Kairo stoppt Gazamarsch
Von Jakob ReimannDie ägyptische Staatsgewalt geht weiter gegen palästinasolidarische Menschen vor. Der »March to Gaza« von Tausenden Aktivisten aus bis zu 80 Ländern sollte ursprünglich am Sonntag abend den Grenzübergang Rafah im Süden des Gazastreifens erreichen. Das Regime von Abdel Fattah Al-Sisi hat dies jedoch mit »Massenabschiebungen« und brutaler Gewalt unterbunden, heißt es in einer Erklärung der Organisatoren, während »unsere Anklage des Völkermords« bekräftigt wurde. Mehr als 300 Aktivisten seien bereits abgeschoben worden. Personen, die »Widerstand leisteten«, seien von der Polizei »schikaniert und brutal geschlagen« worden, berichtete El Salto Diario. Vertreter mehrerer Landesdelegationen seien festgenommen worden, ein Aktivist aus Kanada sei aus Protest gegen seine Haftbedingungen in Hungerstreik getreten.
An zwei Kontrollpunkten außerhalb von Kairo seien jeweils etwa 1.000 Menschen festgehalten worden, berichtet der den Marsch begleitende Fotograf Álvaro Minguito am Montag gegenüber jW. Dort seien ihnen die Pässe abgenommen worden. Die Polizei habe sie mit Bussen abtransportieren lassen. »Wer sich weigerte, in die Busse zu steigen, wurde mit Schlägen dazu gezwungen«, so Minguito weiter. Einige Teilnehmende habe man direkt in »Internierungslager gebracht und deportiert«. Mehrere Personen gelten weiterhin als vermisst.
Die Delegationen werden Ägypten verlassen, erklärte neben Minguito auch die deutsche Vertreterin und Juristin Melanie Schweizer am Montag gegenüber jW. Als Grund nannte sie die »massive Verfolgung« durch ägyptische Behörden und die »gewaltsame Antwort der Regierung« auf den Versuch, nach Gaza zu gelangen. Zuvor habe es Gespräche mit verschiedenen Botschaften sowie inoffizielle Kontakte zu Regierungen gegeben, jedoch »ohne konkretes Ergebnis«. Es gebe nun Überlegungen, sich dem »Sumud Convoy« in Tunesien anzuschließen. »In Gedanken sind wir auf jeden Fall bei den Menschen in Gaza und in Palästina, die einer unfassbaren barbarischen, unmenschlichen Behandlung ausgesetzt sind«, so Schweizer in einem Videostatement.
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