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Aus: Ausgabe vom 10.06.2025, Seite 2 / Ausland
Meeresschutz

Geplünderte Weltmeere

Themen der UN-Ozeankonferenz: Meeresschutzzonen, Bekämpfung von Plastikmüll und Moratorium für Tiefseebergbau
Von Arnold Schölzel
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Eine Leuchtqualle im Naturpark Cap de Creus an der spanischen Costa Brava

UN-Generalsekretär António Guterres eröffnete am Montag im französischen Nizza die dritte UN-Ozeankonferenz (UNOC). An dem bis zum Freitag dauernden Treffen nehmen Vertreter aus mehr als 120 Staaten teil. Erwartet wurden 56 Staats- und Regierungschefs, unter ihnen der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, der chinesische Vizepräsident Han Zheng und der argentinische Präsident Javier Milei. Die USA entsandten nach langem Zögern den Chef der Umwelttaskforce im Weißen Haus, Edward Russo, aus Deutschland reiste Umweltminister Carsten Schneider (SPD) an.

Guterres hob hervor, die Ozeane lieferten die Hälfte des Sauerstoffes, seien für drei Milliarden Menschen Hauptnahrungsquelle, über sie liefen 80 Prozent des Welthandels. Dieses »Gemeingut schlechthin« aber werde geplündert: Fischbestände brächen zusammen, es werde vergiftet – etwa durch 23 Millionen Tonnen Plastikmüll jährlich –, erwärmt und übersäuert.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte die von Guterres geforderte baldige Ratifizierung des 2023 von der UN-Vollversammlung verabschiedeten Hochseeabkommens an. Der Vertrag schafft erstmals einen Rechtsrahmen für die Einrichtung von Meeresschutzgebieten auf hoher See, die bisher ein weitgehend rechtsfreier Raum war. Nach der Ratifizierung durch bisher rund 50 Länder hätten sich nun etwa 15 weitere (darunter Deutschland) dazu verpflichtet. Damit werde die Schwelle von 60 Ländern erreicht, so dass die Vereinbarung in Kraft treten könne. Macron forderte zugleich ein Moratorium für Tiefseebergbau und erklärte mit Blick auf ein von US-Präsident Donald Trump im April unterzeichnetes Dekret: »Der Meeresgrund steht nicht zum Verkauf, genauso wenig wie Grönland zu haben ist.« Guterres proklamierte : »Die Tiefsee darf nicht zum neuen Wilden Westen werden.« In einer in Nizza verbreiteten Erklärung forderten 33 Staaten – auch Deutschland – »zumindest eine vorsorgliche Pause« beim Tiefseebergbau. Wissenschaftler befürchten, dass der Abbau sogenannter Manganknollen Ökosysteme dauerhaft zerstören werde.

Auf der Konferenz soll außerdem eine Verhandlungsrunde im August für ein Plastikabkommen vorbereitet werden. Großbritannien und Frankreich kündigten zudem an, die Schleppnetzfischerei weiter einzuschränken.

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