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Aus: Ausgabe vom 07.06.2025, Seite 1 / Ausland
Gazakrieg

Israel bewaffnet Milizen in Gaza

Warlords lassen Hilfslieferungen plündern und Lager unter der Ägide Tel Avivs errichten
Von David Siegmund-Schultze
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Bei der tödlichen Ausgabe von Lebensmittelpaketen in Rafah wurde Abu Shababs Miliz wohl auch eingesetzt (5.6.2025)

Die israelische Armee hat palästinensische Milizen im Gazastreifen aufgebaut. Das bestätigte Premierminister Benjamin Netanjahu in einer Videobotschaft am Donnerstag, nachdem sein ehemaliger Außen- und Verteidigungsminister Avigdor Lieberman in einem Interview mit dem Radiosender Kan Reshet Bet gesagt hatte, das Militär »liefert Waffen an eine Gruppe von Kriminellen und Straftätern, die sich mit ISIS identifizieren«. Darauf angesprochen, sagte Netanjahu: »Was hat Lieberman tatsächlich durchsickern lassen? Dass wir auf Anraten von Sicherheitsbeamten Banden in Gaza eingesetzt haben, die gegen die Hamas sind? Was ist daran falsch? Es ist alles gut, wir retten das Leben von IDF-Soldaten.«

Bereits seit Monaten berichten palästinensische Journalisten, dass »kriminelle Banden« unter dem Schutz der Armee Hilfslieferungen plündern und auf dem Schwarzmarkt verkaufen, gefährliche Aufklärungsmissionen für das Militär durchführen oder die Lebensmittelausgabe durch die kürzlich von Israel und den USA eingesetzte »Gaza Humanitarian Foundation« absichern.

Jasser Abu Shabab ist Anführer einer etwa 100köpfigen Miliz im Osten der mittlerweile durch die Armee kontrollierten und fast vollständig dem Erdboden gleichgemachten Stadt Rafah. In einem Aufruf vom Mittwoch forderte er die hungernden Menschen mit dem Versprechen von Sicherheit und Nahrung auf, in ein von seiner Miliz aufgebautes Zeltlager an der Grenze zu Ägypten zu fliehen. Die Armee benutze die Bande, um dem Lager ein »palästinensisches Gesicht« zu geben, so der Journalist Mohammed Schehada auf X.

Neben den täglichen Bombardements im Gazastreifen hat die Armee am Donnerstag abend auch Luftangriffe auf die libanesische Hauptstadt Beirut geflogen. Diese hätten nach Angaben der Armee unterirdischen Anlagen der Hisbollah zur Herstellung von Drohnen gegolten. Libanons Präsident Joseph Aoun sprach von einer »eklatanten Verletzung eines internationalen Abkommens«. Am 27. November hatten sich die Hisbollah und Israel auf einen Waffenstillstand geeinigt, den Tel Aviv seitdem mehrfach gebrochen hat.

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