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Aus: Ausgabe vom 04.06.2025, Seite 8 / Abgeschrieben

Civaka Azad: Deutsche Freiheitskämpferin bei Drohnenangriff getötet

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Kelly Freygang (Tîjda Zagros) in den Reihen der kurdischen YJA-Star-Guerilla im Nordirak

Das Kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e. V., Civaka Azad, informierte am Dienstag über die Hintergründe des Todes einer Guerillakämpferin aus Deutschland in den kurdischen Bergen:

Die 31jährige Hamburgerin Kelly Freygang (Nome de Guerre: Tîjda Zagros) wurde am 29. April 2025 durch einen türkischen Drohnenangriff in den Medya-Verteidigungsgebieten Südkurdistans (Nordirak) getötet. Kelly Freygang, die sich 2017 dem kurdischen Widerstand angeschlossen hatte, gehörte den Frauenverteidigungseinheiten YJA Star an. Ihr Tod steht in eklatantem Widerspruch zum aktuellen Friedensprozess und offenbart die systematischen Kriegsverbrechen der Türkei.

Bereits am 27. Februar 2025 hatte Abdullah Öcalan in einer historischen Erklärung zur Beendigung des bewaffneten Kampfes aufgerufen. Die PKK folgte diesem Aufruf und verkündete am 1. März 2025 einen einseitigen Waffenstillstand. Doch statt den Friedensprozess zu unterstützen, nutzte die türkische Regierung die Situation für eine militärische Offensive.

Laut Bilanz der Volksverteidigungskräfte (HPG) führte die türkische Armee allein im April 2025 insgesamt 9.790 Angriffe durch, darunter sieben Chemiewaffeneinsätze und drei Phosphorbombenattacken. (...)

Statt die Kriegsverbrechen zu verurteilen, nimmt die Bundesregierung eine aktiv eskalative Position in diesem Konflikt ein und leistet der Türkei Beihilfe bei völkerrechtswidrigen Kriegshandlungen. 2023 exportierte Deutschland Rüstungsgüter im Wert von 346,8 Millionen Euro in die Türkei – darunter auch Komponenten für Bayraktar-Drohnen, jenes Waffensystem, das für Freygangs Tod verantwortlich ist.

Mako Qocgirî vom Kurdischen Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, Civaka Azad, fordert (…) die deutsche Bundesregierung dazu auf, klare Konsequenzen zu ziehen: »(…) Es braucht eine sofortige und unmissverständliche Verurteilung der völkerrechtswidrigen Tötung von Kelly Freygang. Es müssen umgehend Ermittlungen gemäß Paragraph 9 des Völkerstrafgesetzbuchs gegen die Türkei eingeleitet werden. Zudem fordern wir den umgehenden Stopp aller Rüstungsexporte an die Türkei gemäß Paragraph 6 des Kriegswaffenkontrollgesetzes.« (...)

Die Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen kritisierte am Dienstag die Grenzpolitik von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU):

Mit großer Erschütterung nimmt die Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen (BKMO) das Handeln Dobrindts beim historischen Rechtsbruch an den deutschen Grenzen wahr. Die BKMO fordert den Bundesinnenminister auf, sich unverzüglich zu rechtsstaatlichen Verfahren an den Grenzen zu bekennen – und sicherzustellen, dass das individuelle Recht auf Asyl uneingeschränkt gewahrt wird.

»Wir sind bestürzt«, betont Mamad Mohamad, Kovorsitzender der BKMO. »Die Anordnungen sind nicht nur politisch wie moralisch höchst bedenklich, sondern auch ein historischer Rechtsbruch. Trotz rechtlicher Bedenken hat der Bundesinnenminister willentlich systematische Abweisungen Schutzsuchender an den deutschen Grenzen unterstützt und damit humanitäres Recht ignoriert.

Als BKMO setzen wir uns seit Jahren für die Rechte von Geflüchteten, den Zugang zu fairen Asylverfahren (…) ein. Wir fordern vom Bundesinnenminister eine Rückkehr zum Rechtsstaat und eine verantwortliche Migrationspolitik im Herzen Europas.«

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