Wieder Tote trotz Waffenruhe in Gaza
Gaza. Im Gazastreifen ist es trotz der nach wie vor geltenden Waffenruhe israelischen und palästinensischen Angaben zufolge auch am Montag zu tödlichem Beschuss durch israelische Streitkräfte gekommen. Drei Palästinenser wurden laut Reuters erschossen. Das israelische Militär behauptete, dass die drei Personen eine Demarkationslinie überschritten und sich einer Armee-Einheit genähert hätten, die daraufhin in Notwehr gehandelt habe. Der Sender Al-Dschasira berichtete zudem, dass das Viertel Deir Al-Balah im zentralen Gazastreifen unter israelischem Artilleriebeschuss liege.
Nach den schwersten Luftangriffen seit Beginn der Waffenruhe am 10. Oktober am Sonntag meldeten die Behörden in Gaza insgesamt 44 getötete Palästinenser, darunter ein ZDF-Mitarbeiter. Insgesamt seien bei 80 Verstößen gegen die Waffenruhe 97 Menschen getötet und 230 weitere verletzt worden. Die Attacken vom Wochenende wurden von israelischer Seite damit gerechtfertigt, dass zuvor zwei Soldaten bei einem Gefecht mit Kämpfern der Hamas in der Stadt Rafah im Süden von Gaza durch eine Panzerfaust getötet worden seien. Die Hamas verneinte jede Beteiligung. Nach Angaben der Infoseite Drop Site News hatten Siedler, die sich bereits in die Enklave begeben hatten, mit einem Bulldozer die Detonation eines Blindgängers ausgelöst. In einer weiteren Pressemeldung war nicht von einem Bagger, sondern von einem israelischen Panzer die Rede, der über einen nicht explodierten Sprengsatz gefahren sei.
Israels Regierung hatte den Vorfall in Rafah zum Anlass genommen, den dortigen Grenzübergang nach Ägypten erneut zu schließen. Die extrem rechten Minister Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich forderten zudem in Stellungnahmen in sozialen Netzwerken und im Rundfunk eine Fortführung des Gazakriegs. Laut Medienberichten soll allerdings die US-Regierung interveniert und auf der Einhaltung der Waffenruhe bestanden haben. Wie Nachrichtenagenturen am Montag mitteilten, erreichten nach dem am Sonntag verkündeten Stopp wieder Hilfslieferungen den kriegszerstörten Gazastreifen.
Am Montag trafen auch Jared Kushner, der Schwiegersohn und Berater von US-Präsident Donald Trump, sowie dessen Sondergesandter Steve Witkoff in Israel ein, um nach offiziellen Angaben die Implementierung des Waffenstillstandsabkommens zu kontrollieren. In einem vor der Reise aufgenommenen und am Sonntag ausgestrahlten Interview des US-Senders CBS mit den beiden hatte Kushner gesagt, dass der Gazastreifen aussehe, als ob auf ihn eine Atombombe abgeworfen worden wäre. Die Nachfrage, ob in Gaza ein Völkermord stattgefunden habe, verneinte der enge Verbündete Israels jedoch kategorisch. (jW)
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