Einmalig
Von Christian Selz, Kapstadt
Der Versuch war aller Ehren wert. Um die grotesken Eigentumsentwicklungen des Spätkapitalismus in verifizierbaren Zahlen darzustellen, nutzte die Regierung Südafrikas ihre G20-Präsidentschaft zur Gründung eines »Sonderkomitees unabhängiger Experten zu globaler Ungleichheit«. Und Überraschung: Das Gremium unter der Leitung des ehemaligen Weltbank-Chefökonomen Joseph Stiglitz erkannte einen »Ungleichheitsnotstand«. Genauer: Seit dem Jahr 2000 flossen 41 Prozent allen global erwirtschafteten Mehrwerts in die Taschen des reichsten einen Prozents der Weltbevölkerung. Die ärmere Hälfte der Menschheit teilt sich einen Cent von jedem Dollar. Neben den offensichtlichen ökonomischen Auswirkungen stellte das Komitee auch das Voranschreiten politischer Polarisierung und die Erosion von Demokratie als Folgeprobleme heraus.
Der Versuch, das G20-Format als Forum der global Mächtigen zumindest ein Stück weit mit den Folgen ausbeuterischer Handelsbeziehungen und konzentrierten Reichtums zu konfrontieren, blieb nicht ohne Reaktion. US-Außenminister Marco Rubio sah im Motto der südafrikanischen G20-Präsidentschaft – »Solidarität, Gleichheit, Nachhaltigkeit« – nur Diversität, Inklusion und den Kampf gegen die Klimakrise, also nach Washingtoner Lesart: Teufelszeug. Finanzminister Scott Bessent störte sich daran, dass außer Handel und Finanzen überhaupt noch andere Themenfelder diskutiert werden. Beide blieben den Ministertreffen auf G20-Ebene fern. US-Regimechef Donald Trump schließlich zeigte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa im Weißen Haus im Mai Fotos von Kriegstoten aus der DR Kongo, um einen herbeiphantasierten Völkermord an Weißen in Südafrika zu belegen. Für ihn Grund genug, seiner Regierung einen totalen Boykott des G20-Gipfels aufzuerlegen, der an diesem Wochenende in Johannesburg stattfindet.
Wer die Interessen der Superreichen verteidigt, braucht keine Argumente. Den Südafrikanern ließ er mitteilen, dass die USA sämtliche Beschlüsse des Gipfels blockieren würden, sollten sie es wagen, eine Abschlusserklärung anzustreben. Der Vorgang ist so einmalig wie die Einrichtung des Ungleichheitskomitees bei den G20.
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