Wäschereibeschäftigte im Warnstreik
Von Gudrun Giese
In der Verhandlungsrunde am 28. Mai rückten die Unternehmensvertreter eine Offerte raus, die die Gewerkschaft als »respektlos« zurückwies. Anders lassen sich die mageren zweimal 1,5 Prozent innerhalb von 28 Monaten auch kaum bezeichnen. Zudem soll die bestehende Regelung zur Altersteilzeit abgeschafft werden. Die IG Metall fordert sechs Prozent, mindestens aber 180 Euro höheres Entgelt bei einer einjährigen Laufzeit sowie eine Verbesserung der Altersteilzeitregelung.
»Das sogenannte Arbeitgeberangebot« verhöhne den »engagierten Einsatz unserer Kolleginnen und Kollegen bei ihrer schweißtreibenden und anstrengenden Arbeit«, erklärte Miriam Bürger, Verhandlungsführerin auf Gewerkschaftsseite. Die Beschäftigten verdienten Wertschätzung und kein Verarmungsprogramm. Das miserable Angebot sei der wirtschaftlichen Lage der Branche nicht angemessen, denn die »Betriebe haben eine ordentliche Auftragslage und ringen um Arbeits- und Fachkräfte«. Mit einer Minusrunde beim Lohn und Mehrbelastungen durch die Abschaffung der Altersteilzeit würden die Unternehmen die weitere Flucht von Beschäftigten aus den Wäschereien forcieren.
Am Dienstag beteiligten sich Mitarbeiter der Unternehmen CWS Healthcare in Paderborn, Bardusch Textilmietdienste in Nienburg-Stadthagen und ALSCO Berufsbekleidung in Merseburg am Warnstreik. Mittwoch setzte sich der Arbeitskampf bei ALSCO in Köln sowie bei CWS Healthcare/Workwear in Brehna fort. Die Textildienstleister reinigen Berufskleidung und Wäsche von Hotels, Restaurants und Krankenhäusern in industriellen Großwäschereien. Mehr als die Hälfte der Betriebe ist nach Angaben der IG Metall direkt tarifgebunden.
Gekennzeichnet sei die Branche durch hohe Fluktuation, hatte die Gewerkschaft zu Beginn der Tarifrunde mitgeteilt. Personalmangel und häufige Wechsel belasten die große Mehrzahl der Beschäftigten. Das hatte eine Befragung unter ihnen ergeben. 60 Prozent könnten sich deswegen einen Jobwechsel vorstellen. 87 Prozent forderten darüber hinaus bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen, um die eintönige Tätigkeit für Nachwuchskräfte interessanter zu machen. Den Ausbau der Altersteilzeit verlangten 83 Prozent. Kurzum: Es sei im Interesse der Unternehmen, ihre Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten, sagte Miriam Bürger zum Auftakt der Tarifrunde. Sie könnten nun ein wertiges »Bekenntnis zu ihren Beschäftigten« ablegen. Dabei sollten die Mitarbeiter mit Bruttolöhnen unterhalb von 3.000 Euro durch den geforderten Festbetrag von 180 Euro überproportional bessergestellt werden. Leisten könnten sich die Unternehmen das angesichts stabiler bis wachsender Umsatz- und Renditezahlen allemal. Bleibt abzuwarten, ob die Kapitalseite das bis zur nächsten Verhandlungsrunde am 16. Juni begriffen hat.
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