Kriegseintritt am Wochenende?
Von Mawuena Martens
Die Eskalationsspirale im Krieg gegen Iran dreht sich nicht nur militärisch sondern auch verbal weiter: Nachdem die Soroka-Klinik im südisraelischen Beerscheba am Donnerstag bei einem Angriff beschädigt wurde, hat Israels für Krieg zuständiger Minister Irans »Obersten Führer« als »modernen Hitler« bezeichnet und noch heftigere Attacken angekündigt. »Ein Diktator wie Khamenei, der an der Spitze eines Staates wie Iran steht und sich die Zerstörung Israels auf die Fahne geschrieben hat, kann nicht weiter existieren«, drohte Israel Katz.
Nachdem es am Donnerstag zunächst geheißen hatte, Israel habe den einzigen aktiven iranischen Atomreaktor in Buschehr angegriffen, sprach ein Vertreter des israelischen Militärs kurz darauf von einem »Fehler«. Es seien statt dessen Atomanlagen in Natans, Isfahan und Arak angegriffen worden. Der Atomreaktor liegt an der Küste des Persischen Golfs und wird mit russischen Brennstäben betrieben. Bestätigt hat die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hingegen, dass israelische Angriffe den iranischen Schwerwasserforschungsreaktor Chondab getroffen haben. Radioaktive Strahlungen gebe es infolgedessen nicht.
Wie hoch die Opferzahlen in Iran mittlerweile sind, bleibt unklar. Am Sonntag hatte es von offizieller Seite geheißen, 224 Menschen seien getötet worden. Seit Mittwoch herrscht eine fast vollständige Internetsperre. Die sich als Menschenrechtsaktivisten verstehende iranische Gruppe Hrana sprach am Donnerstag von rund 639 Todesopfern und 1.329 Verletzten. Israel gibt an, dass die Zahl von 24 Toten unverändert geblieben ist.
Verschiedene US-Medien berichteten derweil über ein bevorstehendes Eingreifen der USA in den Krieg. So hieß es bei Bloomberg am Donnerstag, die Vereinigten Staaten bereiteten sich derzeit auf einen Angriff vor, der möglicherweise am Wochenende stattfinden werde. Auch das Wall Street Journal berichtete unter Berufung auf drei mit den Überlegungen des US-Präsidenten vertraute Personen, dass Donald Trump einen Angriffsplan bereits bewilligt habe. Dessen ungeachtet will sich Teherans Außenminister Abbas Araghtschi mit seinen Amtskollegen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien am Freitag in Genf treffen – laut Reuters in Abstimmung mit den USA.
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