Bloß kein Frieden
In der EU und ihren Mitgliedstaaten ist man in hellem Aufruhr: Schon wieder droht in der Ukraine ein Frieden auszubrechen, dessen Bedingungen nicht zum eigenen Vorteil sind. Am Donnerstag haben die USA der Ukraine einen 28 Punkte umfassenden Friedensplan präsentiert, der unter anderem Gebietsabtretungen, Demilitarisierung und eine Absage der angepeilten NATO-Mitgliedschaft vorsieht.
»Der Versailler Vertrag lässt grüßen«, titelte die FAZ rigoros. Nur würde nun vom »Überfallenen« verlangt, was damals dem »Aggressor« aufgenötigt worden sei. Dass für die Bedingungen eines Friedens nicht halbgare historische Analogien, sondern die Kräfteverhältnisse auf dem Schlachtfeld ausschlaggebend sind, scheint man in Frankfurt am Main nicht wissen zu wollen. Oder man hält es wie viele EU-Spitzenpolitiker: Russland muss geschwächt werden, und zwar bis zum letzten Ukrainer. Das legt zumindest der obligatorische Vergleich von Putin und Hitler nahe: »Auch das Münchner Abkommen lässt grüßen.« Der Plan sei »für ein souveränes Land« wie die Ukraine jedenfalls »unerträglich«. Wie unsouverän die Ukraine tatsächlich ist, zeigt allerdings schon die Umschreibung »Trump-Friedensplan« an, die man bei der Frankfurter Rundschau nebenan pejorativ gebraucht.
Bei Le Figaro in Paris ist man schon einen Schritt weiter und weiß: »Die diplomatischen Annalen sind voll von großartigen Friedensplänen, die nie umgesetzt wurden. (…) Selbst der Kreml scheint kaum daran zu glauben und hält sich zurück.« Der Krieg geht also weiter – hurra! Ein »dauerhafter Frieden« müsse »gerecht sein«. So hat gut reden, wer sich selbst und seinem Publikum seit 2022 einbläut, dass es sich beim Ukraine-Konflikt um einen gerechten Krieg und nicht um die militärische Aufteilung von Einflusssphären handelt. Folgerichtig stellt man die Frage: »Glaubt Trump wirklich, dass der Weg zur ›Befriedung Europas‹ darin besteht, Kiew der Gnade Wladimir Putins zu überlassen?« Zwei Hinweise für die Redaktion: Erstens ist Trump gar nicht der Friedensstifter, der er vorgibt zu sein, zweitens hat die Ukraine des Präsidenten Gnade offenbar verspielt.
Je kürzer die Ostfront vom eigenen Schreibtisch entfernt ist, desto schriller werden die Töne. »Dieser Plan ist verrückt«, hieß es in der Aktuálně aus Prag. »Einzige Hoffnung« der Ukraine sei nunmehr Putin, der womöglich »noch mehr will«. Denn: »In seinen Augen ist ein russisches Imperium ohne die Ukraine kein Imperium.« Und jeder anständige Schreibtischtäter weiß doch, dass das EU-Imperium ohne die Ukraine kein echtes Imperium ist.(nu)
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