Gegründet 1947 Freitag, 30. Mai 2025, Nr. 123
Die junge Welt wird von 3011 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 30.05.2025, Seite 10 / Feuilleton
Jazz in der jW-Maigalerie

Ein Jahr und ein Monat

Das zweite Jazzjahr der jW eröffnet das Duo, mit dem 2024 alles begann: Jürgen Kupke an der Klarinette und Hannes Zerbe am Klavier
Von Gisela Sonnenburg
D24D0507KulturJWgehtJazz194625.jpg
Gegen die Routine: Jürgen Kupke (l.) und Hannes Zerbe

Wie das jetzt jazzt! Am kommenden Dienstag gilt es, ein kleines Jubiläum zu feiern. Denn im schönen Monat Mai des Jahres 2024 begann die Reihe »jW geht Jazz« in der Maigalerie in Berlin-Mitte. Anfang Juni 2025 treten nun der kuratierende Meister Hannes Zerbe am Piano und sein langjähriger Jazzgefährte Jürgen Kupke an der Klarinette – wie seinerzeit zur Eröffnung der Reihe – als Duo auf. Seit 1995 tun sie das gelegentlich, aber manchmal sind sie auch als Teil eines Trios oder im großen Orchester zusammen zu erleben.

Auf dem Programm am Dienstag stehen Werke von Hanns Eisler, Béla Bartók und Dmitri Schostakowitsch (der gerade anlässlich seines 50. Todestages am 9. August ein eigenes Jubiläumsjahr hat). Somit wird die ganz große klassische Moderne im moderat-verspielten Jazzsound aufgefahren, aber damit ist dann noch längst nicht Schluss.

Denn auch originale Stücke von Hannes Zerbe kommen zu Gehör. Der Mann, der 1941 in Łódź geboren wurde und vor seiner Hinwendung zur Musik etwas Vernunftbetontes, nämlich Elektrotechnik, studierte, komponiert mit Leidenschaft und Sinn für Humor. Seit 1969 ist er Profimusiker, und seine Bands – von der Hannes Zerbe Blech Band bis zum Hannes Zerbe Jazz Orchester – tragen seinen Willen musikalisch durch die Welt.

Jürgen Kupke, 1960 im Vogtland geboren und an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« für die Klarinette ausgebildet, ist seit 1992 freischaffend und sowohl als Studio- als auch als Theatermusiker tätig. Seine Erfahrungen gerade auch in der Improvisation merkt man ihm wohltuend an.

Da plätschert und tiriliert es, die Klarinette bringt die Sehnsucht nach anderen – friedlicheren – Welten zum Ausdruck, während Zerbe am Klavier in rhythmischen Tiefen wühlt. Manchmal übernimmt das Piano die Melodie, und dann wird die jaulende Klarinette zur erwünschten Begleitung.

Wenn Kupke und Zerbe beisammen sind und ihre Mucke auf Hochtouren bringen, fällt einem Kurt Schwitters ein, zu dessen Versen die zwei Musiker einst ein Projekt gestalteten: »Ein Spiel mit ernsten Problemen, das ist Kunst«, meinte Schwitters. Denn der Hintergrund ist immer ernst, auch wenn der Swing den Rhythmus beherrscht.

Darum stimmt auch immer noch, was Theodor W. Adorno in seinem »Versuch, das Endspiel zu verstehen« postulierte: »Das Heitere an der Kunst ist, wenn man so will, das Gegenteil dessen, als was man es leicht vermutet …« Also tief einatmen und nichts wie hin!

jW geht Jazz – jeden ersten Dienstag im Monat. Jürgen Kupke und Hannes Zerbe am 3. Juni um 19.30 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr) in der Maigalerie der jungen Welt, Torstraße 6, 10119 Berlin. Eintritt: 10 Euro (erm. 5 Euro), Anmeldung erbeten unter: 0 30/53 63 55-54 oder maigalerie@jungewelt.de

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

                                                                   junge Welt stärken: 1.000 Abos jetzt!