Israel tötet möglichst viele
Die israelischen Streitkräfte (IDF) melden aus dem Schifa-Krankenhaus im Norden der Stadt Gaza ihre größten Erfolge seit Kriegsbeginn. Mehr als 150 »Terroristen« der palästinensischen Organisationen Hamas und »Islamischer Dschihad« seien getötet worden, hieß es am Freitag offiziell. 650 weitere »Terroristen«, darunter mehrere »sehr hochrangige« Kommandeure, seien gefangen genommen worden. Die Kämpfe auf dem weiträumigen Gelände des Krankenhauses würden voraussichtlich noch einige Tage andauern, da sich dort immer noch 50 Hamas-Kämpfer versteckt hielten.
Das Erstaunlichste an diesen Siegesmeldungen der IDF ist, dass sie das Schifa-Krankenhaus nun schon zum zweiten Mal »erobern«, nachdem sie es bereits im November vergangenen Jahres siegreich und unter großen feindlichen Verlusten gestürmt hatten. Anschließend hatten die israelischen Truppen es jedoch wieder geräumt. Die zweite Eroberung in dieser Woche sei seit mindestens einem Monat vorbereitet worden, berichten die Medien des Landes. Die englischsprachige Tageszeitung Jerusalem Post kommentierte am Donnerstag: »Eine so lange Zeit deutet darauf hin, dass die IDF vielleicht bewusst länger abgewartet haben, damit vor ihrem Angriff mehr hochrangige Kommandeure der Terroristen dort eintreffen.«
Der Ablauf der Kämpfe um das Schifa-Hospital öffnet den Blick auf die israelische Strategie in diesem Krieg. Die Operationen der IDF zielen von vornherein nicht darauf ab, Territorien einzunehmen, um sie dauerhaft besetzt zu halten, was Israel in letzter Konsequenz auch zur Errichtung einer Verwaltung verpflichten würde, die von der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln bis zum Betrieb der Krankenhäuser alle sozialen Aufgaben in die Hand nehmen müsste. Die israelischen Truppen tun in diesen Bereichen aber absolut nichts, sondern schalten im Gegenteil durch gezielte Tötungen alle palästinensischen Organisatoren aus, die unter Kriegsbedingungen die soziale Infrastruktur wiederherzustellen und aufrechtzuerhalten versuchen.
Teil dieser Strategie ist der Rückzug der IDF aus bereits »eroberten« Gebieten, um zunächst die Reorganisierung eines Minimums an »normalen« Lebensbedingungen und auch die Rückkehr von bewaffneten Einheiten der palästinensischen Widerstandsorganisationen zuzulassen – und erneut zuzuschlagen, wenn dieser Prozess weit genug vorangeschritten ist.
Manchen Beobachtern stellt sich das über Monate laufende Hin und Her so dar, als sei Israel im Gazastreifen nicht in der Lage, sich durchzusetzen. Das ist ein Irrtum, denn das zentrale Kriegsziel der IDF-Führung und der israelischen Regierung besteht darin, im Laufe von militärischen Vorstößen, Rückzügen und erneuten Angriffen möglichst viele Palästinenser zu töten oder schwer zu verletzten, die als Träger eines bewaffneten Widerstands und/oder als Organisatoren und Aktivisten eines Wiederaufbaus fungieren könnten. Dieser Strategie stünde auch eine mehrwöchige Waffenruhe, wenn sie denn zustande käme, keineswegs entgegen.
Tageszeitung junge Welt am Kiosk
Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe. Alle Standorte finden Sie unter diesem Link.
Ähnliche:
- 13.03.2024
Terror als Methode
- 19.02.2024
Netanjahu bleibt hart
- 31.01.2024
Exekution in Dschenin
Mehr aus: Ausland
-
Mehr als 140 Tote nahe Moskau
vom 23.03.2024 -
»Wir können dieses Endlager noch verhindern«
vom 23.03.2024 -
Israel tötet Zivilisten mit Drohne
vom 23.03.2024 -
Ein karibischer Störtebeker
vom 23.03.2024 -
Linke Kriegstrommeln
vom 23.03.2024 -
Entlarvte Lügen
vom 23.03.2024 -
»Wir erwarten, dass sie auch Chomsky oder Marx lesen«
vom 23.03.2024