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Aus: Ausgabe vom 05.02.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Lebenshaltungskosten

Umsatzeinbruch nach Supermarktboykott

Kroatien: Boykottaufrufe von Verbraucherschützern sorgen für Einbußen von 63 Millionen Euro
Von Slavko Stilinović
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Durch die Boykotte brachen Umsätze der Einzelhändler zwischenzeitlich um 50 Prozent ein

Mehrere Aufrufe zum Konsumboykott haben die Umsätze von Einzelhändlern in Kroatien zeitweise einbrechen lassen. Nach Onlineaufrufen des Verbraucherschutzvereins »Halo Inspektore« (Hallo, Inspektor) aus der Hauptstadt Zagreb waren die Gesamtumsätze des Einzelhandels zwischenzeitlich um bis zu 50 Prozent gesunken. Die Tageszeitung Jutarni List bezifferte die Einbußen von Geschäften durch die beiden Boykotte am Dienstag mit 63 Millionen Euro, spielte den Effekt aber herunter. Der Konsum habe sich wieder »normalisiert«. »Halo Inspektore« wies das gleichentags auf Facebook zurück. Die Verbraucher würden »ihrer Unzufriedenheit weiterhin Ausdruck verleihen«. Die Proteste seien nicht »ideologisch«, sondern »durch Unzufriedenheit und Wut« motiviert.

Die Organisation hatte zu zwei Boykottwochen aufgerufen, jeweils beginnend an einem Freitag. Alle Einzelhändler, aber auch Banken, Telekommunikationsdienste und Lieferplattformen sollten gemieden, zudem in Cafés, Restaurants, an Tankstellen und in Drogerien von größeren Ausgaben abgesehen werden. Die Beschäftigten sollten während der Protestaktionen das Arbeitstempo verlangsamen, um »eine Botschaft an diejenigen zu senden, die für diese Preisexplosion verantwortlich sind«. Es sei die Aufgabe der Regierung, für Preisstabilität zu sorgen, hieß es. »Nicht die Verbraucher müssen sich mit den Ursachen der Inflation, der nationalen Wirtschaft, den wirtschaftlichen Theorien (…)« befassen.

Einer der Organisatoren der Aktion, Josip Kelemen, hatte ausländische Arbeiter und Rentner ebenfalls aufgefordert, sich dem Boykott anzuschließen. »Das ist kein Angriff auf die Handelsketten, aber wir sagen ihren Managern klar: Die Endpreise sind zu hoch und nicht tragbar«, erklärte er. »Wir sind nicht gegen euch, euren Status oder euer Einkommen«, versicherte er ihnen. Wenn möglich, solle die Bevölkerung an Boykotttagen bei landwirtschaftlichen Familienbetrieben einkaufen.

Vor allem die Handelsketten Lidl, Eurospin und DM sowie drei Produktgruppen – Coca-Cola und andere kohlensäurehaltige Getränke, Flaschenwasser und Geschirrspülmittel, sollten die Boykottwochen treffen. Im Jahr 2023 lag die Jahresinflation bei rund 8,4 Prozent, im vergangenen Jahr bei rund vier Prozent. Die Preissteigerungen der vergangenen zwei Jahre hätten sogar noch deutlich über dieser Entwicklung gelegen, kritisierte »Halo Inspektore« am Dienstag. Die Regierung hat mittlerweile eine erweiterte Liste von 70 Produkten mit Preisbegrenzungen vorgelegt, die von den Händlern bis Freitag umgesetzt werden sollen, wie Wirtschaftsminister Ante Šušnjar vergangenen Freitag erklärte.

Einen Erfolg kann der Protest bereits für sich verbuchen: Die Handelskette Konzum kündigte vergangenen Donnerstag an, in Zusammenarbeit mit kroatischen Lieferanten zusätzlich 250 heimische Produkte billiger anzubieten, die nicht von der geplanten Preisbegrenzung der Regierung betroffen sind. Dafür werde eine Million Euro in die Preissenkung und Preisstabilisierung investiert, teilte das Unternehmen mit. »Halo Inspektore« werde weitermachen, teilte die Organisation am Dienstag mit. Verbraucher könnten die Preise »nur durch Druck auf die Händler beeinflussen«.

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