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Aus: Ausgabe vom 28.10.2025, Seite 2 / Ausland
Karibik

USA unter falscher Flagge

Venezuela prangert Kriegsvorbereitungen Washingtons an
Von Volker Hermsdorf
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Venezuela ist wachsam: Patrouille der Küstenwache am Sonntag vor Maracaibo

Venezuela hat am Sonntag gegen eine mögliche militärische Provokation des Nachbarlandes Trinidad und Tobago und des US-Geheimdiensts CIA protestiert. Vizepräsidentin Delcy Rodríguez warf der Regierung in Port of Spain vor, als Vasall Washingtons eine »koloniale militärische Aggression« zu unterstützen. Es gebe Beweise für eine geplante »False-Flag-Aktion« in Grenzgewässern, die einen Krieg provozieren solle. Auch Venezuelas Präsident Nicolás Maduro sprach von einem Versuch, einen Angriff auf sein Land zu rechtfertigen, um einen Staatsstreich zu provozieren und sich an Venezuelas Rohstoffen zu bereichern.

Zuvor hatten die USA den Lenkwaffenzerstörer USS »Gravely« nach Trinidad und Tobago verlegt und gemeinsam mit den Streitkräften des nicht weit von der venezolanischen Küste entfernt liegenden Inselstaats ein Manöver begonnen. Washington zufolge ist es Teil einer Anfang September gestarteten Operation, die nominell der »Bekämpfung des Drogenhandels« in der Region dienen soll. US-Präsident Donald Trump macht Maduro und Kolumbiens Staatschef Gustavo Petro für den Schmuggel verantwortlich. Belege dafür haben die USA nicht vorgelegt.

Doch direkte US-Angriffe auf das Territorium Venezuelas rücken offenbar näher. Nachdem das US-Militär in den vergangenen Wochen mehrere angebliche Drogenboote in karibischen und pazifischen Gewässern versenkt und dabei mindestens 43 Menschen getötet hat, erklärte Senator Lindsey Graham, ein Vertrauter Trumps, am Wochenende gegenüber CBS News, der Präsident werde den Kongress nach der Rückkehr von seiner Asientournee über mögliche Operationen in Venezuela und Kolumbien unterrichten. »Es wird ein Briefing über eine eventuelle Ausweitung vom Meer auf das Land geben«, kündigte der Republikaner an.

Die US-amerikanische Eskalation tritt damit in eine neue und gefährliche Phase. Washingtons militärische Präsenz vor Ort wurde bereits verstärkt. Das Flugzeugträgergeschwader der USS »Gerald R. Ford« nimmt seit dem Wochenende Kurs auf Venezuela. Mehrere lateinamerikanische Regierungen und UN-Vertreter haben die bereits erfolgten tödlichen Angriffe auf zivile Boote als völkerrechtswidrige »außergerichtliche Hinrichtungen« verurteilt. Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja spricht von einer »unverschämten Kampagne des Drucks«.

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  • Leserbrief von Rudi Eifert aus Langenhagen (27. Oktober 2025 um 21:33 Uhr)
    Wie heißt es doch so schön: Man erkennt seine Schweine am Gang – will heißen: Die USA machen dort weiter, wo sie aufgehört haben. Die Blutspur amerikanischer Hegemonialmacht zieht sich bereits seit sehr vielen Jahrzehnten durch die Geschichte unseres Planeten. Sich Gründe auszudenken, um sich in die Souveränität anderer Länder einzumischen, womöglich Kriege loszutreten, darin verstanden und verstehen sich die US-Amerikaner bis heute bestens. – Vietnam 1960: Der angebliche Vorfall im Golf von Tonking im Jahre 1960 war erstunken und erlogen und diente den US-Amerikanern dazu, einen beispiellosen Vernichtungskrieg gegen die Zivilbevölkerung über viele Jahre zu führen. Fazit der Geschichte: Unsere amerikanischen Freunde verließen Vietnam wie die Ratten das sinkende Schiff. – Chile 1972: Der CIA stürzt die Allende-Regierung, um eine willfährige Regierung nach US-Geschmack zu installieren, – Iraq 2003: Angebliche Massenvernichtungsmittel waren der Grund, einen entsetzlichen Krieg gegen die irakische Zivilbevölkerung loszutreten, die gesamte Infrastruktur des Landes zu vernichten und weit über 100.000 tote Zivilisten zu hinterlassen. – Afghanistan 2001: Kriegsgrund 9/11. Auch hier wurden Zehntasuende von Zivilisten getötet. – Karibik 2025: Der kriegerische Aufmarsch der US-Amerikaner in der Karibik wird begründet mit dem Kampf gegen Drogenhandel. Dieser Grund ist so beispiellos fadenscheinig, denn wer 1 und 2 zusammenzählen kann, weiß doch, dass es bei der Auseinandersetzung eigentlich gegen Venezuela geht. Ein Staat, der über unglaubliche Erdölressourcen verfügt, die sich Washington einverleiben möchte. Wenn schon nicht mit klaren Worten, so eben mit der Begründung, Venezuela fördere den internationalen Drogenhandel. Dass mittlerweile in der Karibik wohl an die 100 Fischer vom US-Militär getötet wurden, findet in der westlichen Presse kaum Gehör. Wie auch. Medienwirksamer sind eben Berichte über die Ukraine.
    • Leserbrief von Joán Ujházy (2. November 2025 um 22:05 Uhr)
      Kleine Korrektur: Vietnam 1960: Der angebliche Vorfall im Golf von Tonking im Jahre 1960. – Falsch! Der angebliche Vorfall von Tonking war 1964; da behaupteten die USA, die nordvietnamesische Kriegsmarine hätte zwei US-Kriegsschiffe angegriffen. Chile 1972: Der CIA stürzt die Allende-Regierung. – Falsch! Die Allende-Regierung wurde am 11. September 1973 mit Hilfe der CIA weggeputscht. Es empfiehlt sich, vor dem Kommentieren nochmals sich der Zeit zu vergewissern, wann was stattgefunden hat.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Manfred G. aus Hamburg, Manni Guerth (1. November 2025 um 11:19 Uhr)
      Mir ist aufgefallen, dass viele Linke zuerst den Vietnamkrieg nennen, wenn es um Kriegsaggression des US-Imperialismus geht. Der Koreakrieg wird oft nicht genannt. Der Grund ist vermutlich, dass Nordkorea in den Köpfen der Linken als Negativbeispiel eingeordnet wird. Für die bürgerliche Linke ist Nordkorea eine Hungerdiktatur mit primatähnlichen Gesellschaftsstrukturen. Selbsternannte revolutionäre Organisationen wie z. B. die MLPD bezeichnen Nordkorea als nichtsozialistisch, bewerten sich selbst aber als marxistisch. Im kommunistischen Manifest hat Marx auf der letzten Seite geschrieben: »Die Kommunisten arbeiten (…) überall an der Verbindung und Verständigung der demokratischen Parteien aller Länder.« Manni Guerth
      • Leserbrief von Joán Ujházy aus Den Haag, Niederlande (3. November 2025 um 12:58 Uhr)
        Dass die MLPD so tickt, wie sie tickt, ist nicht verwunderlich. Sie verehrt zwar, wenn auch ungerechtfertigt, Marx, Engels und Lenin, aber auch Stalin und Mao Tse-tung. In einem knapp eine Stunde dauernden Video über Lenin wird, was für eine »Überraschung«, Stalin neben Lenin gestellt, als hätte Stalin einen entscheidenden Anteil an der Organisierung der Oktoberrevolution gehabt, was aber nicht der Fall war. Der Mitorganisator der Oktoberrevolution, Leo Trotzki, dagegen wird in diesem Video verunglimpft. In diesem Video (7:40) sieht man auch ein retuschiertes Foto: Lenin allein auf einer Rednerbühne; im Originalfoto waren auf der Treppe der Rednertribüne Trotzki und Kamenew zu sehen. Dieses manipulierte, retuschierte Foto, ein Relikt stalinistischen Geschichtsrevisionismus. Allein die Übernahme dieses retuschierten Fotos zeigt, wie die MLPD tickt.

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