Vom Disney-Dampfer zur Fregatte
Von Susanne Knütter
Die Meyer-Werft will ran an die »graue Ware«. Statt Kreuzfahrtschiffe könnte die Papenburger Werft in Zukunft Kriegsschiffe bauen. Derzeit analysiere man die Option mit einem Strategieberater, wie verschiedene Medien am Freitag berichteten. Allein drei Kreuzfahrtschiffe seien aktuell für Disney in Arbeit. Würde sich die Werft auf »Verteidigung« konzentrieren, »könnten wir vier bis fünf Fregatten in Serie bauen, was sonst keiner in Deutschland kann«, sagte Geschäftsführer Ralf Schmitz gegenüber dem Handelsblatt.
Bisher mangele es zwar noch an Kompetenzen im Bereich Radar- und Waffensysteme. Aber da könne man ja »Partnerschaften« eingehen oder »zukaufen«, auch wenn das »bei dem engen Markt mit etablierten Anbietern sicher nicht einfach wäre«, so Schmitz. Gemeinsam mit der Bremer Werft Naval Vessels Lürssen beteiligt sich die Papenburger Werft bereits am Bau von zwei Versorgungsschiffen für die Marine.
Schon fast wieder vergessen: Der Bund und das Land Niedersachsen hatten die Meyer-Werft Ende 2024 mit 400 Millionen Euro Eigenkapital und 2,6 Milliarden Euro an Krediten vor der Pleite gerettet, nachdem die Aufträge für neue Kreuzfahrtschiffe während der Coronapandemie ausgeblieben waren. Der Landesvorsitzende der Linkspartei in Niedersachsen, Thorben Peters, nannte den Vorgang absolut inakzeptabel: »Statt den dringend notwendigen sozial-ökologischen Umbau der Industrie voranzutreiben, droht nun ein Einstieg in eine Branche, die von globaler Aufrüstung, Tod und Zerstörung lebt.«
Immer mehr Kooperationen und Abwerbungen finden auch in der Automobilbranche statt. So bestätigte die IG Metall Niedersachsen gegenüber CNBC: »Rüstungsunternehmen suchen gezielt nach Fachkräften und Kooperationsmöglichkeiten mit Autoherstellern.« In der Autoindustrie könnten laut Deutscher Bank dagegen 100.000 Stellen wegfallen. Die Rüstungsindustrie kann sich dagegen vor Aufträgen und staatlichen Zuwendungen nicht retten. So verdoppelte sich etwa der Auftragsbestand des Rüstungskonzerns Renk im ersten Quartal dieses Jahres auf 549 Millionen Euro.
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