Schwere Angriffe auf Kiew
Von Reinhard Lauterbach
Bei einem der größten russischen Luftangriffe der letzten Zeit sind in der Nacht zum Dienstag allein in Kiew mindestens 14 Menschen getötet worden. Etwa 100 weitere Personen wurden nach Angaben der ukrainischen Behörden verletzt. Kiewer Medien verbreiteten Bilder eines achtstöckigen Wohnblocks, bei dem nach einem Einschlag ein ganzes Treppenhaus in sich zusammengestürzt war. Unter den Trümmern wurden am Dienstag mittag noch weitere Opfer befürchtet. Weitere Angriffe gab es auch auf Odessa, Saporischschja und Kriwij Rig sowie von ukrainischer Seite auf Donezk. Auch hier kamen fünf Bewohner ums Leben.
Von russischer Seite hieß es, der Angriff auf Kiew mit 445 Drohnen und etwa 50 Raketen verschiedener Typen habe militärischen Zielen, dem Hauptbahnhof und den beiden Flughäfen Borispil und Schuljani gegolten. Aus ukrainischen Berichten geht hervor, dass auch ein großes Munitionslager am Stadtrand getroffen wurde; dort habe es mehrere Stunden lang Explosionen gegeben. Getroffen wurden auch Wohnheime der Nationalen Luftfahrtakademie der Ukraine. In deren Hangars wurden zuletzt Drohnen montiert. In ukrainischen sozialen Netzwerken erregten sich Autoren darüber, dass der Angriff auf die Drohnenfabrik in der Hochschule offenbar durch Leichtfertigkeit und Geltungsbedürfnis eines »freiwilligen Aktivisten« erleichtert wurde. Der Mann hatte auf seinen Accounts in den sozialen Medien zum Zwecke der Spendenwerbung Bilder der Produktion veröffentlicht und auch den Standort bekanntgegeben. Anlässlich des erfolgreichen Schlags gegen das Munitionslager ärgerten sich ukrainische Soldaten online darüber, dass diese Granaten im tiefen Hinterland ohne Tarnung gelagert worden seien, während sie an der Front dringend gebraucht würden.
Dort haben sich russische Truppen im Gebiet Sumi der Regionalhauptstadt inzwischen offenbar auf etwa 15 Kilometer genähert. Die örtlichen ukrainischen Behörden erklärten, eine Evakuierung sei nicht nötig. Russische Quellen hatten zuvor über einen angeblichen Geheimbefehl von Präsident Wolodimir Selenskij berichtet, die Zivilbevölkerung der 260.000-Einwohner-Stadt Sumi bewusst nicht zur Abreise aufzufordern, sondern sie für die Verteidigung der Stadt zu rekrutieren – und als lebende Schutzschilde zu verwenden.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Ähnliche:
- Kateryna Klochko/AP/dpa17.06.2025
Moskau und Kiew zielen auf Armeeversorgung
- Evgeniy Maloletka/AP/dpa07.06.2025
Großangriff auf Kiew
- 2025 Planet Labs PBC/Handout via REUTERS05.06.2025
Zweifel an Kiews Version
Mehr aus: Ausland
-
»130 Compañeros werden von der Justiz verfolgt«
vom 18.06.2025 -
Lebensgefährliche Demos.
vom 18.06.2025 -
Opferfest in Damaskus
vom 18.06.2025 -
Kubas Ärzte verunglimpft
vom 18.06.2025 -
Kampagne ohne Biss
vom 18.06.2025 -
Keine Visa für Konzernkritiker
vom 18.06.2025 -
»Marxismus ist aktueller denn je«
vom 18.06.2025