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Aus: Ausgabe vom 26.05.2025, Seite 16 / Sport
Rugby-Union

Ein Dribbling für die Ewigkeit

Champions Cup: Union Bordeaux-Bègles erobert erstmals den europäischen Rugby-Thron
Von Bernhard Krebs
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Auf und davon: Bordeaux-Bègles mit Matthieu Jalibert (l.) war für Northampton nicht zu fassen (Cardiff, 24.5.2025)

Mit Union Bordeaux-Bègles (UBB) ist seit Sonnabend ein neuer Klubname auf dem Rugby Champions Cup eingraviert. Mit 28:20 setzten sich die Südwestfranzosen im Finale der europäischen Königsklasse im Klubrugby vor 70.225 Zuschauern im vollgepackten Principality Stadium in Cardiff gegen den amtierenden englischen Meister, die Northampton Saints, durch – und das am Ende völlig verdient. Zum fünften Mal in fünf Jahren geht der Champions Cup an ein Team aus Frankreich, in dessen Süden Rugby noch vor Fußball Sport Nummer eins ist. Mehr als 25.000 Zuschauer feierten beim »Rudelgucken« auf der Place des Quinconces im Herzen von Bordeaux. Es ist der erste große Titel der Vereinsgeschichte, die freilich nur bis 2006 zurückreicht, als zwei Klubs aus Bordeaux fusionierten. Erst seit 2011 spielt UBB erstklassig.

Doch zunächst überraschte Northamp­ton, das gleich mit der ersten Aktion des Spiels voll ins Risiko ging, als Fly-half Fin Smith die Partie mit einem kurz ausgeführten Kick startete. UBB wirkte übertölpelt. Mit wütenden Angriffen auf die Vorteilslinie kämpften sich die Engländer Meter um Meter ans Malfeld von UBB heran, ehe Flanker Alex Coles nach flachem Anspiel von Scrum-half Alex Mitchell den Ball gegen drei Verteidiger zum 5:0 (2. Spielminute) über die Mallinie drückte. Smith verwandelte die fällige Erhöhung per Kick zum 7:0.

Dem Geniestreich folgten umgehend zwei Tiefschläge: Mit Wing James Ramm (2.) und Full-back George Furbank (4.) schieden gleich zwei von drei Rückraumspielern der Saints in den ersten Spielminuten verletzt aus. Furbank war eine der Säulen im Spiel von Northamp­ton und musste vom Platz getragen werden, nachdem ihn das Knie von Gegenspieler Romain Buros am Kopf getroffen hatte. Der georgische Referee Nika Amaschukeli konnte kein Foulplay erkennen. Bereits vier Minuten später war es Ausnahme-Wing Damian Penaud – der später zum besten Spieler des Wettbewerbs gekürt wurde –, der den Ball nach einer schönen Passstafette von Scrum-half Maxime Lucu über Fly-half Matthieu Jalibert und Buros zum 5:7-Anschluss im Malfeld ablegen konnte. Jaliberts anschließender Kick aus schwieriger Position ging nicht zwischen die Pfosten.

Die erste Führung für UBB besorgte der in Australien geborene und für die Nationalmannschaft Tongas spielende Lock Adam Coleman. Die Meriten für den »Try« (21.) gingen jedoch klar an Jalibert, der mit einem furiosen Dribbling große Verwirrung stiftete und gleich fünf Saints ins Leere laufen ließ, ehe er den rechts freistehenden Coleman mit einem gut getimten Überkopfpass in Szene setzte. Coleman musste nur noch mit dem Ball abtauchen, um auf 10:7 zu stellen. Nach erfolgreicher Erhöhung durch Jalibert stand es 12:7 für die »Girondins«.

Anschließend ließ die Begegnung zwar nicht an Intensität nach, Punkte fielen zunächst aber nur nach Straftritten durch Smith (25. und 33.) und Jalibert (29.) zum 15:13-Zwischenstand für UBB. Penaud (37.) stellte mit seinem zweiten Versuch auf 20:13. Doch Northampton glich noch vor dem Pausenpfiff aus, 20:20 hieß es nach dem zweiten Versuch von Coles und Erhöhung durch Smith. Was war das für eine herrliche Kombination: Mitchell passte flach nach rechts auf Smith, der den Ball weiter auf den für Ramm eingewechselten Ollie Sleightholme spielte, der vermutlich eine der schönsten Vokuhila-Frisuren im europäischen Rugby trägt. Stark bedrängt behielt Sleightholme die Übersicht und spielte den innen mitlaufenden Coles frei, der unbedrängt ins Malfeld einlaufen konnte. Nach der Pause kam Northamp­ton zunächst besser in die Partie und wäre beinahe durch »Number Eight« Henry Pollock in Führung gegangen – wegen eines Foulspiels in der Entstehung galt der Try jedoch nicht. Es war das letzte große Aufbäumen der Saints, die immer mehr Spielanteile verloren. So war es nur konsequent, dass die abgeklärten Franzosen durch Lock Cyril Cazeaux (56.) den Deckel drauf machten. Nach vorangegangenem Straftritt von Lucu (44.) zum 23:20 stellte Cazeaux den 28:20 Endstand her.

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