Streiks bei Edeka, Postbank und Discover
Von Susanne KnütterAm Freitag wurde zwar wieder vielerorts gestreikt, z. B. bei der Postbank und im Einzelhandel. Größere Auswirkungen hatten in Berlin jedoch die Staatsbesuche der Präsidenten Israels und der Ukraine. »Normalerweise wäre ich jetzt schon am Heidelberger Platz«, schnaufte eine Frau am Bahnhof Ostkreuz ins Telefon. Und immer wieder merkten Pendler kritisch an: »Kommen die etwa mit der Bahn?« Egal. Politiker und Kapitalverbände, die regelmäßig gegen das Bestreiken der kritischen Infrastruktur wettern, blieben angesichts des Verkehrschaos, das die Gäste des Kanzlers auslösten, stumm.
Wenn die Discover-Piloten am Sonnabend ihren dreitägigen Ausstand für einen »zeitnahen und fairen erstmaligen Abschluss von Tarifverträgen« beginnen, könnte die Wut der Führungselite wieder hochkochen. Als Vorbedingung für einen Tarifvertrag hat die Lufthansa-Tochter bereits eine Sozialpartnerschaftscharta ins Spiel gebracht, die Vorankündigungsfristen, festgelegte Eskalationsstufen, eine verpflichtende Mediation, Zwangsschlichtung und die Begrenzung von Forderungen vorsieht.
Anderen Auseinandersetzungen schauen die Unternehmen mittlerweile betont gelassen entgegen. »Die Handelsunternehmen beweisen seit vielen Monaten, dass sie mit den Streiks klarkommen«, kommentierte der Tarifgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland, Steven Haarke, die bundesweiten Arbeitsniederlegungen im Einzelhandel am Donnerstag. Verdi zeigte sich trotzdem kämpferisch. Annähernd 10.000 Beschäftigte seien nach eigenen Angaben am Freitag im Ausstand gewesen. Der Schwerpunkt lag dieses Mal auf der Einkaufsgenossenschaft der deutschen Kolonialwarenhändler (Edeka). »Wir wollen gezielt die Blockierer im Arbeitgeberlager in den Fokus nehmen«, erklärte Verdi-Bundesfachbereichsleiterin Silke Zimmer. »Dies ist nur der erste von mehreren Streik- und Aktionshöhepunkten in den kommenden Wochen.« Vor Ostern sollen weitere Aktionswochen folgen. Edeka betonte, dass die Filialen trotz des Warnstreiks geöffnet seien.
Die Tarifverhandlungen im Handel dauern mittlerweile seit acht Monaten an. Verdi fordert 2,50 Euro pro Stunde mehr bei einer Laufzeit von einem Jahr. Die Einzelhändler hatten zuletzt eine Erhöhung um 1,04 Euro für das erste Tarifjahr und von 69 Cent für das zweite angeboten. Weiteren Gesprächen verwehren sie sich derzeit. Ob Verdi sie mit den kommenden Aktionen an den Verhandlungstisch zurückbekommt, ist fraglich.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Marcus B. (19. Februar 2024 um 16:50 Uhr)Warum (nur) absolute Zahlen, ohne diese ins Verhältnis zu setzen? Was würden denn z. B. 2,50 Euro prozentual(!) bedeuten? Sowas ist doch wichtig, besonders mit Blick auf die Inflation; reicht das zum Ausgleich? Ich verstehe echt nicht, warum es so schwer sein soll, die Zahlen im Kontext zu präsentieren. Das nervt ungemein. Als Außenseiter kann man das auch nicht selbst leisten, da man ja die aktuellen Stundenlöhne auch nicht nennt.
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