Draufzahlen für Privatjets
Von Dieter Reinisch
Vielen Regionalflughäfen in Deutschland und Österreich geht es wirtschaftlich nicht sonderlich gut. Und doch sind sie, scheint es, nicht totzukriegen – augenscheinlich sind in vielen Fällen einflussreiche Akteure an der Existenz dieser Flughäfen interessiert, auch wenn die unentwegt rote Zahlen schreiben. Auch der Flughafen der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz steckt in finanziellen Schwierigkeiten. »Alles andere als gut« sei die Lage, gab ein Sprecher dem Stadtmagazin Linza zu verstehen. Die Stadt Linz muss dem Vernehmen nach für den defizitären Betrieb 2025 und 2026 je zwei Millionen Euro zuschießen. In der Stadtsenatssitzung am Mittwoch sollte die Finanzierung unter dem Titel »Gesellschafterzuschuss« beschlossen werden, doch eine Einigung gab es nicht. Das Thema wurde auf kommende Woche vertagt.
Die übrigen 50 Prozent der Anteile sind im Besitz des Landes Oberösterreich, weshalb »von dort wohl dieselbe Summe fließen« werde, »weil sonst Anteile abgetreten werden müssten«, hieß es von seiten des Flughafens. Um die Weiterführung zu garantieren, brauche es acht Millionen Euro Zuschüsse, die über die kommenden beiden Jahre ausgeschüttet werden sollen.
Der Flughafen schreibt seit Jahren Verluste, auch das Eigenkapital liegt bei unter zehn Prozent: »Reserven gibt es keine mehr«, schreibt Linza. In den vergangenen Jahren haben viele Fluglinien Linz aus ihrem Programm genommen. So strich die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines den 40minütigen Sprung von Wien nach Linz fast gänzlich aus dem Angebot und stellte auf das Rail-and-Fly-Angebot um, das ein Railjet-Ticket der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) vom Wiener Flughafen zum Linzer Hauptbahnhof enthält. Diese Fahrt dauert rund 90 Minuten.
Das Passagieraufkommen sank in den vergangenen beiden Jahrzehnten rapide. 2005 benutzten noch 725.000 Passagiere den Flughafen, 2008 wurde mit über 800.000 Passagieren ein Höchststand erreicht. 2018 waren es noch 465.000 Passagiere. Zahlen, von denen der Flughafenbetreiber heute nur noch träumen kann: 180.694 Passagiere hat der Linzer Flughafen 2024 gezählt. Nur im Frachtbereich gab es einen Anstieg.
»Das Aussetzen der Linz-Frankfurt-Verbindung war ein herber Rückschlag. Einerseits, da sie die aufkommensstärkste Flugverbindung an unserem Flughafen ist, andererseits, weil wir damit unserem Markt keine direkte Anbindung an das weltweite Netz der Lufthansa-Gruppe anbieten konnten«, erläuterte Geschäftsführer Norbert Draskovits bei einer Pressekonferenz im Januar. Die Strecke Linz–Frankfurt wird seit Ende Oktober 2024 wieder bedient, und für 2025 wird mit einem Passagierplus gerechnet, da Ryanair seit Ende März mit Bari und Alicante zwei neue Ziele anbietet. Bei der Luftfracht rechnet der Flughafen mit einem weiter steigenden Volumen. »Die Zuwächse bei der geflogenen Fracht basieren auf unserer Zusammenarbeit mit DHL-Express und dem verstärkten Angebot von Turkish Cargo in Linz«, freute sich Draskovits.
Die KPÖ, die im Linzer Gemeinderat über zwei Sitze verfügt, kritisierte unterdessen die geplante Subventionierung scharf. »Neben dem Gütertransport wird der Flughafen vor allem für besonders klimaschädliche Privatjets von Wohlhabenden und Geschäftsreisenden genutzt«, hieß es am Dienstag. Während in Oberösterreich Bahnstrecken vor dem Aus stehen, würden Millionen »in eine Verkehrsinfrastruktur ohne Zukunft fließen«.
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