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Aus: Ausgabe vom 06.06.2025, Seite 10 / Feuilleton
Lyrische Hausapotheke

Der Tag, an dem ich aufhörte, Perfektionist zu sein

Von Kai Pohl

Ich stand am Geländer

der Holzbrücke, sah im

Bach HARLEMs Fischle

(die großen im Seichten

mit dem Strom, die kleinen

dagegen). Zwischen Gärten

piepten die Lauben, um-

schwärmten Libellen den

gleißenden Spiegel, wo ein

Stück weiter Königskerze

durch die Hecke stach. Ich

fand die erste 4 auf der

Friedhofsgießkanne, die

nächste an der Panke-

Schule, die dritte auf dem

Weg zurück im Schlosspark,

die vierte war das nicht

gegebene Trinkgeld in

Wicherts Latinoladen für

einmal Halls Extra Forte

mit Hanf-Mate, und dann

gleich vierzigmal die 16

auf grauem BMW mit BEA

640, der an der Stelle von

Detes weißem Flitzer parkte.

Auf der Ringbahnbrücke.

Falls du HARLEM nicht

kennst oder nicht weißt,

wer Dete ist – geschenkt.

Ich habe schließlich auch

keine Ahnung, warum ich

dir die Geschichte von den

Vieren aufgetischt habe.

Eins ist klar: Du findest es

nur, wenn du nicht danach

suchst.

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