Gegründet 1947 Donnerstag, 15. Mai 2025, Nr. 112
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    taz-Stand attackiert

    Rostock. Am Rande der Migrations-Demonstration am Montag ist die Tageszeitung taz Opfer einiger Protestler geworden: Nacheinander warfen zwei kleinere Gruppen von Demonstranten einen Info-Stand der Zeitung um.
    »Ich vermute, dass hat mit der kritischen Berichterstattung über die Vorfälle am Samstag zu tun«, sagte taz-Redakteur Malte Kreutzfeldt am Dienstag. Die Zeitung habe geschrieben, daß die Krawallmacher nichts bei der Demonstration zu suchen gehabt hätten.

    (AP/jW)

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    Schnellurteil: Zehn Monate ohne Bewährung

    Rostock. Drei Tage nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen während der G-8-Großdemonstration in Rostock ist der erste Festgenommene verurteilt worden.
    Das Rostocker Landgericht verurteilte den 31jährigen aus Baden-Württemberg zu zehn Monaten Gefängnis ohne Bewährung, wie eine Gerichtssprecherin sagte. Der Mann war wegen versuchter Körperverletzung und schwerem Landfriedensbruch angeklagt.
    In weiteren Schnellverfahren stehen heute weitere acht Angeklagte vor Gericht, darunter eine Frau. Sie kommen aus Deutschland, Spanien, Belgien, Polen und der Ukraine und müssen sich wegen Körperverletzung und Landfriedensbruchs verantworten.

    (ddp/jW)

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    Clown soll Beamte gereizt haben

    Irgendwann hört der Spaß auf
    Irgendwann hört der Spaß auf

    Bei einer Demonstration gestern abend in Rostock sollen laut Spiegel Online militante Demonstranten Flüssigkeiten gegen Polizisten versprüht haben. Die Polizei werfe der Gruppe »Clown's Army« einen »Chemieeinsatz« vor, 8 Beamte hätten zur Behandlung ins Krankenhaus gemußt.
    Polizeisprecher Axel Falkenberg erklärte gegenüber junge Welt, »aus einer Gruppe der Clown´s Army heraus« seien Beamte mit einer Spritzpistole benässt worden. Bei diesen seien daraufhin Hautreizungen aufgetreten. »Irgendwo hört der Spaß auf. Die Clowns-Army sollte sich überlegen, wie Sie in Zukunft mit Polizeibeamten umgehen will.«
    Falkenberg konnte keine Angaben dazu machen, wie viele der 8 gestern behandelten Polizisten im Zusammenhang mit dem Vorfall stehen. Der Clown konnte wahrscheinlich unauffällig entkommen: »Wir haben den Täter nicht.« Das Sprühgerät konnte ebenfalls nicht sichergestellt werden.
    Falkenberg beklagt, die Clowns würden sich häufig in provozierender Art und Weise den Beamten nähern, um diese unter Druck zu setzen. So sei es zu spielerischen Griffen an die Dienstwaffe von Polizisten gekommen. Auch Polizei-Pressesprecher würden gern belästigt. »Doch damit können wir umgehen.«

    (jW)

  • · Pressespiegel

    Presseschau: Kalter Krieg

    Bei schwindender Aussicht auf Einigung der G8 über Fortschritte im Kampf gegen die Erderwärmung und die Armut in Afrika, sowie bei der Regulierung der Hedge Fonds bleiben die Medienkommentare vergleichsweise spärlich.
    Sie befassen sich - abgesehen von Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten - bevorzugt mit der neuen Konfrontation zwischen dem Westen und Rußland.

    Le Monde: Neuer Kalter Krieg

    Man glaube sich in die Zeit der Teilung der Welt in zwei antagonistische Blöcke zurückversetzt, befindet die Pariser Zeitung Le Monde. Das amerikanische Projekt der Aufstellung von Elementen des US-Anti-Raketenschildes in Polen und der Tschechischen Republik sei der Grund dieser neuen Spannung. Die US-Pläne zerstörten aus russischer Sicht »das Gleichgewicht zwischen Verteidigung und Angriff, die Grundlage gegenseitiger Abschreckung.« Dies gehe nicht nur die beiden Protagonisten dieses neuen kalten Krieges an.

    Externer Link: Quelle

    The Herald: Rußlands Energiepolitik noch gefährlicher

    Nach Präsident Putins jüngsten Äußerungen ist die schottische Zeitung besorgt, daß British Petroleum seine Lizenz zur Ausbeute des gigantischen sibirischen Kovykta-Gasvorkommens verlieren könne. Die Haltung des Kreml zu ausländischen Investitionen im russischen Energiesektor kann nach Ansicht des Herald »viel schneller viel mehr materiellen Schaden anrichten« als Rußlands Drohung mit Gegenmaßnahmen gegen die US-Rüstungspläne in Polen und der Tschechischen Republik. Das Blatt sieht in Moskaus Bevorzugung des russischen Energieriesen Gazprom eine Bedrohung der Energieversorgung Westeuropas. »Dies eher als die erneut auf London, Paris und Berlin gerichteten Raketen dürfte der diesen G8-Gipfel bestimmende Kontext sein.«

    Externer Link: Quelle

    United Press International: Globale finanzielle Kontrolle

    UPI weist darauf hin, die Gipfelteilnehmer hätten während fast der Hälfte ihrer Sitzungen andere Länder zu Gast, die glaubten, »künftig mit vollem Recht dabei zu sein, aber die volle Mitgliedschaft noch erwerben müssen.« Chinas Anspruch sei »wirtschaftlich überwältigend, würde aber automatisch den Anspruch der G8 zerstören, eine demokratische Veranstaltung zu sein.« In der Welthandelsorganisation gebe es schon eine »G4«, bestehend aus den USA und EU plus Brasilien und Indien. Bei inoffiziellen G8-Reformüberlegungen in der EU-Kommission und der Weltbank gehe es um dieselben Auseinandersetzungen, die auch bei der angestrebten Reform des VN-Sicherheitsrats den verschiedenen Plänen den Boden entzogen haben. Die Idee eines einzigen von der EU einzunehmenden europäischen G8-Sitzes sei Briten, Franzosen, Deutschen und Italienern verhaßt. Merkels Einladungsliste nach Heiligendamm sei unter den gegebenen Umständen das Beste. Die G8, wenn auch schwerfällig und nicht repräsentativ, seien dennoch höchst relevant, meint der Kommentator. Dies läge nicht an dem eher langweiligen jährlichen Gipfeltreffen, sondern an der viel weniger beachteten Zusammenarbeit der G8-Finanzminister.

    Externer Link: Quelle


    New Statesman: Wenig für die Armen der Welt

    Das linksliberale Londoner Blatt mit besonderem Interesse an »Entwicklung, Menschenrechten, Umwelt und globalen Themen« hat eine Serie zum G8-Gipfel begonnen. Tamsyn East von »World Development Movement« schreibt, der Entwurf des Abschlusskommuniqués spreche von Deregulierung für Investitionen, stärkerem Schutz geistigen Eigentums und offenen Märkten. »Wir von, World Development Movement' haben gelernt, nicht viel von den G8 zu erwarten. Die G8 sind niemandem Rechenschaft schuldig. Sie sind eine selbsternannte Gruppe, die selten ihre Versprechungen einhält.«

    Externer Link: Quelle


    Accra Daily Mail: Zeitplan für Afrikahilfe gefordert

    »Die G8 werden nicht einmal willens sein, die Zusagen zu wiederholen, die sie 2005 gemacht haben, um die Hilfe für Afrika zu erhöhen,« zitiert die führende private Tageszeitung aus der Hauptstadt Ghanas den politischen Berater einer britischen Hilfsorganisation. Ebenso wie der
    ghanaische Präsident John Agyekum sei auch Max Lawson von Oxfam der Meinung, daß »wir von diesem Treffen klare Zeitpläne für die versprochene Erhöhung der Hilfe brauchen. Die Glaubwürdigkeit der G8 beruht auf ihrer Fähigkeit zur Umsetzung.«

    Externer Link: Quelle

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    Übergriff dokumentiert

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    Rostock. Ein von der Gesamtkoordination des G8-Protestspektrums veröffentlichtes Foto dokumentiert einen Akt von Polizeigewalt bei einer Festnahme am 2. Juni.
    Wie das Legal Team/Anwaltlicher Notdienst des Republikanischen Anwältinnen- und Anwaltsvereins (RAV) mitteilt, entstand das Bild am Sonnabend auf der Großdemonstration gegen 17.30 Uhr auf der Straße am Warnowufer/Höhe Aufgang Kanonenberg. 
    Ein Zeuge konnte dort beobachten, wie ein Polizeibeamter einen jungen Mann mit einem Schlag zu Boden streckte. Während dieser mit Gesicht und Bauch zum Boden dalag, stieß ihm ein Beamter mehrfach den Kopf auf den Boden, während ein anderer Polizist ein T-Shirt um den Hals des Betroffenen wrang und zuzog. Andere Polizeibeamte umringten die Szene und versuchten zu verhindern, daß Fotos von dieser Situation entstehen. Dem Zeugen gelang es dennoch, durch die Beine der Beamten hindurch ein Foto zu machen.
    Mit der Veröffentlichung des Fotos möchte der RAV zum einen dazu beitragen, daß solche Bilder nicht die kommenden Tage bestimmen, so dessen Pressesprecher Martin Dolzer gegenüber junge Welt. Des weiteren suche man weitere Zeugen, die gebeten werden, sich beim Legal Team/Anwaltlicher Notdienst unter der Telefonnummer 038204-768111 zu melden.

    (jW)

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    G8-Gegner werden ungehorsam

    Rostock. Die Interventionistische Linke sieht die Tage des zivilen Ungehorsams gekommen.
    Ziel der Aktionen sei es, den G8-Gipfel von seiner Infrastruktur abzuschneiden. Konfrontationen mit der Polizei seien hingegen kein Ziel.
    An den von der Kampagne »Block G8« seit Monaten angekündigten und  öffentlich trainierten Blockaden der Zufahrtswege nach Heiligendamm würden sich Tausende beteiligen. Das Bündnis zeigt sich davon überzeugt, daß sich die Globalisierungskritiker durch repressive Polizeieinsätze nicht haben einschüchtern lassen. Bereits am Flughafen werde den anreisenden Staatschefs klar gemacht werden, daß sie nicht willkommen sind.
    Die Interventionistische Linke fordert die Polizei dazu auf, sich bei den kommenden Demonstrationen zurückzuhalten. Sie müsse es den Zehntausenden, die um Heiligendamm protestieren, ermöglichen, ihr Grundrecht auf Versammlungsfreiheit wahrzunehmen.

    (jW)

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    Freundliche Floskeln bei Beratung mit der Polizei

    Rund eineinhalb Stunden berieten gestern Abend G8-Gegner in der Landessuperintendentur Rostock mit der Einsatzleitung der Polizei über das Verhalten bei bevorstehenden Blockadeaktionen rund um Heiligendamm.

    Dabei habe man sich gegenseitig versichert »für eine wirksame Deeskalation zu sorgen«, erklärte der Superintendent der evangelischen Kirche in Rostock, Dr. Matthias Kleiminger, der bei den Gesprächen als Moderator fungiert hatte, gegenüber junge Welt. Er sprach zudem von einer »aufgeschlossenen Atmosphäre«.

    Allerdings hat die Polizei nach Aussage des Pressesprechers von Block G8, Christoph Kleine, angekündigt, »wie üblich« bei solchen Aktionen zu agieren: Nach der Aufforderung, das Feld zu räumen und dem Verstreichen einer kurzen Frist werde man die Blockierer einfach wegtragen.

    (jW)


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    GdP gegen Distanzwaffen

    Rostock/Berlin. Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, hat sich gegen eine polizeiliche Bewaffnung mit Distanzwaffen ausgesprochen.
    Gummigeschosse seien »kein geeignetes Einsatzmittel für die Polizei. Die Polizei will Straftäter nicht auf Distanz halten, sondern sie festnehmen.«
    Unter dem Eindruck gewalttätiger Demonstrationen sei die Frage von Distanzwaffen immer wieder diskutiert »und letztlich von erfahrenen Einsatzkräften zu den Akten gelegt worden«. Erfahrungen im Ausland hätten gezeigt, dass bei Gummigeschossen die Verletzungsgefahr für Unbeteiligte zu hoch sei. Dies könne wiederum zu einer strafrechtlichen Verfolgung der Polizisten führen.

    (jW)

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    Karlsruhe bestätigt Restriktionen. Mahnwache abgesagt

    Berlin. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat heute vormittag über eine Beschwerde gegen die Einschränkung der Versammlungsfreiheit durch das Oberverwaltungsgericht Mecklenburg-Vorpommern entschieden.
    In seinem Beschluss vom 1. Juni hatte das OVG eine Mahnwache der „Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost" mit  absurden Auflagen belegt. Sie sollte nur mit einer Höchstteilnehmerzahl von 15 Personen und einer namentlichen Benennung der Teilnehmer 24 Stunden vor Versammlungsbeginn erlaubt werden. Das OVG berief sich in seiner Begründung vor allem auf außenpolitische Belange und das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland.
    Wie junge Welt von den Anwälten der Antragsteller erfuhr, lehnten die Richter in Karlsruhe den Eilantrag auf Aufhebung des OVG-Beschlusses ab. Angesichts der restriktiven Bedingungen sagten daraufhin die Veranstalter die für heute geplante Mahnwache ab.
    (jW)

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    GSG 9 und Gummigeschosse?

    Ratschläge an Attac: Jörg Schönbohm
    Ratschläge an Attac: Jörg Schönbohm

    Berlin - Nach den Auseinandersetzungen zum G8-Gipfel in Heiligendamm beschwören Politiker der Koalition ein Bürgerkriegsszenario herauf - und fordern drastische Maßnahmen gegen militante Demonstrationsteilnehmer.

    Abgeordnete von CDU und CSU bringen sogar den Einsatz der Anti-Terror-Einheit GSG 9 ins Gespräch. Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Sebastian Edathy (SPD), befürwortet ein Gesetz zum Einsatz von Gummigeschossen gegen die Randalierer.


    Der schleswig-holsteinische SPD-Innenminister Ralf Stegner warnte dagegen vor einer härteren Gangart. Das Demonstrationsrecht solle auf keinen Fall weiter eingeschränkt werden, sagte Stegner. Wenn sich viele friedliche Demonstranten an den Protesten beteiligten, »sind die Gewalttäter in der Minderheit und damit ohne Chance«.

    Der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) forderte unterdessen die Organisatoren der G8-Proteste zu einer engen Zusammenarbeit mit der Polizei auf. »Die Chaoten«, so Schönbohm, dürften »keine Gelegenheit mehr erhalten, sich bei ihren Krawallen hinter friedlichen Demonstranten zu verstecken«. An das globalisierungskritische Netzwerk ATTAC appellierte Schönbohm, sich nicht nur von der Gewalt zu distanzieren, sondern auch den zweiten Schritt zu gehen und »die Gewalttäter zu isolieren«.

    (ddp/jW)



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    Mit Haut und Haaren gegen G8

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    ...auch wir verstecken uns nicht. Am Dienstag ab 10 Uhr wird der Newsticker jW G8 spezial mit aktuellen Meldungen, Berichten unserer Reporter, Interviews und Kommentaren fortgesetzt.

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    Unsichtbare Vermummte

    Vermummung ist relativ
    Vermummung ist relativ

    Rostock. Die heute auf Weisung der Polizei vorzeitig beendete Demonstration gegen die deutsche Migrationspolitik wurde mit der Begründung gestoppt, dass mindestens 2.000 der insgesamt etwa 8.000 Teilnehmer vermummt seien.
    Die Polizei hatte die Demonstranten zuvor mehrfach kontrolliert. Insgesamt acht Wasserwerfer sowie Räumfahrzeuge standen in Bereitschaft. Die Teilnehmer waren  für mehrere Stunden von Polizeibeamten eingekreist. Die Veranstalter forderten die Teilnehmer immer wieder auf, Ruhe zu bewahren und sich nicht zu vermummen. Polizeieinsatzabschnittsführer Gerhardt Danzl erklärte kurz vor Beendigung des Protestzuges, er habe «keinen einzigen Vermummten in dieser Demonstration gesehen».

    Kurz nach dem vorzeitigen Ende der Demonstration gab es eine erste Spontankundgebung, die von der Polizei genehmigt wurde. Am Abend bewegten sich etwa 1.000 Menschen in Begleitung von Beamten friedlich zu einer Abschlußkundgebung am Rostocker Stadthafen.

    (ddp/jW)

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    Weitere Verfassungsbeschwerde

    Berlin. Auch die Anmelder von Kundgebungen am Flughafen Rostock-Laage und einer Mahnwache am Zaun von Heiligendamm haben gegen Beschlüsse des Oberverwaltungsgerichts Mecklenburg-Vorpommern (OVG) Verfassungsbeschwerde eingelegt.
    Sie richtet sich gegen zwei Beschlüsse, in denen das Grundrecht der Versammlungsfreiheit weitgehend außer Kraft gesetzt wird.
    Im Eilverfahren erlaubte das OVG heute anstelle der vor der militärischen Haupteinfahrt in Laage-Kronskamp angemeldeten Kundgebung lediglich Versammlungen mit maximal 50 Teilnehmern auf der Straßenböschung gegenüber der Einfahrt zur Hauptwache des Fliegerhorsts Laage sowie an der jenseits der B 103 gelegenen Buswendeschleife - völlig außer Sichtweite des Flughafens.
    Bereits am 1. Juni hatte das OVG eine Mahnwache der „Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost“ nur mit einer Höchstteilnehmerzahl von 15 Personen und einer namentlichen Benennung der Teilnehmer erlaubt. Das OVG berief sich in seiner Begründung vor allem auf außenpolitische Belange und das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland.
    Die Anwälte der Anmelder haben daher Verfassungsbeschwerde und Eilantrag beim Bundesverfassungsgericht erhoben. Sie erklärten, die Versammlungsfreiheit dürfe gegenüber außenpoltischen Opportunitätserwägungen nicht nachrangig sein und sie würden eine rasche und positive Entscheidung aus Karlsruhe erwarten.

    (jW)

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    Alternativgipfel und Bush-Ankunft

    Rostock. Einen Tag vor dem G-8-Treffen kommen morgen in Rostock Globalisierungskritiker aus aller Welt zum "Alternativgipfel" (Externer Link) zusammen.
    Bei acht Podiumsdiskussionen und insgesamt mehr als 120 Workshops wollen die Teilnehmer über die Themenbereiche "Klima, Umwelt, Energie", "Globale Gerechtigkeit" oder "Krieg und Militarisierung" beraten. Bei der Eröffnungsveranstaltung (17.00 Uhr) wird neben dem UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, auch das DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sprechen.
    Am Flughafen Rostock-Laage, wo am späten Nachmittag US-Präsident George W. Bush landen soll, wollen sich ab 17 Uhr G-8-Gegner zu einer Kundgebung und Blockade versammeln.
    Am Zaunabschnitt Vorder Bollhagen erinnert die "Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost" an den Beginn des Sechs-Tage-Kriegs vor 40 Jahren und die bis heute anhaltende israelische Besetzung palästinensischen Bodens. 

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    Grenzenloser Protest

    bild1.jpg

    Eindrücke vom heutigen antirassistischen Aktionstag in Rostock von unserem Bildreporter Christian Ditsch/Version sowie AP-Fotografen.

  • · Fotostrecken

    Grenzenloser Protest

    4. Juni. Im Zeichen der Solidarität
    Allerdings
    Grüne klammern. 49 Verhaftungen heute in Rostock
    Falschparker stellen sich 8.000 Demonstranten in den Weg
    Polizeikontrolleure wurden mit offenen Armen empfangen
    Mit eigener Stimme. Bevormundung, nein danke
    Abschieber blockiert. Protest vor der Ausländerbehörde in Rostock
    Ham wa nich!
  • · Nachrichten

    »Gute Besserung« aus ganz Deutschland

    Die in Rostock eingesetzten Polizisten ernten wegen ihres Auftretens bei der G-8-Großdemonstration neben Kritik auch Dank.
    Aus dem ganzen Bundesgebiet seien telefonisch und schriftlich viele Zeichen des Dankes und der Anerkennung von Bürgern, von Verbänden und Institutionen übermittelt worden, sagte Rostocks Polizeichef Knut Abramowski am Montag. Für die beim Einsatz am Samstag verletzten Polizeibeamten habe es zahlreiche Genesungswünsche gegeben. Er sei von diesen Reaktionen tief beeindruckt, betonte Abramowski. Den vielen Äußerungen sei zu entnehmen, daß die Bürger Gewalt gegen Polizeibeamte konsequent ablehnten und verurteilten. Das sei für die Polizei ein wichtiges Zeichen, die die Arbeit für die nächsten Tage erleichtere.
    In Rostock schwer verletzte Polizisten können sich in Oberbayern physisch und psychisch erholen. Die »Stiftung der Deutschen Polizeigewerkschaft« bot am Montag die Nutzung ihrer Einrichtungen in Lenggries-Fall an. Ziel der 1997 gegründeten Stiftung der Deutschen Polizeigewerkschaft sei es, verletzten oder traumatisierten Beamten der Sicherheitsbehörden in ihren Erholungsstätten Hilfe zu gewähren. Die Häuser und Appartements böten die Möglichkeit der Regeneration und Entspannung. (ddp/jW)

  • · Nachrichten

    Proteste gegen Bush-Besuch in Prag

    Proteste in Prag: Bush soll vom Radarschirm verschwinden
    Proteste in Prag: Bush soll vom Radarschirm verschwinden

    Prag - Rund hundert Menschen sind am Abend in der tschechischen Hauptstadt Prag einem Aufruf der Kommunistischen Jugend zum Protest gegen den Besuch von US-Präsident George W. Bush gefolgt.

    Die Demonstration richtete sich zudem gegen die Stationierung eines Teils des geplanten US-Raketenschildes. Auf Spruchbändern forderten die Demonstranten vor der Botschaft der Vereinigten Staaten in Prag ein Referendum über die Stationierung.

    Bush brach am Montag zu einer mehrtägigen Europareise auf, deren erste Station Tschechien ist, bevor er am G8-Gipfel in Heiligendamm teilnimmt. Die US-Regierung will in Tschechien eine Radaranlage auf dem Militärgelände von Brdy errichten - in Polen plant sie, im Rahmen des Raketenschilds zehn Abfangraketen zu stationieren. Bush wollte in Prag mit Präsident Vaclav Klaus und Ministerpräsident Mirek Topolanek über die Pläne sprechen, die in der Bevölkerung weitgehend auf Ablehnung stoßen.

    (AFP/jW)

  • · Pressespiegel

    Presseschau: Von »Mea Culpa« bis »Myfest«

    In der Dienstagausgabe beschäftigen sich die Kommentare der meisten deutschsprachigen Tageszeitungen noch einmal mit der Protestnachlese und den Distanzierungen von der Gewalt.

    Lübecker Nachrichten

    Die Zeitung inszeniert ein wahres Mea-culpa-Feuerwerk: »Wir entschuldigen uns. Bei Wolfgang Schäuble. Beim Bundeskriminalamt. Bei den Polizisten. Wir entschuldigen uns für eine Fehleinschätzung, die wir in den vergangenen Wochen immer wieder publiziert haben. Ja, auch wir haben immer wieder geschrieben, daß der Aufwand wohl doch etwas zu hoch sei, der für die Absicherung des G8-Gipfels betrieben wird. Daß die Zahl der Polizisten möglicherweise zu hoch, die damit verbundenen Kosten unvertretbar, die Einschränkung verschiedener Unterartikel unserer Bürgerrechte zu massiv sei. Wir fanden, daß der Sicherheitszaun peinlich und der Versuch, potenzielle Gewalttäter per Geruchsprobe dingfest zu machen, lächerlich sei. Wir haben uns geirrt. Die Realität vertreibt die Flausen.«

    Schweriner Volkszeitung

    Hier kennt man unechte und »echte Globalisierungsgegner«:
    »Deeskalation darf nicht zur Gefährdung von Leib und Leben der Gesetzeshüter führen. Wenn bei einem Einsatz gegen autonome Krawallmacher rund 400 Polizisten verletzt werden, sind Zweifel an der richtigen Strategie mehr als erlaubt. Polizisten fühlen sich verheizt. Hier gilt es, die Versäumnisse und Fehlentwicklungen schnell zu analysieren und rasche Konsequenzen zu ziehen. Hartes und entschlossenes Handeln gegen den schwarzen gewalttätigen Mob ist nicht nur im Interesse der Gipfelgastgeber, sondern auch im Sinne der echten Globalisierungsgegner.«

    tageszeitung

    Das in Berlin erscheinende Blatt legte nach dem Distanzierungstitel »Nie wieder Rostock!« (Montagausgabe) noch einmal nach:
    »Ein bißchen ist es wie beim Fußball: Das Eingeständnis der Vereine, daß es ein Hooligan-Problem gibt, mußte der Befriedung der Stadien vorangehen. Auch dort herrschte gegenüber den angeblichen Fans lange Zeit eine Toleranz, über die Außenstehende nur staunen konnten. Geholfen haben beim Fußball die Fanprojekte, in Kreuzberg das 'Myfest' mit Beteiligung der Anwohner. Was es braucht, sind keine Sprechblasen, sondern solche Formen der Einflußnahme und der Ausgrenzung von Gewalttätern.«

    Financial Times Deutschland

    Auch sie findet den Kampfbegriff des Polit-Hooligans chic, weiß im Gegensatz zu den Kollegen in der Berliner Kochstraße aber nicht, wie gegen sie vorzugehen ist:
    »Mehr Härte! Nein, weiter deeskalieren! Nach den Pflastersteinen linksextremer Krawalltouristen prasseln nun wohlfeile Forderungen auf die Polizeieinheiten nieder, die den G8-Gipfel sichern. Während die Autonomen in Rostock weiter ihren Gewalttrieb befriedigen, meinen alle, die etwas mit Sicherheitspolitik zu tun haben, es besser zu wissen als die zuständige Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern. Doch der Umstand, daß es in Rostock zu Straßenschlachten mit vielen Verletzten gekommen ist und daß die Chaoten am Montag weiter randaliert haben, kann noch nicht als Beweis dafür gelten, daß die Polizeistrategie völlig gescheitert ist. Denn es kann umgekehrt niemand den Beweis führen, daß es mit einer anderen Strategie weniger schlimm gekommen wäre. (...)
    Es gibt die perfekte Polizeitaktik nicht. Bei diesem Großeinsatz hat es die Polizei mit einer neuen Form des internationalen Polit-Hooliganismus zu tun. Was in der gegenwärtigen Situation das beste Mittel ist, kann man im Voraus nicht wissen. Diese Situation zeichnet sich dadurch aus, daß eine junge Generation Krawalltouristen, darunter viele aus dem Ausland, den Protest friedlicher Demonstranten dazu mißbraucht, eine Gewaltorgie zu feiern. Sie verhalten sich ähnlich wie die Fußball-Hooligans der 80er und 90er, die ebenfalls den Schutz der friedlichen Anhänger ausnutzten. Wenn es im Lauf der Woche besser gelingt, die Randalierer im Zaum zu halten und dabei rechtsstaatliche Grundsätze zu wahren, ist das ein Erfolg. Bei den Fußball-Hooligans dauerte es Jahrzehnte, bis die Polizei sie im Griff hatte. So viel Zeit haben die Einsatzkräfte jetzt nicht.«
  • · Pressespiegel

    FOCUS zweifelt an Zahl der Verletzten

    »Die Anzahl der Menschen, die bei der Eskalation der Anti-G8-Demonstration am Wochenende in Rostock verletzt wurden, liegt offenbar deutlich niedriger als angegeben,« bemerkte das Magazin FOCUS am Montag in seiner Online-Ausgabe.
    »Alle in die Krankenhäuser eingelieferten Personen wurden zwischenzeitlich entlassen«, zitierte FOCUS Online den Pressesprecher der Hansestadt Rostock, Ulrich Kunz. Von den während der gewaltsamen Ausschreitungen verletzten Polizisten befinde sich lediglich einer noch in stationärer Behandlung in der Universitätsklinik in Rostock. Die Verletzungen seien jedoch nicht lebensbedrohlich. Professor Bernd Freitag vom Klinikum Südstadt Rostock habe erklärt: »Nach Diagnostik und Behandlung haben sich viele Verletzungen als nicht so schwierig erwiesen.« Insgesamt waren nach Polizeiangaben bei den Ausschreitungen am Samstag 433 Beamte verletzt worden, 30 davon schwer.

    Auf Nachfrage von junge Welt bestätigte am Montagnachmittag eine Polizeipressesprecherin, daß nur noch ein Polizist in stationärer Behandlung sei. Bei den Verletzungen der 433 Beamten habe es sich mitunter nur um »blaue Flecken« gehandelt.