Kostenumverteiler des Tages: Roland Müller
Von Max Grigutsch
Für das Überleben der Lohnsklaven zuständig sein? Das kann ja wohl nicht meine Aufgabe sein, meint der Direktor des Schweizer »Arbeitgeberverbands«, Roland Müller, nach Berichten der Tageszeitung Blick. Genauer: »Ein rein existenzsichernder Lohn ist nicht die Aufgabe der Arbeitgeber«, sagte der Boss der Bosse in einer Anhörung Ende März zum Thema Mindestlohn vor der nationalrätischen Wirtschaftskommission. Manche Firmen könnten sich existenzsichernde Bezahlung einfach nicht leisten. Zumal: Die zahlen ja schon Unternehmenssteuern. »Irgendwo hört es auf« mit der Philanthropie der Kapitalisten. Leugnet er das Existenzrecht der Arbeiter?
Doch selbst so einer wie er müsste ein Interesse am Erhalt der Ware Arbeitskraft haben. Ohne Arbeit kein Wert, oder aus Sicht Müllers, ohne Beschäftigte kein Profit. Das Problem: »Die Arbeitskraft existiert nur als Anlage des lebendigen Individuums«, wusste Marx im Kapital. Wüsste es auch Müller, wäre seine Erkenntnis, dass sich ein Mensch nur durch Nahrung am Leben erhalten lässt. Kommen noch »Kleidung, Heizung, Wohnung usw.« hinzu. Das kostet Geld – Lohn. Schlimmer aber, die frechen Arbeiter stellen mitunter Ansprüche, für die sie kämpfen. Marx: »Im Gegensatz zu den andren Waren enthält also die Wertbestimmung der Arbeitskraft ein historisches und moralisches Element.« Moralische Schranken der Ausbeutung, uff, wie teuer!
Des Problems Lösung: Für die Existenz soll schon jemand aufkommen, nur halt nicht Müller und seine Klassengeschwister. »Da muss dann schlussendlich die Sozialhilfe einspringen«, gebot der 62jährige. »Die Gewinne privat, die Kosten dem Staat«, kommentierte die Schweizer Sozialdemokratin Jacqueline Badran die Aussagen gegenüber Blick. Ihre Analyse: Wer keinen existenzsichernden Lohn zahlen kann, ist ein mieser Unternehmer. Richtig aber ist: Müller vertritt einen konsequenten Klassenstandpunkt.
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