topmanager bei NRDC Equity Partners, hinter dieser Entscheidung. Van den Bossche habe wohl auch wegen der miesen Umsätze in den Warenhäusern gehen müssen. Inzwischen sei die Geschäftsführung sogar dafür zuständig, wöchentlich Galerias Warenbestellungen freizugeben.

Damit das wenige Geld, das die Filialen noch erwirtschaften, garantiert in den richtigen Taschen landet, wurde der Finanzinvestor Bain Capital gewonnen, der zwar nichts mit dem operativen Geschäft zu tun hat und auch keine Kontrollrechte bei Galeria ausübt. Dafür hat er den Warenhäusern ein Darlehen gegeben, »für das offenbar hohe Zinsen fällig werden und der Händler umfangreiche Sicherheiten stellen muss«, so die LZ. Bei der US-amerikanischen Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde (SEC) eingereichten Unterlagen zufolge sei für Galeria ein »First Lien Senior Secured Loan« eingetragen mit Zinssätzen von 15 Prozent und Laufzeiten bis April 2029. Nicht aufgeführt habe man die Gesamthöhe des Kredits. Die LZ beruft sich auf Insider, die von rund 60 Millionen Euro sprechen, mit denen der Neustart von Galeria finanziert werden sollte. Besichert sei die Summe mit den Warenbeständen des Unternehmens.

Damit steht Galeria offenkundig schon wieder mit dem Rücken an der Wand, denn die hohen Zinsen müssen erst einmal erwirtschaftet werden, was angesichts der schwächelnden Umsätze schwierig sein dürfte. »Unternehmenskreise«, auf die sich die LZ bezieht, bewerten hingegen die »teuren Konditionen des Bain-Capital-Darlehens« als »angemessen«, zumal sie bei einer vorzeitigen Rückzahlung von Teilbeträgen auch leicht gesenkt werden könnten. Alle drei Investoren lehnten im übrigen auf LZ-Anfrage jegliche Stellungnahme zur Lage bei Galeria ab.

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