Medienschau
Der US-Plan für die Ukraine bescheinigt der Bundesregierung soeben erneut, wie schon bei der angekündigten Sprengung von Ostseegaspipelines, dass sie nicht gefragt ist. Der sogenannte globale Süden zeigt dem kollektiven Westen auf dem G20-Gipfel in Johannesburg die gelbe Karte, den Klimagipfel in Brasilien dominieren Ölstaaten, der deutsche Kanzler bleibt im Fettnapf. Der neuen deutschen Unmaßgeblichkeit begegnen hiesige Medien mit Wut, Trotz und Resignation.
Schlimme Schäden verursacht die Wirklichkeitsmagerkost im Spiegel. Am Montag fällt zum Beispiel Roland Nelles, der Leiter des Hauptstadtbüros, einem Verschwörungswahn zum Opfer. Er kennt, behauptet er, »die wahren Hintergründe« für die 28 Punkte zur Ukraine aus den USA: Die Umfragewerte für Donald Trump sinken, da nimmt der »die Brechstange« für die Ukraine. Im Rest des Artikels prasseln die schmückenden Beiwörter zu den 28 Punkten: »halb gar«, »lächerliche Idee«, »schamlos und unwürdig« usw. Bis der Chefjournalist halluziniert: »Hier sollen für einen kurzfristigen politischen Erfolg des amerikanischen Präsidenten entscheidende Grundprinzipien der westlichen Welt über Bord geworfen werden: der Glaube an die Souveränität von Staaten, die Unverletzlichkeit von Grenzen, die Regel, dass grobe Menschenrechtsverletzungen, wie sie Putin begangen hat, verfolgt und bestraft gehören.« Dabei wurden doch die Grundprinzipien der westlichen Welt im Angriffskrieg gegen den Irak 1991, in dem der NATO gegen Jugoslawien 1999, im zwanzigjährigen Kaputtschlagen von Afghanistan, im Irak-Krieg 2003 und schließlich im EU- und US-gelenkten Putsch in Kiew 2014 plus anschließenden Massakern an der Bevölkerung in der Ostukraine gestärkt.
Gewohnt verlogen statt wutentbrannt stellt im Tagesspiegel am selben Tag das Politologenschlachtross Herfried Münkler fest, man müsse »eine strukturelle Unterlegenheit des Westens einräumen«. Denn der reagiere auf den russischen »hybriden Krieg gegen Europa« nicht mit ähnlich »schmutzigen« Mitteln, führe »keinen Informationskrieg, was in einem autoritären Land mit streng kontrollierten Medien auch schwierig wäre«. Im Klartext: Russen (und Chinesen) haben keine Ahnung.
Am selben Tag teilt die Süddeutsche Zeitung mit: »China setzt beim Bau eines neuen Tunnels für seine Hochgeschwindigkeitszüge erstmals zentral auf eine künstliche Intelligenz. Sie hat die Bauleitung.« Eine Seite weiter veröffentlicht die Zeitung ein Interview mit der Ökonomin Dalia Maria, Überschrift: »China braucht uns nicht mehr.« Liegt vielleicht am deutschen Politikmodell. (as)
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