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Aus: Ausgabe vom 18.03.2024, Seite 10 / Feuilleton
Pop

Etwas, wonach die Fans fragten

Die in den BBC-Studios eingespielte John-Peel-Sessions der Pixies in erweiterter Neuauflage
Von Norman Philippen
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Bessere Zeiten: Pixies (1990)

Dass es ohne Hüsker Dü nicht die Pixies, ohne Pixies nicht Nirvana, ohne Nirvana nicht die Grungewelle usw. gegeben hätte, ist eine unzählige Male vorgebrachte, plausible, aber auch spekulative popkulturelle Annahme. Als popkulturell bedeutsames Faktum darf aber gelten, dass es ohne den britischen Radiomoderator und -DJ John Peel zwischen 1988 und 1991 nicht zu den sechs Sessions gekommen wäre, die die »Pixies at the BBC« einspielten.

15 dieser insgesamt 24 Songs – vom Debüt »Surfer Rosa« (1988) und dem Album »Doolittle« (1989) – waren bereits 1998 auf CD erschienen. Die nun erhältliche Doppel-CD/Dreifach-LP wartet endlich auch mit den übrigen neun Songs der weniger populären Alben »Bossanova« (1990) und »Trompe Le Monde« (1991) auf. »Something fans have been asking for«, erklärt zu dieser Reissue das Label 4AD. Alte Fans, deren Fantum nicht schon mit der Auflösung der Bostoner Band 1993 flöten ging, beziehungsweise all jene, die der Pixies-Reunion von 2004 noch Gutes abgewinnen, können sich beim Lauschen der alten Lieder die Zeit bis August vertreiben. Dann kann man Charles Michael Kittridge Thompson IV aka Black Francis/Frank Black und seine drei Angestellten für 67,90 Euro (VIP-Upgrade ab 99,90 Euro) im Schlossgarten Schwetzingen wieder live erleben.

Ob es dort zu größeren Hör- und Seherlebnissen kommt, wird der Rezensent nicht prüfen. Aber die alten Aufnahmen mit Mrs. John Murphy aka Kim Deal am Bass, auch die von 1990/91, hört er per Musikstreamer seines Vertrauens gerne wieder. Und stellt dabei fest, dass die BBC-Live-Sessions einfach ganz großartige, den Albumversionen tatsächlich überlegene Aufnahmen sind, die einen, um mit Motörhead Lemmy selig zu sprechen, daran erinnern, wie es mit der Jugend so war oder doch auch für die heutige Jugend so sein kann: »Man ist jung, man liebt eine Band – jeder kennt das, auch wenn’s bei manchen halt die fucking Pixies sind.« Warum sie das für manche sind, dafür liefert »Pixies at the BBC« 24 gute Gründe, die lecker nach einer großen Portion »Wild Honey Pie« klingen, die zum wilden Ritt der »Wave of Mutilation« gereicht wird. Viel schöner wurde über Psychopathen, Inzest, Selbstmord, Ökokatastrophen, das Sezieren von Krabben oder Augapfelaufschlitzen in der Popgeschichte nie geschrien und geknurrt. Wäre der Pixies’ – dank des Films »Fight Club« (1997) – wohl größter Hit »Where Is My Mind« auch im BBC-Studio aufgenommen worden, ließe sich mit dessen ersten zwei Sekunden – »Ouuuhhh« (Kim Deal) – »Stop!« (Black Francis) – in einem Rutsch gleich noch einmal anhören, warum es mit den Ur-Pixies nicht so lange klappen konnte wie nach der Reunion mit dem Deal-Ersatz. Der Titel »Hang On to Your Ego«, der die Sache auch ganz gut erklärt, ist in schön kraschig verzerrter Version aber dabei.

Pixies: »Pixies at the BBC. 1988–1991« (4AD)

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