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Aus: Ausgabe vom 30.07.2025, Seite 2 / Ausland
Nahostkonflikt

Siedler erschießen Aktivisten

Westbank: Mitarbeiter von Oscar-prämiertem Film getötet
Von Susann Witt-Stahl
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Die israelischen Siedler haben bei ihrem Überfall auf Umm Al-Khair eine Blutspur hinterlassen (29.7.2025)

Der palästinensische Aktivist Awdah Hathaleen ist beim Überfall eines Siedlermobs auf Umm Al-Khair getötet worden. Seine Familie und die anderen Bewohner des Beduinendorfes in Masafer Jatta im Gouvernement Hebron sind seit Jahren rund um die Uhr dem Terror von zionistischen Ultrarechten – mit Kidnappings, Zerstörung von Häusern und Olivenbäumen etc. – aus der benachbarten illegalen Karmel-Siedlung ausgesetzt. Der jüngste Vorfall ereignete sich am Montag nachmittag: Siedler drangen mit einem Bulldozer in das Dorf Umm Al-Khair ein. Dabei wurde Awdah Hathaleen von zwei Schüssen in die Lunge getroffen. Er verstarb wenig später in einem Krankenwagen.

Der mutmaßliche Täter ist ein israelischer Siedler namens Jinon Levi, der in der Vergangenheit wiederholt durch extreme Gewalt aufgefallen und 2024 auf die Sanktionslisten der EU sowie der USA gesetzt worden war – Donald Trump hat die Maßnahme allerdings schon am Tag seines Amtsantritts revidiert. Eine Videoaufnahme vom Angriff zeigt Levi, wie er mit einer Pistole aus unmittelbarer Nähe mehrmals in eine Menschenmenge schießt. Später wurde noch Ahmed Hathaleen, ein Verwandter von Awdah, beim Versuch, die Planierraupe zu blockieren, damit attackiert – er hat mit einer schweren Kopfverletzung überlebt. Die israelische Polizei hat fünf Palästinenser sowie zwei internationale Unterstützer festgenommen, die sich gegen die Angreifer gewehrt haben sollen. Der mutmaßliche Mörder von Awdah wurde zur Vernehmung abgeführt.

Hathaleen war eine namhafte Figur des zivilen Widerstands im Westjordanland. Er hatte auch an der Produktion des Oscar-gekrönten Dokumentarfilms »No Other Land« mitgearbeitet. Palästinasolidarische Organisationen und Aktivisten wie Jeff Halper würdigten am Montag den 31jährigen Englischlehrer, der eine Frau und drei kleine Kinder hinterlässt, für seinen mutigen Kampf für ein freies Palästina. Jewish Voice for Peace erinnerte daran, dass das Verbrechen im Zuge der »ethnischen Säuberungen unter dem Schutz des israelischen Militärregimes« begangen wurde, und forderte: »Möge Awdahs Andenken eine Revolution sein!« Awdah ­Hathaleen hatte am Montag um 14.08 Uhr noch einen letzten Hilferuf abgesetzt, der auch jW erreichte – kurze Zeit später war er tot.

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