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Aus: Ausgabe vom 02.06.2025, Seite 3 / Schwerpunkt
Südkorea

Land ohne Linke

Südkorea: Der Kandidat der Demokratischen Arbeiterpartei liefert eine dürftige Performance und ist ohne jede Aussicht auf einen Wahlerfolg
Von Martin Weiser, Seoul
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Am 3. Juni haben rechte Südkoreaner die Qual der Wahl zwischen ganzen drei Ex- oder Noch-Mitgliedern der PPP. Sollen sie dem offiziellen Kandidaten Kim Moon Soon ihre Stimme geben? Dem ehemaligen Parteivorsitzenden Lee Jun Seok, der jetzt mit seiner eigenen Partei unterwegs ist? Oder doch dem früheren Premierminister und PPP-Vorsitzenden Hwang Gyo Ahn, der jetzt als Unabhängiger im Kampf gegen angeblichen Wahlbetrug um Zustimmung wirbt? Links der Mitte steht hingegen mit Kwon Yeong Guk nur einer zur Wahl. Offiziell steht er auf dem Wahlzettel als Anführer der Demokratischen Arbeiterpartei, was wohl nostalgische Erinnerungen wecken soll an die linke Partei gleichen Namens der nuller Jahre, die durchaus Stimmen sammeln konnte. Kwon war bis dato Vorsitzender der Justice Party, aber bei dem Versuch, ein linkes Bündnis zu schmieden, hatte man sich mit zwei Kleinstparteien und Teilen der linken Gewerkschaft Korean Confederation of Trade Unions auf diese neue Identität geeinigt.

Umfragen bescheinigen Kwon durchgängig einen minimalen Zuspruch von nur einem Prozent der Stimmen oder weniger. Nichtsdestotrotz durfte er wie auch Lee Jun Seok, der zumindest bei zehn Prozent der Stimmen liegen soll, bei den drei großen Fernsehdebatten dabei sein. Lee immerhin kann sich noch auf einige Abgeordnete seiner Partei stützen, während Kwons Partei seit 2024 nicht mehr im Parlament vertreten ist. Selbstverständlich durfte Kwon dann im Fernsehen auch seine eigenen politischen Überzeugungen verbreiten, wollte aber auch im Zwiegespräch direkt die anderen Kandidaten angehen. Das machte er aber nicht sehr überzeugend, streckenweise las er vom Blatt ab, die Angriffslust, für die seine Partei bekannt ist, zeigte er kein einziges Mal. 2022 hatte Sim Sang Jung, der damalige Kandidat der Justice Party, noch 2,4 Prozent der Stimmen erhalten und hat damit Yoons knappen Sieg mit einem Vorsprung von bloß 0,7 Prozent ermöglicht. Angesichts der jetzigen Umfragewerte muss Lee Jae Myeong ein solches Szenario nicht fürchten.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Manfred G. aus Manni Guerth (2. Juni 2025 um 16:40 Uhr)
    Land ohne Linke ist nicht schlimm. Land ohne Kommunisten ist tausendmal schlimmer.

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