USA unter falscher Flagge
Von Volker Hermsdorf
Venezuela hat am Sonntag gegen eine mögliche militärische Provokation des Nachbarlandes Trinidad und Tobago und des US-Geheimdiensts CIA protestiert. Vizepräsidentin Delcy Rodríguez warf der Regierung in Port of Spain vor, als Vasall Washingtons eine »koloniale militärische Aggression« zu unterstützen. Es gebe Beweise für eine geplante »False-Flag-Aktion« in Grenzgewässern, die einen Krieg provozieren solle. Auch Venezuelas Präsident Nicolás Maduro sprach von einem Versuch, einen Angriff auf sein Land zu rechtfertigen, um einen Staatsstreich zu provozieren und sich an Venezuelas Rohstoffen zu bereichern.
Zuvor hatten die USA den Lenkwaffenzerstörer USS »Gravely« nach Trinidad und Tobago verlegt und gemeinsam mit den Streitkräften des nicht weit von der venezolanischen Küste entfernt liegenden Inselstaats ein Manöver begonnen. Washington zufolge ist es Teil einer Anfang September gestarteten Operation, die nominell der »Bekämpfung des Drogenhandels« in der Region dienen soll. US-Präsident Donald Trump macht Maduro und Kolumbiens Staatschef Gustavo Petro für den Schmuggel verantwortlich. Belege dafür haben die USA nicht vorgelegt.
Doch direkte US-Angriffe auf das Territorium Venezuelas rücken offenbar näher. Nachdem das US-Militär in den vergangenen Wochen mehrere angebliche Drogenboote in karibischen und pazifischen Gewässern versenkt und dabei mindestens 43 Menschen getötet hat, erklärte Senator Lindsey Graham, ein Vertrauter Trumps, am Wochenende gegenüber CBS News, der Präsident werde den Kongress nach der Rückkehr von seiner Asientournee über mögliche Operationen in Venezuela und Kolumbien unterrichten. »Es wird ein Briefing über eine eventuelle Ausweitung vom Meer auf das Land geben«, kündigte der Republikaner an.
Die US-amerikanische Eskalation tritt damit in eine neue und gefährliche Phase. Washingtons militärische Präsenz vor Ort wurde bereits verstärkt. Das Flugzeugträgergeschwader der USS »Gerald R. Ford« nimmt seit dem Wochenende Kurs auf Venezuela. Mehrere lateinamerikanische Regierungen und UN-Vertreter haben die bereits erfolgten tödlichen Angriffe auf zivile Boote als völkerrechtswidrige »außergerichtliche Hinrichtungen« verurteilt. Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja spricht von einer »unverschämten Kampagne des Drucks«.
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